IFAS: Themen und Projekte

Mit Oxyblock hab ich selbst keine Erfahrung - ich hab es wegen der beschriebenen langen Trocknungszeit seinerzeit abgwählt, weil das für die Unterhaltskonservierung der daily driver äußerst unpraktisch ist

Deshalb soll ja das Coupe als Ersatz für die bisherigen Dailys herhalten, um beim 9-5 und 9000 gründlich und ohne Zeitdruck arbeiten können. Mir geht es schon mehr um die langfristige Instandhaltung als um eine 'zeitwertgemäße', schnelle(re) Lösung.

Die Werkstatt mit der Möglichkeit 4 Autos gleichzeitig zu bearbeiten, gibts das ja her. So entstehen nie Wartezeiten.
 
Rost@ifas

Entsprechend der selbstauferlegden Verpflichtung zur Anwendungsforschung am ifas habe ich heute nachmittag ein paar Experimente zur Rostbehandlung gestartet.

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(Pacman ist entstanden, weil ich mir ein Stück als handlichen Rostradierer für schlecht zugängliche Ecken rausgeschnitten habe ;)

Folgende Produkte als Roststopper oder Rostgrundierung standen zur Auswahl:

Oxyblock S
Oxyblock N
Owatrol Öl

Oxyblock ist ein extrem kriechfähiger Roststopper, der nach der Trocknung nicht mehr chemisch reagiert oder Salze bildet. Es ist also keine Nachbehandlung notwendig.
S steht dabei für eine kurze Trocknungszeit von 1-3 h, was jedoch auf Kosten der Kriechfähigkeit geht. Damit ist es für die Versorgung von Falzen weniger geeignet. Es hat aber den Vorteil, auch auf blankem Blech als Rostschutzgrundierung eingesetzt werden zu können.
N ist bis zu 48h kriechfähig, braucht aber Rost und Poren, um vernünftig zu haften und hat eine Trocknungszeit von bis zu 72 h.

Owatrol Öl verhält sich in den Eigenschaften ähnlich wie Oxyblock N, ist jedoch weniger kriechfähig.

Ich habe nun verschiedene Stellen unterschiedlichen Zustands gewählt:

Rost und Oberfläche nur leicht aufgebrochen, behandelt mit Oxyblock S

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Flächen mit 'Sommersprossen', nur gereinigt und entfettet, behandelt mit Oxyblock S:

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Blanke Flächen mit teilweise Rostporen, behandelt mit Oxyblock S

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Fläche mit überwiegend Rostporen: Hier habe ich nur die Poren mit Oxyblock N behandelt. Nach der Trocknung will ich über die gesamte Fläche inkl der blanken Teile eine zweite Schicht mit Oxyblock S aufbringen.

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Hier wurde der Rost nicht groß entfernt, er liegt in Vertiefungen oder schlecht zu bearbeitenden Ecken. Auch hier partiell Oxyblock N auf die rostigen Stellen, danach kommt wie zuvor bechrieben eine zweite Schicht mit S.

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Der anschließende Aufbau wird alternativ mit Owatrol Grund und Chassislack, Owatrol Grund und Lack sowie mit Zinkgrund und Lack erfolgen.

Die Stellen um Motorraum werde ich auf den rostigen / porigen Stellen mit Owatrol Öl behandeln und den weiteren Aufbau mit Owatrol Grund und Chassislack herstellen. Dazu bin ich aber heute noch nicht gekommen.

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Da das Auto nun wirklich keinen schlimmen Rost hat, dachte ich mir, das ist eine gute Möglichkeit, unterschiedeliche Verfahrensweisen zu testen, da bei Versagen kein ernster Schaden entstehen würde. Die Radkästen sind dazu bestens geeignet, weil die Qualität der Oberfläche (Lackierung) keine Rolle spielt und sich jetzt und später immer partiell überarbeiten lässt. Zudem können so die verschiedenen Verfahren unter identischen Bedingungen erprobt werden.

