Ja, das hast du richtig verstanden. Wenn die Batterie kalt war, musste man sie erst über einen Zeitraum von ein paar Stunden auf Temperatur bringen.
Nicht nur ein paar Stunden, sondern schon eher einen ganzen Tag.
Das war eine Technologie, die aus der militärischen Anwendung kam.
Das stimmt so aber nicht, davon weiß ich nichts, obwohl ich ja von Anfang an bei der Entwicklung bzw. deren Steuergerät dabei war. Ziel zumindest zu meiner Zeit war immer der zivile Einsatz.
Ich kam im Jahr 1991 dazu, als die Fa. AABG als Tochterunternehmen von Daimler Benz seinerzeit beschloss, die ZEBRA-Batterie in etliche Kleinbusse einzubauen, um diese als Begleitfahrzeuge bei Olympiade 1992 in Barcelona einzusetzen. Problem war nur, dass die AABG kein fahrzeugtaugliches BSG hatte, und so wurde meine Abteilung mit der Entwicklung eines solchen beauftragt. Und da das ganze ja im Versuchsstadium war und die Zeit sehr drängte, haben wir das in bewährter 19"-Technik aufgebaut. Hat dann nach vielen Testfahrten über die schwäbische Alb auch bestens funktioniert und wir waren begeistert, wie "unsere" Busse dann die Marathonläufer begleitet haben. Auch die Journalisten konnten von den Fahrten nicht genug bekommen und nutzten jede Gelegenheit zum Mitfahren aus wie z.B. Shuttlefahrten zum Flughafen
. Leider waren wir Techniker nicht eingeladen, die Loorbeeren kassierte wie üblich die "obere Etage".
Mit den in Barcelona gemachten Erfahrungen haben wir dann ein "richtiges" BSG entwickelt, das dann in allen möglichen Nutzfahrzeugen eingebaut wurde. In erster Linie aber in große Elektrobusse und Kleintransporter wie den Vito. Die Busse liefen dann versuchsweise etliche Jahre z.B. in Oberstdorf, Bologna und Modena baute sogar richtig große Flotten auf. Dort musste ich dann auch öfters Hilfestellung geben, denn die Batterietechnik war doch sehr neu für die Autoelektriker vor Ort. Und dann gabs dann noch diesen Großversuch mit etlichen Pkws und Kleinbussen auf Rügen, wo ich auch ab und an "Troubleshooter" spielen musste.
Für Pkw´s - und das war von Anfang auch klar - waren diese Batterien weniger geeignet mit Ausnahmen von Nischenanwendungen wie z.B. Taxis. Dennoch experimentierte praktisch weltweit jeder namhafte Automobilhersteller - mit Ausnahme von Saab (die hatten wohl Weitsicht bewiesen)- mit der ZEBRA-Batterie. Selbst die französische EDF war über viele Jahre mit dabei.
Sehr interessant waren die Batterien hingegen für die Hersteller von Gabelstaplern, die die Batterien dann aber doch nicht bekamen. Die Stadt Paris wollte ebenfalls ihre Busflotte mit ZEBRA´s ausstatten, bekam aber die Batterien genauso wenig... Denn so um 1998 lief die staatliche Förderung der Batterieentwicklung aus und prompt stellte die DB AGB sofort das ganze Projekt ein samt Vernichtung aller Unterlagen
. Die Patente wurden dann an die Fa. MES-DEA in Stabio verkauft, wo die Batterien dann weiterentwickelt und vermarktet wurden. Aber das war dann nach meiner Zeit, ich habe mich dann nach dieser äußerst interessanten Zeit mit neuen Projekten beschäftigt...
Der einzige militärische Einsatz von dem ich weiß - ich hoffe ich verrate jetzt keine Saatsgeheimnisse - waren schwedische Panzer, in denen die Fa. ZF in Nordschweden ein elektrisches Antriebssystem mit der ZEBRA-Batterie unter widrigsten Bedingungen testete (ich meine mich anTemperaturen teilweise unter -40°C zu erinnern). Denn dafür war diese Batterie wegen ihrer Eigenschaften optimal geeignet. Was aber letztendlich aus diesem Projekt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
Insgesamt kann man aber feststellen, dass Deutschland damals in Sachen Elektrifizierung schon sehr weit war, aber mangels Interesse alles Wissen wieder zerstört hat...
Wir könnten Weltspitze sein, aber nun bezahlen wir halt alles ein zweites Mal.