Arbeit in Deutschland

Tina

echt kölnisch Wasser
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SAAB
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Das Thema „Arbeit in Deutschland“ ist viel zu interessant, um es im Saab/Opel Thread untergehen zu lassen. Ausserdem stört es tatsächlich den Überblick über die aktuellen Saab Entwicklungen

Aus den vielen interessanten Beiträgen zum Thema hier zwei polarisierende Standpunkte zur Diskussion

Einmal die These, dass ohne Gewerkschaft nichts läuft, ausser reiner Ausbeutung

.... ist dir jemals in den sinn gekommen, dass "die gewerkschaften" keine naturerscheinungen sind, die vom himmel gefallen sind, sondern interessenvertretungen derer, die in diesem land die arbeit machen, die wertschöpfung leisten und also einen gerechten anteil daran haben möchten? ersetz' mal "die gewerkschaften" durch "die arbeitnehmerinnen und arbeitnehmer":

"dafür sind die arbeitnehmerinnen und arbeitnehmer mit ihren permanenten forderungen nach lohnerhöhungen verantwortlich."...
Oder Gewerkschaften eher als Bremse der deutschen Wirtschaft

Zum Thema das angeblich so benachteiligten Schichtarbeiter sei von meiner Seite angemerkt, dass ein Bandarbeiter in unserer hiesigen Automobilindustrie ohne eine große Ausbildung mit ein paar Schichtstunden, keiner übermäßigen Verantwortung für was auch immer und mehr als geregelten Arbeitszeiten ohne Weiteres das Einkommen eines Entwicklungsingenieurs erreicht, der zum Zwecke seiner Ausbildung jahrelang quasi auf ein Einkommen verzichtet hat, Überstunden schiebt, wenn Not am Mann ist (das kann in mir bekannten Fällen gerne auch mal auf 24h-Schichten rauslaufen) und nebenbei hat dieser Mensch auch noch die Ergebnisverantwortung, bspw. für funktionierende und leistungsfähige Anlagen, gegenüber seinen Vorgesetzten. Und im Ernstfall ist nichts schlimmer, als der persönliche Vorwurf des Versagens.

Dank der Gewerkschaften darf man heute nicht mal eine Teiledurchlaufzeit in einer Anlage per Stoppuhr messen, weil man damit ja quasi auch die Leistung der Mitarbeiter gegeneinander vergleicht.
Das Kissen, das da ausgelegt wird, ist schon so weich, dass keiner mehr merkt, dass er eigentlich schon über dem Abgrund hängt....

Ich kann dem nur voll zustimmen. Das weiche Kissen hält nicht mehr lange warm, wenn fleissige Asiaten es langsam wegziehen. Umdenken ist angesagt.

Ein gutes Beispiel: schaut euch mal auf einem Werksparkplatz von Opel-Ford-VW um, wieviele Fernost Fabrikate da parken.

Warum wohl ?
 
fleissige asiaten sind das stichwort.

neue jobs schaffen leider weder politiker noch gewerkschaften.

beide haben aber eine daseinsberechtigung:

http://www.derwesten.de/nachrichten/Politik-hat-Schlecker-Loehne-im-Visier-id2374889.html

in zeiten der globalisierung sind aber sowohl konkurrenz als auch arbeitsmarkt global.

mit einer guten ausbildung und den damit meist einher gehenden sprachkenntnissen kann jeder europäer überall arbeiten - somit sind sowohl konkurrenzdruck als auch chancen größer geworden.

ohne gute ausbildung ist jeder mensch, egal woher er kommt, in der globalisierten welt verloren.

gewerkschaften können diesen menschen dann nur noch helfen, ihre würde zu bewahren und somit haben sie auf jeden fall eine daseinsberechtigung.

aber jeder ist seines glückes schmied, bei der jobsuche helfen weder gewerkschaften noch politiker-pläne
 
Das sind doch die Leiharbeiter, die zur Hälfte der Festeingestellten die identische Arbeit verrichten müssen:cool:.

Siehe Fall Schlecker....nur die Spitze des Eisberges.:cool:

Die sogenannten Entwicklungsingenieure sollen makl nicht so rumheulen.

