- Registriert
- 26. Dez. 2008
- Beiträge
- 75
- Danke
- 156
- SAAB
- 96
- Baujahr
- 1962
- Turbo
- Ohne
Liebe Saab-Gemeinde!
Vorab muss ich, wie schon unzählige Vorredner auch, ein großes „Dankeschön“ loswerden.
Das Forum hier ist wirklich toll! Ich habe in den unzähligen Postings eine Menge Tipps und auch Lösungen für so manches Problemchen für meine klassischen 900’er und meinen Viggen gefunden.
So auch für mein neuestes „Projekt“ – einen Saab 96 von 1962.
Vorsichtshalber vorab die Warnung, dass hier ein ausführlicher und laaaaaanger Bericht folgt, wieso weshalb, warum – und vor allem wie es zu meiner Neuerwerbung gekommen ist.
Zu meiner Vorgeschichte: Habe vor Jahren mal bei Saab eine Ausbildung als Mechaniker gemacht. Nach der Lehre habe ich dann zwar aber einen anderen Berufsweg eingeschlagen – die Liebe zu Saab ist jedoch immer geblieben.
Nebenbei ist meine gesamte Familie mit dem Saab-Virus infiziert. So sichern wir hier im Norden der Republik auf jeden Fall schon mal den Bestand an klassischen 900’er... )
Den Saab 96 kenne ich noch aus meiner Lehrzeit. Er war schon damals eher ein klassischer Exot – und bei den Mechanikern immer etwas „verhasst“.
Ich erinnere mich ungern an mein erstes Rangier-Erlebnis mit dem 96’er, bei dem ich als absoluter Führerschein-Neuling den Wagen in die Werkstatthalle fahren sollte. Dummerweise stand der Wage mit der Front an der Wand – und ich konnte ums verrecken den verd... Rückwärtsgang nicht finden. War echt peinlich, als ich kleinlaut meinen Gesellen holen musste, um ein Auto „auszuparken“...
Optisch fand ich die „Schildkröte“ damals absolut furchtbar. Mit seinen breiten 70’er-Jahre-Gesicht, den Plastik-Stoßfängern und den gruseligen Farb-Kombinationen passte er so gar nicht in mein jungendliches Bild eines „coolen“ Autos. Nun ja, dass ich dann kurze Zeit später einen genau so „uncoolen“ elfenbeinfarbenen (alle dachten es war mal ein TAXI) 99’er GL als Erstauto erstand sei hier mal bei Seite gelassen ;-)
Erst vor einigen Jahren erwachte das Interesse für die (inzwischen) historischen Saab (oder sagt man Saabs?! Hmmm. Sollte ich eigentlich wissen... egal!).
Eigentlich wollte ich immer einen 95’er – also Kombi – haben. Ich war fasziniert von der Form, die ja, wenn man ehrlich ist, nicht wirklich hübsch ist. Aber sie polarisiert.
Das Heck wirkt irgendwie improvisiert. Die kleinen Rückleuchten, die etwas unharmonisch in einen blechunterlegten Chrom-Rahmen eingefasst sind, der eigentlich eine schöne große (zumindest wenigstens etwas größere) und hochkant angeordnete Leuchten hätte aufnehmen können (Jahrzehnte später versuchte das Saab ja beim 9-3 Sportkombi wieder gut zu machen)
Der 95: eine klassischer Kombi mit Platz für sieben Personen (als ob ich jemals so viele Sitzplätze brauchen würde).
Aber trotzdem: Ich mag ihn – und wollte ihn eigentlich immer haben.
Leider gestaltete sich die Suche– was zu erwarten war – als nicht ganz einfach. Eher aussichtslos.
Einige interessante Angebote gab es – aber irgendwie ist nie etwas daraus geworden.
Vielleicht auch ganz gut, dass man eine gewisse Zeit gesucht hat. Denn so verinnerlichte ich die verschiedenen Formen des 95/96. Sollte es anfangs doch eines der letzten Modelljahre werden, bewegte ich mich aus ästhetischen Gründen immer weiter in Richtung frühe Modelljahre.
Nach vielen Überlegungen, welches Modell, welcher Motor und welcher Zustand, landete ich bei der Entscheidung, einen restaurierten früheren rundnasigen 96 mit 6 Zylinder Viertakter – äh drei Zylinder 2-Takter zu suchen.
Die Gründe?
Früher 96’er, weil ich die Rundnasen-Form einfach unglaublich schön finde.
Restauriert, weil mir die Zeit dafür fehlt, es selber zu machen (und ich will jetzt nix über die viele Zeit hören, die ich trotzdem in einen alten 96’er stecken muss! )
2-Takter: Weil damit die ersten Saab-Automobile das Licht der Welt erblickten und der Motor Laut diversen Meinungen unglaublich Spaß machen sollte – auch wenn er lärmt, stinkt und qualmt.