Werde weiter (auch langfristig) dazu berichten. Auch mit dem Ziel herauszufinden, wie sinnvoll oder hilfreich es überhaupt oder unter welchen Umständen ist, Rost vollständig zu entfernen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@klawitter Der Selbstversuch ist sehr lobenswert. :smile:
Ich kenne das Zeug selber nicht und daher kann ich auch kein Urteil erlauben.
Da muß man die Produktbeschreibungen lesen und glauben (oder nachfragen), ob es überhaupt tauglich ist.
Im Laufe der letzten 50 Jahre hat sich ja reichlich getan, was die Rostvorsorge und Bekämpfung angeht. Vielleicht gehen wir sogar noch ein bißchen weiter zurück und landen irgendwo in den 60er Jahren.
Da kenne ich englische Roadster, mit tragendem Rahmen und aufgesetzter Karosserie. Die Biester waren von unten nur mit roter Bleimenninge lackiert und mit Unterbodenschutz auf Bitumenbasis beschichtet. In den Kästen gab es einen Hohlraumschutz auf Bitumenbasis, welcher durch Lösungsmittel dünn genug wurde.
Nehme ich solche ollen Autos zum Vergleich mit heutigen Autos, dann fallen mir sofort drei Dinge auf.
1. Die Materialstärke war deutlich dicker.
2. Die Autos waren deutlich kleiner
3.Umweltschutz spielte absolut keine Rolle.
...
Warum gibt es heute noch MG und Austin-Modelle, die 50 Jahre alt sind?
Weil mit dem Material nicht gespart wurde. Dickeres Blech, dickeren Lack, dickeren Unterbodenschutz, usw. Einfach nur mehr Material.
(ein R4 aus den 70ern wurde 4-5 Jahre alt, ein 99er aus Belgien 6-8 Jahre, weil der 99er doppelt so dickes Blech hatte)
Gevatter Rost war also immer schon ein Problem. Aber unsere modernen Autos wurden eigentlich nicht für die Ewigkeit gebaut, sondern nur für 15 Jahre! Maximal!
...
Wie stellt man dem Gevatter Rost ein Bein?...indem man den Stahl gegen Luft/Sauerstoff abschirmt. Und das direkt von neu ab.
Aus den 80er Jahren sind noch diverse Produkte bekannt. Mike Sanders, waxoyl, Dinitrol, usw.
Das Zeug wirkt heute auch noch!...bevor es Rost gibt. :smile: Reine Versiegelungen, um Lack, Falze und Nähte noch zusätzlich gegen Luft und Wasser zu schützen.
...
Ist der Rost einmal da...muß er weg!!!
Es gibt Stellen, wo man ihn nicht mehr weg bekommt. Dann versucht man es mit der Chemie.
Eisenoxid wieder aufspalten in FE und O, klappt nicht ohne Energie...also im Schmelzofen...oder man muß den Sauerstoff anders entziehen.
Per Säure geht das. Aber wenn zuviel Säure, dann frisst es auch anderes Material.
Ich bin also sehr skeptisch, sobald es "Rostumwandler" heißt!
...
Und wenn dann eine Rost-Grundierung gepinselt wird...und der benachbarte Lack löst sich davon auf...hat man sich die nächste Baustelle selber eingerichtet.
Rost kann man wirkungsvoll bremsen...aber nicht aufhalten.
Guckt euch die Rheinbrücken am Niederrhein an. Nach 50 Jahren renovieren oder abreissen. So ist das eben mit dem Stahl. :smile:
 
Rost@ifas:

Gestern waren die Kollegen vom Institut für Korrosionsschutz aus Roststøpping zu Besuch und haben einen Gastvortrag zum Thema 'ganz genau hinschauen' gehalten ;)

Ich lerne so langsam, dass es beim 9³I keine Stelle gibt, deren Zustand solide Rückschlüsse auf andere Stellen zulässt. Das oben, hinten und unten total rostfreie Coupe zeigt sich im Motorraum bzw vorderen Rahmen an weiteren Stellen von Rost befallen (Dreck weg entlarvt den Rostfleck):

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Alles für sich genommen (noch) nicht wild, aber dennoch: Nahezu alle Fügungen sind angerostet. Ich frag mich wieso:confused:

Eine Möglichkeit wären 10 Jahre Mittelgebirge mit viel Salz im Winter. Das müsste aber doch das ganze Auto betreffen!?
Ein anderer Ansatz: Als das Getriebe vor geschätzt 4 oder 5 Jahren getauscht wurde, wurde die linke Motorraumabdeckung nicht wieder montiert. Möglicherweise hat das für Eintrag von salziger Feuchtigkeit gesorgt. Wobei beide Seiten gelichermaßen betroffen sind.

Letztlich kann ich nur spekulieren und bearbeite jetzt halt alles, was ich finden kann, mit Oxyblock und Owatrol.

Durch die Ergebnisse des #ganzgenauhinschauens habe ich mich veranlasst gesehen, das CV auf die Bühne zu fahren und auch dort genauer als bisher vielleicht hinzuschauen. Immerhin, es hat je einen durchgerosteten Längsträger hinten.

Zu meiner durchaus großen Überraschung hat das CV nicht den Ansatz eines Rostbefalls am vorderen Rahmen. Es hat auch keine rostigen Antriebswellen, die Servoleitungen und die Leitungen zum Ölkühler sind ebenfalls makellos. Hm. Erleichtert, aber echt verdutzt.
Das CV war bis vor 4 Jahern ein Ganzjahrescabrio. An regelmäßigem Winterschlaf kann es also nicht liegen, auch hat es 40 tkm mehr auf der Uhr.

Fazit für die Zukunft: Überall #ganzgenauhinschauen.

