Hallo Leute!
Nachdem ich längere Zeit (2-)taktlos unterwegs war, habe ich es endlich mal wieder hier her geschafft.
Zum Thema "Saab aus Polen" kann ich tatsächlich auch noch etwas los werden.
Denn, wie DanSaab ganz richtig geschrieben hat, habe ich ein dort restauriertes Fahrzeug.
Trotz meines zitierten Unmutes, möchte ich aber ganz deutlich sagen, dass mein kleiner 96'er eigentlich sehr schön restauriert wurde. Inzwischen konnte ich auch schon mal etwas "hinter die Kulissen" des Autos schauen - sprich ich hatte etwas Zeit mal einiges auseinander zu bauen. Böse Überraschungen blieben bisher zum Glück aus.
Es wurden - soweit ich beurteilen kann - wohl ausschließlich Originalteile verbaut. Vielleicht hier und da etwas improvisiert - aber die grundsätzlichen Arbeiten wie z.B. die Stellen, an denen geschweißt wurde, sehen super aus. Da habe ich inzwischen ganz andere Beispiele sehen müssen...
Man sieht schon, dass der Wagen mit viel Liebe zum Detail restauriert wurde. Die Fotodoku zeigt, dass der Saab vollständig zerlegt wurde und bei der Restaurierung im Grunde nichts ausgelassen wurde. Alles (wie Karosserie, Anbauteile, Armaturenbrett, Lenkrad, Polster, Himmel, Motor, Achsen usw.) wurde sehr schön hergerichtet. Teilweise sieht man nicht mal Patina. eine Laufleistung zu schätzen ist äußerst schwierig. man würde sie auf jeden Fall geringer einschätzen, als sie wahrscheinlich real ist.
Was mich (als Perfektionisten) etwas geärgert hat: Es wurden einige Teile einfach weggelassen (z.B. Jalousie vom Kühlergrill mit den dazugehörigen Seilzug; Vergaservorwärmrohr; Rohr für die Verteilerbelüftung, Windabweiser Seitenfenster; und diverse Kleinteile)
Einige Sachen, die aber sofort ins Auge stechen - und wohl leicht zu erneuern gewesen wären, wurden bei den Arbeiten ignoriert (wie zum Beispiel die brüchigen Abstreif-Dichtungen der Seitenscheiben, einige Schrauben, die schon wieder rostig sind).
Andere Sachen gehen in die Rubrik "wäre schön gewesen wenn". Aber andererseits wäre es dann ein "Neuwagen", dem der Charme gefehlt hätte. Immerhin ist der Gute fast 40 Jahre alt. Und dafür sieht er eigentlich perfekt aus!
Was mich aber wirklich geärgert hat (und das auch immer noch tut): die besagte mangelhafte Konservierung (und die an einigen schlecht zugänglichen Stellen ungenügende Lackierung). Denn wenn ich mir die Bilder der völlig "nackten" Karosserie anschaue, wäre es eine Kleinigkeit gewesen, die besagten Stellen, Falze und Hohlräume wenigstens vernünftig zu versiegeln. Man wäre überall problemlos hin gekommen. Jetzt wird es mich eine Menge unnötiger Arbeit kosten, diverse Teile des 96'ers wieder zu demontieren...
Natürlich freue ich mich, wenn ich an dem kleinen etwas arbeiten "darf" (man will ja schließlich nicht nur fahren) aber der erste Flugrost (und vor allem die "echte" blasige und total ärgerliche Roststelle am Heck) ist total unnötig.
Resümierend muss ich aber noch mal ganz klar betonen, dass die Arbeiten im großen und ganzen wirklich ordentlich gemacht wurden. Eine Komplett-Restaurierung ist ein recht umfangreiches Unterfangen. Und wenn man dann noch bedenkt, dass eventuell einige Ersatzteil-Engpässe vorhanden waren - und der Preis für absoluten Perfektionismus wohl auch entsprechend höher gewesen wäre, geht die Qualität in Ordnung. (Abgesehen von der Konservierung!)
Hinzu kommt, dass bei der Summe an Arbeiten, die an dem Auto ausgeführt wurden, bestimmt irgendwann der Zeitpunkt gekommen war, an dem die Restauratoren die Bremse ziehen mussten, bzw. Prioritäten gesetzt haben. Denn eine Restaurierung ist ja eigentlich eh ein Fass ohne Boden. Grenzen nach oben gibt es wohl nicht. Aber irgendwann wird so eine Aktion eben unbezahlbar. Vor allem, wenn man den Marktwert eines 96'ers in Relation setzt (Aber was heißt das schon? Hier geht es um automobiles Kulturgut! Und wer ist schon vernünftig, wenn es um seinen Liebling geht...?)
Wenn ich heute ein Auto dort restaurieren ließe (was ich durchaus machen würde), dann würde ich wohl ein Lastenheft mit schicken.
Ein persönlicher Kontakt zu den Restauratoren wäre natürlich das Beste - aber natürlich schwierig weil weit weg. Vermutlich müsste man für solchen "Luxus" hier in D auch entsprechend Geld hinlegen.
Ich kann nicht sagen, was mein Vorgänger für die Restaurierung bezahlt hat - aber ich denke, es war "preiswert" - also ein guter Gegenwert für das, was bezahlt wurde.
Wenn man ein Restaurations-Projekt in Polen in Angriff nehmen möchte, könnte ich mir vorstellen, dass man in Leszek (Saabista95), der ja beste Kontakte zu dieser Werkstatt hat, mit Sicherheit einen guten Ansprechpartner und Vermittler hätte. Vielleicht ihn einfach mal persönlich ansprechen. Soweit ich gehört habe, ist er unheimlich hilfsbereit und hat bestimmt ein paar Tipps auf Lager.
Viele Grüße
Olli