Ohne Plan nach Norden... oder: Metalldetektor und aero84 machen Urlaub.

Ich fürchte, das wird heut nix mehr, hab zur Zeit so gut wie keine Bandbreite...

Sind noch nicht alle Bilder aufschnur. Ich bin aber dabei!
 
Als wir Deinen roten geholt haben hatte ich das Auto mit Radio.Manuel musste darben, hehe,dann lief da nachts bei HD/KA Pogo Radio.Selten so gelacht...
 
Ich geh grad noch was am Sportunimog basteln, solange es noch hell ist, danach setz ich mich wieder hin und schreibe weiter, versprochen!
 
Bsssssst. BSSSSSST!!! Lange nicht mehr gehabt, dafür jetzt um so lauter. Zum Glück hat der Biwaksack ja nen Mückenschleier. Ignorieren! Augen zu und weiterschlafen.
Bssst. Bssssst. Linkes Auge auf. Eine Mücke. Direkt vor meinem Auge. Zwei Mücken. Drei... Da sitzen die Viecher doch tatsächlich auf dem Schleier und warten darauf, daß ich einen Fehler mache. Aber nicht mit mir!


...



Es wird warm. Sehr warm. Die Sonne lacht. Irgendwie ist so ein ausgemusterter Bw-Schlafsack für den Nordpolarkreis nicht in jeder Jahreszeit geeignet. Also raus aus den Federn. Halt, da waren doch die Mücken! Zu spät, der Schleier ist weg und ich hab die erste im Gesicht. Die ist zwar schnell vertreiben, dafür erwischt mich dann eine am Arm, als ich mich in meine Klamotten schmeiße. Auch egal, man merkt zwar, wie sie beißt, dafür juckt das dann später aber nicht. Irgendwie sind schwedische Mücken im Ganzen betrachtet doch angenehmer.

Iuri fühlt sich unter dem aus dem Poncho gebastelten Schrägdach offensichtlich wohl, zumindest zeigt er keine Lebenszeichen.
Ich schleppe Schlafsack, Biwaksack und Bodenplane zum Auto, drehe den Schlafsack auf links und verteile alles über den geöffneten Türen zum Trocknen.
Dann schmeiße ich den Kocher an und setze Kaffee auf, die Isomatte ist als Windschutz unersetzlich, ich brauche aber einiges an Improvisationsgeschick, bis sie dem Wind auch standhalten kann und nicht immer in die Flamme fliegt. Mag sein, daß ich das, wäre der Kaffee schon fertig und verzehrt, besser hinbekommen hätte. Wobei mir auffällt, daß ich trotz dieser widrigen Umstände - gerade viereinhalb Stunden geschlafen, und noch kein koffein im Blut - erstaunlich wach und fit bin. Vielleicht liegt das wirklich am vielbeschworenen nordischen Licht...

Nach ausgiebigem Frühstück packen wir zusammen und rollen los.

Wir hatten um Mitternacht etwas nördlich des Kreises schon festgestellt, daß es fürs Nordkapp und den Rückweg über Norwegen vielleicht nicht reichen würde. Diesen Morgen dann die Entscheidung: Kiruna müssen wir auf jeden Fall noch mitnehmen, dann sehen wir weiter.


Nach einigen Kilometern zieht es wieder etwas zu, der Himmel wird grau. Es ist jetzt fast dunkler als noch vor einigen Stunden, mitten in der Nacht. Spätestens ab hier verliere ich jedes Zeitgefühl.


Unterwegs biegen wir nach einer langen Geraden in eine Serpentine mit ordentlichem Gefälle. Danach geht es wieder geradeaus, immer am Hang lang, ins Tal hinunter, daß sich der Fluß hier gegraben hat.

Auf halber Höhe sehen wir auf der anderen Seite eine riesige Umspannstation.
Ich halte an, um auf der Suche nach einem guten Bild in der Vegetation den Hang wieder etwas hochzukraxeln. Doch kaum habe ich die Tür geöffnet, sehe ich die hellblaugraue Fahne, die sich von unserem Auto bis zur Kuppe zieht. Ventilschaftdichtungen oder Turbo? Eher letzteres, spricht der doch untenrum schon träge an, und hat mir nicht auch noch der hft prophezeit, bald einen neuen zu brauchen?
Von einem leichten Anflug beginnender Panik erfaßt, mache ich mich über den Ölmeßstab her. Der wurde ja beim letzten Tanken wie bei jedem Tankstop kontrolliert, und erwartungsgemäß ist das Öl immer noch goldbraun und immer noch in derselben Menge vorhanden. Er scheint das wirklich nur im Schiebetrieb rauszuhauen. Während der restlichen Fahrt werde ich verstärkt darauf achten.
Leidlich beruhigt knipse ich dann doch das Bild.