Das Forum hier hat mir bei der Entscheidungsfindung übrigens gute Dienste erwiesen. Dafür noch mal vielen Dank!
Am einem Wochenende im Dezember war es dann soweit. Ich muss zugeben, dass ich manchmal zu „Spontankäufen“ neige. Nicht immer ganz „vernünftig“ – aber scheinbar brauche ich das.
Die Wahl fiel auf einen alten Bekannten aus dem Forum. Das Auto war nicht ganz billig – aber mein kleines Herz machte in Sachen Zustand und Farbzusammenstellung Freudensprünge.
Nach einigen Mails, Telefonaten und (immerhin) „einmal drüber schlafen“ war das Bahnticket gebucht.
Es folgte eine etwa vierstündige Fahrt in einem total überfüllten (aber immerhin pünktlichen) ICE in dem eine elfköpfigen Rentnerreisegruppe der Meinung war, den ganzen Wagon unterhalten zu müssen. Als der Zug endlich in FF/Main einfuhr, hatte ich dank der redseligen Rentner alle möglichen Dinge übers „Leben“ Gelernt, die ich niemals wirklich wissen wollte...
Am Haupteingang des HBF’s erwartete mich Leszek. Neben ihm (und einigen Schaulustigen) stand das Objekt der Begierde.
Ein wunderschöner blauer Saab 96. Sein Lack glänzte in der Sonne, sein Scheinwerfer funkelten im gleißenden Licht und der blitzende Chrom spiegelte das tiefe Blau des Himmels wieder...
Ok, ok! Es schien weder die Sonne, noch gab es blauen Himmel. Aber ich bin sicher das er genau so ausgesehen hätte, wenn an diesem Tag in Frankfurt nicht dieses Hamburger Schmuddelwetter gewesen wäre
Bei der Probefahrt – übrigens die erste in einem solchen 96’er (erwähnte ich, das ich manchmal etwas spontan und unvernünftig bin?!) – war ich begeistert. So ein unglaublich lautes stinkendes Etwas, das ruppig fährt, über jede Bodenwelle hopst, bremst wie ein Supertanker, der bereits vor vielen Meilen den Rückwärtsgang eingelegt hat – und in Sachen Lenkung und Pedalkräfte jedes Fitness-Studio überflüssig macht... Ein Traum!
So: nun die Rosarote Brille wieder abnehmen!
Der Zustand war eigentlich super. Alles sah sauber aus. Die Total-Restauration ist etwa ein Jahre her. Die Foto-Dokumentation zeigt die Arbeit. Die Basis war auch nicht so schlecht. Es wurde relativ wenig geschweißt.
Außerdem wurden offensichtlich weitestgehend originale Teile verwendet. Einige Kleinigkeiten fehlen – die sind aber bestimmt (hoffe ich) mit der Zeit aufzutreiben. Da ich ein Perfektionist bin, ein Muss!
Was wirklich sehr, sehr schade ist: Nach der aufwändigen Restauration wurde der Wagen offensichtlich nicht konserviert. Auch die Lackierung zeigt sich an schlecht erreichbaren Stellen als unzureichend. Und das ist in meinen Augen eine Todsünde! Wie kann man nur mehr oder weniger nacktes Blech zurück lassen ☹
An einigen Stellen ist schon wieder etwas Rost zu sehen. Hier wurde wohl etwas schlampig gearbeitet. Was mich bei dem Aufwand, der bei der Restaurierung betrieben wurde, sehr wundert. Denn es wäre ein Leichtes gewesen, hier ordentlich zu arbeiten.
Etwas „Angst“ habe ich jetzt vor den unsichtbaren Stellen. Ich hoffe sehr, dass mich da nicht wirklich böse Überraschungen erwarten. Aber Andererseits ist es jetzt wohl noch früh genug, um die – ich nenne es mal vorsichtig „suboptimale Arbeitsausführung“ zu optimieren.
(Dabei wollte ich mir die Zeit für genau solche Arbeiten eigentlich sparen...)
Zurück zum Kauf:
Nachdem ich mich mit dem Verkäufer einig war und der Vertrag in trockenen Tüchern war, stand nun die Heimfahrt von Frankfurt nach HH an. Ich wollte das bewusst auf eigener Achse tun, hatte dafür auch ganz optimistisch etwas mehr Zeit eingeplant.
Da sich zu meiner Unvernunft offensichtlich gelegentlich noch etwas Leichtsinn zu gesellen scheint, sollte mich die erste Fahrt in einem historischen Saab lehren, dass Zeit tatsächlich relativ ist.
