Zum Motorradunfall:
Auch von mir mein Beileid an die Angehörigen.
Es ist ein bekannter Fakt, dass Zweiradfahrer gefährlicher leben. Ich selbst hatte im Frühjahr vor acht Jahren einen Unfall mit meiner damaligen CBR 1000 F, der mir zwei Jahre ungewollten Urlaub einbrachte. Man kann ziemlich sicher sagen, der hatte nichts mit meiner Fahrweise zu tun: Ich hielt an einer roten Ampel und wurde von hinten von einem Autofahrer über den Haufen gefahren, der deutlich zu schnell unterwegs war und die Ampel zu spät bemerkt hatte. Es kann einen immer erwischen.
Wenn Ihr wollt, dass Eure Kinder sicher erwachsen werden, solltet Ihr sie unbedingt Mofa und Leichtkraftrad fahren lassen. Und nein, das ist keine Ironie, das ist ernst gemeint! Jugendliche, die Zweirad fahren sind natürlich deutlich gefährdeter als ihre Altersgenossen, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Allerdings lassen die es mit 18 und in den Folgejahren mit dem Auto meist so richtig krachen. Was dann oft wörtlich genommen werden muss.
Ich hatte vor Jahren mal eine Statistik in den Händen, wo das Gesamtrisiko von jungen Menschen über 10 Jahre, also vom 15. bis zum 25. Geburtstag betrachtet wurde. Und da schnitten die Zweiradfahrer deutlich besser ab als die Altersgenossen, die mit 18 mit dem Auto begannen und nicht schon 2 bis 3 Jahre Fahrpraxis hatten. Der sicherste Weg ist also tatsächlich
1. Unfrisiertes (!) Mofa,
2. Leichtkraftrad (die 80 km/h Grenze gibt es schon seit Jahren nicht mehr)
3. Und erst dann mit 18 oder noch besser mit 17 das Auto. Das begleitete Fahren senkt das Unfallrisiko nochmals signifikant.
Zum Impfen:
Ich bin mehrfach in der Gruppe 3, habe etliche Vorerkrankungen, die einen leider nicht nach vorne bringen. Ob ein oder ein halbes Dutzend Risikofaktoren, das macht - leider! - keinen Unterschied. Aber es kommt noch schlimmer: Vor meinem Unfall hatte ich einen kräftigen, sportlichen Körperbau. Ohne die Spur von überflüssigem Fett erreichte bzw. überschritt ich schon damals den BMI von 30. Auch wenn die meisten Menschen den eher mit Fett als Muskeln überschreiten, den schafft wahrscheinlich jeder zweite Deutsche. Was alle diese Menschen in Gruppe 3 bringt und monatelange Wartezeiten bedeuten wird.
Mein Glück ist, dass die Einstufung von Diabetes-Patienten geändert wurde. Die kommen nun die Gruppe 2, also ich auch, da ich Diabetes habe. Ich werde aber nicht innerhalb dieser Gruppe besonders früh geimpft, obwohl ich ein um ein Vielfaches höheres Risiko habe. Das bedeutet, ich werde den aktuellen Schätzungen nach wie alle anderen der Gruppe 2 voraussichtlich irgendwann zwischen Ende März und Juni dran sein. Die Priorisierung wurde mit der heißen Nadel gestrickt und nicht zu Ende gedacht. Das ist leider so.
Dass ich beruflich engen Kontakt mit sehr vielen verschiedenen Personen habe, die teilweise erst wenige Stunden vorher aus Hochrisikogebieten eingereist sind ändert daran natürlich nichts. Dass diese Personen innerhalb von 48 Stunden einen negativen Test nachweisen müssen, macht das nicht weniger gefährlich. Wir sprechen dabei von 50 bis 100 Menschen pro Woche, mit denen ich umgehen muss. Natürlich systemrelevante Leute, daher die "strengen" Regeln...
Das ganz große Problem sind die vielen Menschen, die die Impfkampagne durchführen. Da sind viele, die ihre Macht nutzen oder sogar missbrauchen, um nach eigener Entscheidung den einen vorzuziehen und den anderen nicht oder später zu impfen. Deshalb sind schon viele VIPs unberechtigt geimpft worden, während etwa in Pflegeheimen nicht alle Kräfte geimpft wurden. Schauen wir einmal in die Verordnung:
Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 (Coronavirus-Impfverordnung – CoronaImpfV)
§ 2
Schutzimpfungen mit höchster Priorität
(1) Folgende Personen haben mit höchster Priorität Anspruch auf Schutzimpfung:
1. Personen, die das 80. Lebensjahr vollendet haben,
2. Personen, die in stationären und teilstationären Einrichtungen zur Behandlung, Betreuung oder Pflege älterer oder pflegebedürftiger Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder tätig sind,
Meine Frau arbeitet in einem Pflegeheim, allerdings als Verwaltungskraft (Buchhaltung etc.). So wie viele andere Kräfte wie Küchenpersonal, Reinigungskräfte usw. wäre sie in vielen (Zitat) "stationären und teilstationären Einrichtungen zur Behandlung, Betreuung oder Pflege älterer oder pflegebedürftiger Menschen" geimpft worden. Tatsächlich waren die Mitarbeiter des Impfteams der Meinung, dass es nicht ausreichen würde, nur in einer solchen Einrichtung tätig zu sein, sie haben deshalb nur die reinen Pflegekräfte geimpft und die Impfung allen anderen dort tätigen Kräften verweigert. Relativ schnell nach der nicht erfolgten Impfung wurde aus diesem Pflegeheim ein Hotspot. Eine erhebliche Zahl an Bewohnern und Mitarbeitern erkrankten, 10 % der Bewohner sind bereits verstorben.
Hier sehe ich das Problem: Menschen machen Fehler und es sind so viele Menschen nötig, um die Impfkampagne durchzuführen, dass man sagen muss dass es erstaunlich ist, dass nur so wenig Mist passiert. Obwohl der definitiv schon zu viel ist.
Gruß Michael