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Leider wirkt das Photo nicht halb so imposant wie der tatsächliche Anblick. Vielleicht hilft es, wenn man die Brücke und die Bäume zum Größenvergleich heranzieht.

Wir rollen weiter, es geht über die Brücke und dann am anderen Ufer entlang wieder langsam Höhe gewinned zurück. Wir kommen am Kraftwerk vorbei und an einer kleinen, offensichtlich zum Kraftwerk gehörenden Siedlung aus zweistöckigen Holzhäusern. Danach wieder Wald, und Fels.

Nach einer kleinen Ewigkeit eine Rechtskurve, die Felsbrocken verschwinden, das Land wird wieder flach.

Die bis jetzt noch halbwegs normal anmutende Vegetation verändert sich, die Bäume werden kleiner. Dazwischen immer wieder erst kleinere, dann größer werdende Lichtungen aus Gras, moos und Sumpf. Der Boden ist wohl gerade erst aufgetaut, das Wasser steht und kann nicht abfließen.
Wenn ich mich richtig an den Erdkundeunterricht der Mittelstufe erinnere, ist das wohl die Tundra.
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Die Gegend hier hätte sich übrigens auch vorzüglich für den Weg nach Mordor geeignet.
 
Sieht auf dem Bild natürlich nicht so endzeitlich aus wie in echt. . . trotzdem ein tolles Bild, Martin!
Wie wir hinter der Haarnadel gehalten haben, hab ich ja noch gesagt, "wie cool, wenn einen der eigene Staub überholt. . ." - aber dann auch gerochen dass da wo Öl verbrannt wird. Hatten wir an Daniels 900i auch bei ordentlicher Leistung, an meinem T16 auch.
Es war ja schon nicht ganz einfach auf Tempomat durch die engen Kurven zu zirkeln, aber durch die Bodenwellen wurde das noch erschwert. . . seltsamerweise keinerlei Frostschäden, nur eine Bodenwelle vor einem Bahnübergang kurz vorm Polarkreis hat das Fahrwerk zum Durchschlagen und die Frontlippe zum Bodenknutsch gebracht. Mit Benz wäre das nicht passiert :D
 
Die Tundra macht wieder einer halbwegs zivilisierten Wildnis Platz. Wir entdecken im Bilatlas einen Campingplatz in der Nähe und beschließen, das sei doch eine Prima Möglichkeit zur Dusche.
Wir fahren von der Straße ab und folgen einem schmalen Weg, der teilweise tatsächlich asphaltiert ist. Nach ca 5 km gelangen wir nach Piillijärvi, einem kleinen Dorf an einem See, aber wo ist der Campingplatz?

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Genau das ist er, da steht doch tatsächlich ein Zelt neben einem blauen Golf II auf der Wiese. Die beiden, ein junges Pärchen, sind die einzigen Gäste.
Ich spreche eine Frau mittleren Alters an, die vor dem nächsten Gebäude Unkraut jätet, ob wir hier duschen können und was das koste. Die Duschen seien da drüben, bezahlen könne man am Automaten, und ob sie uns nicht einen Kaffee kochen solle?
Der Automat verlangt übrigens 1 Krone, also knapp über 10 cent. Das nenne ich mal einen freundlichen Preis! In mir reift der Entschluß, aus Anstand noch ein bißchen Geld im Café dazulassen, das hat aber leider - wohl mangels Nachfrage - zu.
Auf jeden Fall ist dieser Campingplatz eine Empfehlung wert, wunderbare Lage, sehr nette Leute.


kurz bevor wir fahren, mache ich noch ein Bild vom See.

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Wir rollen weiter nach Norden. Nache einigen Stunden erreichen wir Jokkmokk. Das sieht auf der Karte ähnlich wie Arvidsjaur wie eine Metropole aus, und es sieht auch in der Realität genau wie Arvidsjaur aus. Eine Hauptstraße, ein paar Backsteinhäuser, ein paar Tankstellen. Wir bunkern Brenstoff und laufen wieder aus.