Fachkräfte in dem Bereich erhalten immer noch gute Verträge.

Einfache Arbeiter kommen sehr schnell in die Mühlen der Zeitarbeitsmafia.

Die ziehen dann den Sack zu und hauen mit dem Knüppel drauf.:viking:

Bei einem Bekannten in der Firma, "ER" Ingenieur Festeinstellung, sind fast alles Mitarbeiter nur noch über Zeitarbeit beschäftigt und werden dann mal wieder für ein paar Monate nach Hause geschickt.

Wer will sich da noch eine Zukunft Familie aufbauen können:confused:

Deutschland ist echt arm dran :cool:


Mindestlöhne wie in den Niederlanden oder in GB muessen her.

Die Ausbeuter und Abschöpfer verdienen dann immer noch genug-.:biggrin:


PS: Fleissige Asiaten haben auch keine Zeit für ein Saab Forum.
Die arbeiten ähnlich wie Menschen in einem Arbeitslager, wer ein so kurzsichtiges Denken hat, der möge bitte mal als Arbeiter in Asien tätig werden.

Über die Rente mit 67 brauch er sich dann auch keine Gedanken zu machen, die wird er dann nicht mehr erreichen.
 
Die sogenannten Entwicklungsingenieure sollen makl nicht so rumheulen.

Fachkräfte in dem Bereich erhalten immer noch gute Verträge.

Frag mal bei einem bekannten europäischen Verkehrsflugzeughersteller nach. Es wäre möglich, dass Du bezüglich dieser Aussage in deinen Grundfesten erschüttert werden könntest.:mad:
 

Oder Gewerkschaften eher als Bremse der deutschen Wirtschaft



Ich kann dem nur voll zustimmen. Das weiche Kissen hält nicht mehr lange warm, wenn fleissige Asiaten es langsam wegziehen. Umdenken ist angesagt.

Ein gutes Beispiel: schaut euch mal auf einem Werksparkplatz von Opel-Ford-VW um, wieviele Fernost Fabrikate da parken.

Warum wohl ?

Tina, denk das mal zu Ende! Willst du ernsthaft eine Annäherung des deutschen Lohnniveaus an das asiatische fordern? Wie soll das denn funktionieren? Dann kann man hier nicht mehr leben. Dann wählt das "dumme Volk" bald aus Frust nur noch ganz rechts oder ganz links, je nachdem wer mehr Protektionismus fordert.

Dieses Land ist die zweitstärkste Exportnation der Welt. Selbst wenn sie demnächst vielleicht nur noch die Nr. 3 oder 4 sein sollte, ich verstehe nicht, warum in einer solchen Wirtschaftsmacht nicht genug für alle übrig bleiben sollte. Und die Asiaten sind schon seit Jahren stark. Ich frage mich: Wenn der Lohndruck so unheimlich groß ist, warum liegt unsere Wirtschaft nicht schon am Boden? Warum verkünden z.B. Energiekonzerne immer noch spektakuläre Gewinne?

Auch auf Deutschland kommen vermutlich noch harte Zeiten zu, aber jetzt schon den Vergleich mit Nationen ziehen, die in weiten Teilen Entwicklungslandcharakter haben und wo Arbeitnehmer ausgebeutet werden (China) und die Menschen einfach in den Straßen verrecken (Indien), das geht nicht in meinen Schädel.

Stehen bei Ford vielleicht viele Mazda? Wenn ja, liegt das daran, dass die Mitarbeiter dort auf alle Konzern-Fahrzeuge Werksrabatt bekommen. Deshalb standen da zuletzt auch noch viele Jaguar und Land Rover. Ansonsten kommen die von den Leiharbeitern, die bekommen nämlich keinen Werksrabatt. Deren Quote liegt bei BMW z.B. bei 50%!
 
Ist schon interessant, wie sich das Thema "Arbeit in Deutschland so entwickelt hat.

1) Europa und USA stützen Entwicklungsländer mit Geld und Know-How.

2) Die Entwicklungsländer produzieren wesentlich günstiger, weil das Prinzip Sozialstaat keine Bewandnis hat und keine Umweltauflagen exisitieren, dazu füllen sie ihre Staatfonds auf und kaufen damit westliche Firmen auf.