Und: Ölschlonz im Motorraum bietet nicht den Rostschutz, der ihm manchmal zugesprochen wird, denn gerade darunter habe ich mit den flächigsten Rost gefunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
@der41kater Bei den sog. Rostumwandlern handelt es sich meist um organische Säuren, wie z.B. Tannin (Gerbsäure). Bei der Behandlung entstehen metallorganische Komplexe, also chemischen Verbindungen zwischen den Metalloxiden und den Kohlenstoffverbindungen der Säure. Diese sorgen für eine inaktive Oberfläche und schützen das Eisen vor weiterer Oxidation.
 
Mein 9-5 sah vernerum so ähnlich aus wie dein 9-3.
Warum es einen trifft und andere nicht - da hab ich ebenfalls keinen Ahnung...
 
Gewalt@ifas

Nabe ausdrücken mal anders. Die wird sich von der Lagerhälfte wohl nicht mehr trennen lassen...

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Rost@ifas:
(...) Nahezu alle Fügungen sind angerostet. Ich frag mich wieso:confused:(...)
Weiß jetzt nicht genau was mit „Fügungen“ gemeint ist. Die Schweißflansche?

Was auf den Bildern „schön“ zu sehen ist, fast alle Roststellen beginnen an Blechkanten, entweder Beschnitt oder Loch.
Selbst wenn beschichtete Bleche eingesetzt werden ist diese Beschichtung nur auf dem Ausgangsmaterial, also vor dem Umform- und Beschnittprozeß. Die Kanten sind also ungeschützt.
Dazu kommt das die Schichtdicke beim Lackieren an „Ecken und Kanten“ dünner ist.

(Hab auf die Schnelle nur das hier gefunden:
https://www.stanitech.de/images/stories/aktuelles/lackhaftung-de.pdf
Aber da ist es ganz nett dargestellt.)
 
Weiß jetzt nicht genau was mit „Fügungen“ gemeint ist. Die Schweißflansche?

Alles, wo Teile zusammentreffen bzw miteinander verbunden sind. Das betrifft halt auch Schweißpunkte mitten in der Fläche.

Das Problem mit dem Lack an Kanten ist ja so alt wie die Menschheit.
 
Sind runter. Ging super. Ich hatte gedacht, dass die dünnen Flanken der Lagerringe das nicht mitmachen und habs dann doch mal probiert. Merci!

Ich Eumel hätte die Lager nur nach dem Sandstrahlen rausdrücken sollen. Jetzt muss ich Deckel basteln :redface:

Anhang anzeigen 199492
Das macht bei mir der Strahlbetrieb. Kenne kchnauch nur so.
Gestern noch eine Fuhre abgeliefert... :smile:
 
Im Rahmen der Anwendungsforschung muss ich das leider selbst machen ;)
 
Manchmal mag ich Outsourcing einfach... :cool:
Während die einen strahlen,
galvanisieren die anderen,
und zeitgleich wandert ein neues Netz in den über vierzig Jahre alten Kühler...

Ja, ich auch.

Natürlich so ziemlich alles auch schonmal selbst probiert. Aber man muß auch irgendwie einsehen, worin man gut ist und was nicht so gut geht wenn man es selbst macht. Manchmal gibt es auch limitierende Faktoren wie teueres Equipment und/oder Platz.

Sandstrahlen habe ich für mich eingesehen, daß es einfach eine Riesen-Sauerei ist. Und mit dem mir zur Verfügung stehenden Equipment teilweise auch einfach ineffizient ist. Da fehlt mir dann die Geduld und es kommt auch mit Geduld nur ein schlechtes Resultat heraus. Daher gebe ich den Kram entweder irgendwo ab zum strahlen oder gehe alternative Wege.
 
Ja, ich auch.

Natürlich so ziemlich alles auch schonmal selbst probiert. Aber man muß auch irgendwie einsehen, worin man gut ist und was nicht so gut geht wenn man es selbst macht. Manchmal gibt es auch limitierende Faktoren wie teueres Equipment und/oder Platz.

Sandstrahlen habe ich für mich eingesehen, daß es einfach eine Riesen-Sauerei ist. Und mit dem mir zur Verfügung stehenden Equipment teilweise auch einfach ineffizient ist. Da fehlt mir dann die Geduld und es kommt auch mit Geduld nur ein schlechtes Resultat heraus. Daher gebe ich den Kram entweder irgendwo ab zum strahlen oder gehe alternative Wege.
Strahlen tue mir nicht an. Abgeben - und lackiert und sorgfältigst verpackt, auch ein wichtiger Punkt, wieder abholen.
Ich freue mich jetzt schon darauf.
Bei der Galvanik finde ich es auch immer super die glänzenden Teile wieder in den Händen zu halten.
Ein riesiger Motivationsschub für den Zusammenbau...
 
Ich plane das jetzt auch nicht als Dauerbeschäftigung. Aber ich habe den Platz zum Freiluftstrahlen und eine neue Pistole. Das wird jetzt an den Achsschenkeln ausprobiert. Gedacht ist das aber schon als Möglichkeit bei Gelegenheit und für Kleinkram oder Details.
 
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