Die Landschaft zieht an uns vorbei. Die Weite ist atemberaubend, man fährt Stunde um Stunde geradeaus, und man weiß, am nächsten Tag geht das noch einmal so weiter.
Auf der Rückfahrt habe ich mir die Zeit genommen, öfter mal anzuhalten und Bilder zu machen, ich hoffe, die können Euch dann eine Eindruck vermitteln.



Am Nachmittag erreichen wir dann Kiruna.

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Das ist der erste Anblick: die Mine.

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Wir fahren zum Bahnhof und stellen das Auto ab. Ich bewundere noch das martialische Profil auf den Winterreifen unseres Parkplatznachbarn, eines weißen Geradschnauzer-Vergasers, dann machen wir uns auf den Weg hinauf in die Stadt.
Die Stadt selbst liegt auf einem Hügel, der Bahnhof an dessen Fuß, sozusagen zwischen Stadt-Hügel und einer der Minen.

Die Stadt selbst besticht durch ihre Häßlichkeit. Kiruna ist industrielle Tristesse, gepaart mit provinzieller Öde.

Auf dem Rückweg zum Wagen treffen wir zwei Mädels, beides Rucksacktouristinnen. Die Deutsche ist kurz angebunden und hetzt zu ihrem Zug, mit der Engländerin unterhalten wir uns angeregt. Sie hat leider ebenfalls schon ihre Fahrkarte gekauft, außerdem ist der Flug ab Stockholm schon gebucht, so daß die Idee, mit uns nach Süden Richtung Mora zu fahren leider ausscheidet.


Wir verabscheiden uns, sie wandert zum Bahnhof, und ich schnappe mir die Kamera. Ich habe hier eine Mission zu erfüllen.
Mein Alter Herr ist sehr eisenbahnbegeistert, und als ob das nicht genug wäre, habe ich von der Schwermetallfraktion des w123-forums den Auftrag bekommen, die Erzzüge abzulichten.
Ich beginne mit dem Bahnhof.

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Das schwarze,lange ist ein Zug...


Wir setzen uns wieder ins Auto und versuchen, auf einen der Berge zu kommen, der Aussicht wegen.

Ein kleines Stückchen kommen wir hinauf, dann versperren uns eine Schranke und ein Geröllhaufen den Weg. Das macht nichts, wir essen erstmal etwas, und ich fange trotzdem schonmal an zu photographieren.

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In die andere Richtung sieht das doch wieder ganz anders aus:
Da steht man da und denkt, ja, da muß ich auch noch einmal hin...


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Wir fahren wieder zurück, der nächste Versuch, den "Aussichtsberg" zu erklimmen, endet in einer Holzhaussiedlung. Abteilung kehrt, zurück zur Straße.


Da kommt uns ein Zug entgegen. Ich stoppe, reiße die Kamera aus dem Beifahrerfußraum hoch und schieße.
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Die Dinger sind auch nicht mehr die Jüngsten. Das waren mal die stärksten Lokomotiven Europas...


Wir fahren daraufhin mit dem Wagen nach Kiruna hinein, und tatsächlich kommen wir auf einen Parkplatz am Fuße des "Stadtberges". Ein paar Wege führen nach oben, alle mit einer geschlossenen Schranke versperrt. Alle? Nein, da hinten fehlt die Schranke. Ein Verbotschild gibt es auch nicht, also los!

Es ist zwar furchtbar diesig, trotzdem gibt es einen Blick weit ins Land hinein.

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Und da ist auch schon der letzte Film alle.

Ich wende auf dem schmalen, geschotterten Weg. Das oberste Stück ist wirklich schlecht, ich muß wirklich aufpassen, wo ich langfahre. Ab dem Parkplatz ist der Weg deutlich besser, breit wie eine Asphaltstraße, immer noch geschottert, aber frei von Schlaglöchern. Ich lassen den Schlampenschlepper fliegen, eine Linkskurve, Fuß leicht vom Gas, das Heck kommt rum. Ich stelle die Lenkung gerade, bleibe auf dem Gas, und ohne weiteres Zutun zieht der Wagen im (für mein laienhaftes Empfinden) perfekten Drift um die Kurve. Geil! Beim Fahrwerk wußten die Jungs aus Trollhättan wohl doch, was sie taten.