3) Durch den hohen Transportaufwand aus den Billiglohnländern und aufgrund mangelnder Umweltvorschriften wird das Thema "Klimawandel" im wahrsten Sinne des Wortes zusätzlich angeheizt.

Im Westen wundert man sich, dass das Lohnniveau stetig fällt und der Konsum rückläufig ist.
Ist der Konsum rückläufig, steigt die Arbeitlosigkeit, das Lohnniveau fällt weiter. Westliche Mitarbeiter werden zu teuer, also greift man auf günstigere Leiharbeiter aus Osteuropa zurück. Diesmal wundern sich die Firmen, weil die eigenen bzw. geliehenen Mitarbeiter noch nicht mal mehr die Produkte des eigenen Hauses kaufen wollen (Bzw. können).

Zudem fällt das Bildungsniveau in Deutschland stetig, der deutsche Arbeitnehmer wird mit dem osteuropäischen Leiharbeiter immer vergleichbarer bzw. er ist leichter zu ersetzen. Durch das niedrige Bildungsniveau, aber auch durch die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten wird der deutsche Arbeitnehmer immer immobiler.

Vater Staat muss diese Lücke schließen, will seine Steuereinnahmen sichern und erfindet neue steuerliche Belastungen und neue Gebühren. Das wiederum treibt die Einkommensschere auseinander. Die Kapitalmärkte saugen daran kräftig mit. Und so geht alles mit langsam - wirtschaftlich wie klimatisch - den Bach runter.

Wie heißt es so schön, wenn man Schrauben festdreht?
Nach fest kommt los.

Eine Wende kann nur eintreten, wenn man den Kreislauf an einer bestimmten Stelle unterbricht.
 
Eine Wende kann nur eintreten, wenn man den Kreislauf an einer bestimmten Stelle unterbricht.

Wenn man sich ein bischen in der Geschichte der letzten paar hundert Jahre umschaut, stellt man fest, dass es mit recht grosser Regelmaessigkeit Kriege gegeben hat. Nicht immer weltweit, aber eben auch das.
 
Wenn man sich ein bischen in der Geschichte der letzten paar hundert Jahre umschaut, stellt man fest, dass es mit recht grosser Regelmaessigkeit Kriege gegeben hat. Nicht immer weltweit, aber eben auch das.

.. Freiheit für die Helveten:biggrin::biggrin:

180px-Republiquehelv.svg.png
 
Tina und eppendorf, wenn eurer Meinung nach die Gewerkschaften in diese Lande nur dafür da sind, die Lohnkosten zu erhöhen und die Arbeitnehmer auf einem weichen Kissen zu betten, auf dem sie faul und schläfrig ihr Dasein fristen, dann erklärt mit bitte mal die Funktion der Arbeitgeberverbände nach eurem Verständnis.
 
Ausszug aus Wikipedia: Arbeitgeberverband

...Durch Austritt aus dem Arbeitgeberverband kann sich ein Arbeitgeber, nach einer Nachwirkungszeit, dem Flächentarifvertrag entziehen...

Nur wenn ich solch ein Verhalten gut heiße darf ich mich nicht wundern, dass auf der anderen Seite Strömungen entstehen, welche längst in der Mottenkiste der Geschichte geglaubt!
 
Und die Asiaten sind schon seit Jahren stark. Ich frage mich: Wenn der Lohndruck so unheimlich groß ist, warum liegt unsere Wirtschaft nicht schon am Boden? Warum verkünden z.B. Energiekonzerne immer noch spektakuläre Gewinne?

Die Energiekonzerne als Maßstab für die gesamte deutsche Wirtschaft zu nehmen ist schon sehr verblendend. Warum machen die Energiekonzerne wohl so hohe Gewinne ? Bestimmt nicht, weil die Löhne so gering sind. Auf dem Energiemarkt gibt es eben keinen richtigen Wettbewerb, wie in anderen Märkten. Das hat sich auch nach der Liberalisierung in 1998 nicht geändert. Die großen Gewinne werden eingefahren, weil die Energiekonzerne sich nicht gegenseitig wehtun in ihren Gebietsmonopolen und gemeinsam neue Eindringlinge bekämpfen.