Ich hatte mich zwar vorsorglich mit einer wohl bedachten Werkzeugauswahl bewaffnet. Etwas Draht, ein Paar Ersatz-Sicherungen, Kabelbinder, Klebeband, Lappen und eine Taschenlampe eingesteckt – aber dass ich die meisten der Utensilien, die ich mit dem Gedanken an einen Regenschirm (den man ja bekanntlich nicht braucht, wenn man ihn dabei hat) eingesteckt hatte, tatsächlich auf meiner Rückfahrt benötigen würde, hatte ich nicht geahnt...
Aber von Anfang an:
Die ersten Meter ganz vorsichtig! Die Kupplung kennen lernen. Bremse (immer für einen Adrenalinstoß gut) ausprobieren.
Zur Tankstelle. Gemisch mischen, Sprit fassen, Reifendruck prüfen und Licht testen.
Dann Richtung Autobahn. Erfreulich bemerke ich, dass man in diesem alten Fahrzeug kein echtes Verkehrshindernis darstellt. Im Stadtverkehr lässt sich der kleine 2-Takter zügig bewegen. Dann die Schnellstraße: 60, 80. Hmm, wo ist nur der nächste Gang?
Hat der wirklich nur drei Gänge? Einen vierten würden die rassigen 38 PS doch locker verkraften...
Na gut. Solange mich kein LKW überholt (zum Glück war Sonntag – und von dieser Spezies kaum Exemplare unterwegs).
Brummend folgte ich dem Asphaltband in Richtung Norden. Ich freute mich, dass die Reifen keine Unwucht hatten, das Lenkrad gerade stand (was mich wunderte) und der Geradeauslauf (wahrscheinlich aufgrund der guten Aerodynamik) tadellos war. Von der Seite her war ein Entspanntes Fahren zu erwarten.
Während ich mir anfangs wegen des Sitze schon mehr Sorgen macht. Können die Dinger über Stunden bequem sein? Sie können. Und wie! Ungeahnt komfortabel sitzt man in den Sesseln.
Während ich mich noch mit den reichhaltigen Funktionen des Armaturenbrettes vertraut mache, die Heizungsreglung teste und mich an den rechtsseitigen Blinkerhebel gewöhne (wie oft ich während der Fahrt in die Leere links vom Lenkrad gegriffen habe, verrate ich lieber nicht), bricht die Dämmerung herein.
Der Lichtschalter ist schnell gefunden (Uuups – wo war ich vorher bloß mit meinen Gedanken? Fahre sonst Immer mit Licht!)
Das Aufblenden von entgegenkommenden Fahrzeugen kann nichts mir der Freude über den schicken kleinen 96’er zu tun haben. Wir sind schließlich auf der Autobahn und es wird langsam dunkel. Hm. Fernlicht scheint an zu sein. Während ich mich noch darüber freue, dass ein so altes Auto über so moderne und helle Scheinwerfer (tatsächlich schon H4!) verfügt, erinnere ich mich an den Fußschalter. Einmal getreten – und das Blendwerk ist beseitigt. Auch an dieser Stelle wird verschwiegen, wie oft dieser Schalter während der fahrt versehentlich beim Kuppeln betätigt wurde und wie oft (wieder links) neben dem Lenkrad spontan ins Leere gegriffen wurde, als Fernlicht gewünscht war...
Die ersten Kilometer fahre ich voll konzentriert. Ist die Drehzahl auch nicht zu hoch? Was macht die Temperatur? Reicht der Sprit? Da, ist da nicht ein merkwürdiges Geräusch? Eines, das noch merkwürdiger ist, als die anderen merkwürdigen Geräusche?
Aber alles scheint ok.
Auffällig ist jedoch, dass der Motor sich eher im unteren Temperaturbereich bewegt.
Also auf den nächsten Parkplatz – und die Runden Bleche der Motorraum-Entlüftung oben auf den Innenkotflügeln ganz schließen.
Und weiter.
Das Ergebnis der Aktion war nicht wirklich zufriedenstellend. Temperaturanzeige immer noch recht niedrig. Aber egal muss weiter gehen, der Weg ist schließlich weit.
Nun beginnt es zu regnen.
Scheibenwischer an. Was für ein Geschmiere...
Ich erinnere mich wieder an Leszeks Erklärungen der Funktionen. Zaghaft ziehe ich den Scheibenwischer-Schalter, will ja nichts kaputt machen.
Er bewegt sich kaum. Etwas kräftiger gezogen und wieder rein gedrückt. Siehe da: Eine wasch-echte manuelle Waschanlage(-npumpe).
Die das Geschmiere aber leider nicht wirklich beseitigen konnte.
Scheibenwischer wieder aus. Er bleibt mitten auf der Scheibe stehen. Na klasse denke ich. Aber dann geht er plötzlich doch zurück in die „Nullstellung“. Der Regen wird stärker. Nun sehe ich wohl mit schmierenden Blättern doch mehr als ohne.