Bei der Ausfahrt aus der Stadt halten wir an einem Einkufszentrum und suchen uns dumm und dämlich, bis wir zeitgleich, aber unabhängig voneinander darauf kommen, daß es Filme doch normalerweise immer in Nähe der Kasse gibt.
Leider gibt's nur 24er, die auch nur im Doppelpack, macht aber nix, 48 Bilder werden wir wohl noch vollkriegen.

Iiuri übernimmt das Steuer, ich munitioniere die Kamera auf.
 
Was für eine Kamera hast du denn verwendet und hast du die Bilder selbst eingescannt?

PS:
Dank deines wunderbaren Reiseberichtes und der schönen Bilder steht eine solche Reise mittlerweile auch auf meinem Wunschzettel...
 
Alles selbstgemacht. Reine Handarbeit, Asahi Pentax Spotmatic F, Objektive diverse Takumar, Film das, was gerade zur Hand / zu kaufen war.

Ne alte Spiegelreflex von 1976, wenn ich mich nicht irre. Erbstück von Opa.

Eingescannt hab ich nix, Du kannst Dir die Abzüge digitalisieren lassen. Bekommst dann in deiner klassischen Phototasche Deine Negative wie bisher und statt der Abzüge eine CD.
 
Eingescannt hab ich nix, Du kannst Dir die Abzüge digitalisieren lassen. Bekommst dann in deiner klassischen Phototasche Deine Negative wie bisher und statt der Abzüge eine CD.

Kann man eigentlich auch Bilder vom Negativ/Film *nur* digitalisieren lassen, ohne Abzuege ?

Im Zeitalter der Digicams will ich mir die Bilder eigentlich vorher auf dem Bildschirm anschauen, und dann wegschicken, von welchen ich Abzuege haben will, oder auch nicht.

Ich fotografier naemlich leidenschaftlich gern mit meiner alten Minolta.

/To
 
@ bone: Jep, genau die isses.

@ Targa: So mach ich das immer, ich geb den Film ab und bekomme Negative und CD, keine Abzüge. Kostet ca 10 Euro pro Film.
 
@Pentax:
Hab auch noch ne K1000 (dürfte mittlerweile ziemlich genau 20 Jahre alt sein), die macht Bilder -> ein Traum!
Vielleicht wird Digitalfotografie wirklich überbewertet... :turtle:
 
Ja. geht nix über ne anständige Spiegelreflex.
 
Zwei Nachteile, die für mich sehr schwer wiegen, sind, dass ich bei meiner "normalen" SR nicht sehen kann, ob das Bild etwas geworden ist, oder nicht. Plus - Es kosten mich 10 Bilder auf der Speicherkarte genauso viel wie 100 Bilder (ausser mehr Strom) - Ich kann also viel mehr spielen und dann das Löschen, was nichts geworden ist.

Deshalb will ich auch auf digi SR umsteigen... Hat jemand eine zu verschenken? :biggrin:

ABER: Die hier gezeigten Bilder sind sehr schön - wobei ich hierbei speziell die Motivauswahl und den Bildaufbau meine. Da kann jemand fotografieren! *daumenhoch*
 
ne digitale SR, die ne ähnliche Auflösund wie ne Kleinild-SR bringt, dürfte das monatliche Spielzeugbudget sprengen.

Ich hab übrigens neulich ne Spotmatic (ohne F) mit drei Objektiven, anständigem Blitz und Balgengerät (!) für nen Hunni gekauft. Ne antike Agfa-Sucherkamera sowie nen Satz Filter (einen davon hätte ich in Schweden gebraucht!) gab's noch dazu...

Für die Differenz kann man viele Filme vollknipsen ;-)
 
Für die Differenz kann man viele Filme vollknipsen ;-)

...und dann musste damit auch noch zur Fotobude rennen - warten - wieder löhnen und dann erst herausfinden, dass das Lieblingsbild doch nix geworden ist. *Leider* Denn ich mag meine C 300V sonst sehr... :rolleyes:

Aber ihr wart' noch nicht zu Hause, oder? Folgt eine Fortsetzung? *kaumwartenkann*
 
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