Und vielleicht können wir mal etwas spezifischer werden und nicht immer von den Asiaten sprechen. In Japan haben wir schließlich ähnliche Probleme, wie in Deutschland.
 
mich würde übrigens mal interessieren, wie chinesische firmen auf sagen wir mal billigkopien ihrer patente aus indien reagieren. warum dreht eigentlich nicht mal ein deutscher maschinenbauhersteller den spieß um und produziert über eine tocherfirma in bangladesh billigkopien chinesischer produkte. das dumme gesicht des chinesischen managers möchte ich sehen wenn er davon wind bekommt. aber sorry, das geht am thema vorbei.

also, tina, elsch - wie lauten eure umdenkvorschläge / eure alternative zu gewerkschaften?
 
mich würde übrigens mal interessieren, wie chinesische firmen auf sagen wir mal billigkopien ihrer patente aus indien reagieren. warum dreht eigentlich nicht mal ein deutscher maschinenbauhersteller den spieß um und produziert über eine tocherfirma in bangladesh billigkopien chinesischer produkte. das dumme gesicht des chinesischen managers möchte ich sehen wenn er davon wind bekommt. aber sorry, das geht am thema vorbei.
....


... wird bei der Produktion von sog. "Outdoor-Equipment" praktiziert.

Billiger als in Bangladesch bekommt man kein Zelt genäht.
Allerdings sind es keine deutschen Unternehmen, die hier "investieren"
 
naja, ist ja auch kein ernst gemeinter vorschlag, das wäre ausbeutung noch ärmerer menschen.

das dumme gesicht würde ich trotzdem gerne sehen ;)
 
... ach ja die Globalisierung!

In meinem Bereich des Maschinenbaus ist Südafrika momentan ein Hit als Produktionsstandort! Wollt Ihr wissen wie man das so hinbekommt noch preiswerter als in China zu produzieren?

Schickt mal 'ne Anfrage an's Entwicklungshilfe-Ministerium in D / EU und danach zur KfW - die Gelder sprudeln nur so! Denkt aber bitte noch an den Transport der Ware, die Frachtrate sind extrem niedrig:cool:
 
Die Energiekonzerne als Maßstab für die gesamte deutsche Wirtschaft zu nehmen ist schon sehr verblendend. Warum machen die Energiekonzerne wohl so hohe Gewinne ? Bestimmt nicht, weil die Löhne so gering sind. Auf dem Energiemarkt gibt es eben keinen richtigen Wettbewerb, wie in anderen Märkten. Das hat sich auch nach der Liberalisierung in 1998 nicht geändert. Die großen Gewinne werden eingefahren, weil die Energiekonzerne sich nicht gegenseitig wehtun in ihren Gebietsmonopolen und gemeinsam neue Eindringlinge bekämpfen.

Ja, schlechtes Beispiel, ja. Da kam durch, dass ich auf die den größten Groll habe. Dann nimm halt irgend ein anderes Großunternehmen aus der Zeit vor der Wirtschaftskrise, die schließlich immer noch deutliche Gewinne gemacht haben, aller Globalisierung zum Trotz. Aber du findest bestimmt ein Gegenbeispiel, so wie bei der exotischen Rohloff-Nabe (>1000 Euro, nur die Nabe versteht sich).
 
1) - 3 )...
Eine Wende kann nur eintreten, wenn man den Kreislauf an einer bestimmten Stelle unterbricht.

Punkte 1-3 perfekt beschrieben und auch die Schlussfolgerung ist richtig
...
also, tina, elsch - wie lauten eure umdenkvorschläge / eure alternative zu gewerkschaften?
Einen Vorschlag, der Alle glücklich machen wird, gibts nicht.
Freiwillig wird niemand auf den gestrigen Lebensstandard verzichten wollen.

Was jedoch grundsätzlich falsch ist: die Gewerkschaftsforderungen nach noch mehr Lohn und damit noch mehr Produktkosten im Vergleich zu den Billiglohnländern.
Hier wird für kurzfristigen Erfolg der eigene Ast abgesägt.
 
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