Aber dazu müsste sich die Blätter nach betätigen des Schalters auch wieder bewegen. Was sie aber leider nicht tun...
Also Blindflug bis zur nächsten Ausfahrt.
Raus aus dem Wagen, Sicherungen checken. Hm, alle ok. Rein in den Wagen, Schalter erneut betätigt. Nichts.
Raus, an den Wischerarmen gerüttelt. Nichts. Rein ins Auto. Nachdenken, wie es nun weitergehen soll.
Plötzlich setzen sich die Wischer wieder in Bewegung.
Etwas verwundert über dieses geisterhafte „Eigenleben“ freue ich mich, erst mal weiter fahren zu können.
Nach einigen Kilometern ändert sich langsam aber stetig das Motorgeräusch.
Etwas verunsichert fahre ich (noch) langsamer. Der Motor spotzt und schüttelt sich, nimmt kaum noch Gas an.
Kein Sprit? Kann nicht sein, ist noch halb voll.
Motorschaden?! Hoffentlich nicht!
Es war merkwürdig. Als ob die Kiste zu mager lief. Oder zu fett...?
Mir fehlte zugegebener weise noch etwas die Erfahrung mit der „alten Technik“. Ich habe seit 1988, als ich noch meinen 99 GL hatte, keinen Vergaser-Motor mehr unterm Hintern.
Es gab also mehrere Möglichkeiten. Leider war es Nacht, es regnete – und arschkalt war es auch noch...
Sollte das schon das Ende meiner ersten Fahrt im 96’er sein – und ich den ADAC rufen müssen?!
Also erst mal den nächsten Parkplatz anvisiert. Kurz vor der Abfahrt von der Autobahn kam das erlösende Schild. Tankstelle in 5 Kilometern. Das war mir doch um einiges lieber als ein dunkler einsamer Parkplatz.
Und beim streicheln des Gaspedals fuhr der Wagen ja auch recht passabel – wenn auch sehr langsam.
Nach erreichen des Parkplatzes den Motorraum auf. Kerzenstecker sind alle drauf. Vielleicht wirklich zu wenig Sprit? Da ich die Tankuhr nicht kenne, könnte sie ungenau gehen. Also erst mal tanken.
Motor wieder an – und siehe da: plötzlich läuft er wieder seidenweich (für einen 2-Takter).
Frohen Mutes wieder auf die Bahn. Ich hatte von knapp 500 Kilometern immerhin noch gute 400 vor mir.
Nach einiger Zeit begann es wieder zu regnen. Leider vollzog der Scheibenwischer wieder sein etwas eigenwilliges Eigenleben, das eigentlich eher zu einem Blinker passen würde. Mal ging er – dann wieder nicht. Zum Glück ist der Regen schwach – und die entgegenkommenden Fahrzeuge blenden nur wenig. Also weiter.
Was weitaus unangenehmer war: Das Motörchen meldete sich wieder mit bekannten Symptomen. Die Leistung war total im Keller. Nun stellte ich tatsächlich ein Verkehrshindernis dar. Die wenigen LKW donnerten nur so an mir vorbei, als ich mich mit knapp 50 zur nächsten Tanke rettete.
Dort angekommen machte sich erst mal Ratlosigkeit breit.
Kerzenstecker wirklich fest drauf? Ja. Hmm. Dann erst mal die Kerzen raus.
Alle sahen gut aus. Mit der Taschenlampe in den Brennraum geleuchtet. Alles gut KEIN Loch im Kolben! Verteiler ab. Kontakt scheint ok. Zündleitungen geprüft, Spritleitungen auch.
Auf den ersten Blick ist nichts zu sehen.
Also erst mal in der Tankstelle mit einem Kaffee aufwärmen und überlegen, was zu tun ist.
Da keine wirklich schlaue – vor allem hier spontan zu lösende Lösung einfällt wieder rein in den Kleinen und den Motor anwerfen.
Klingt doch Prima! Habe zwar Verständnis, dem kleinen öfter mal eine Pause gönnen zu müssen. Aber wenn das so weiter geht, dann bin ich ja noch Tage unterwegs...
Egal. Vielleicht geht’s ja jetzt besser.
Nach etwa weiteren dreißig Kilometern gnadenloser Autobahnhatz (mit ca 100 Km/h), zickt der Dreizylinder wieder.
Glücklicher weise Naht die nächste Tankstelle.
Ich rolle unter dem Dach der Tankstelle (es regnete immer noch) aus und öffne die Haube.
Wieder kreisen die Gedanken: Zu fett? Dann zu wenig Luft – also Luftfilter checken.
Deckel ab und die Taschenlampe bemüht. Einen Blick in den Vergaser lässt die Schuppen von den Augen fallen EIS! Der Vergaser ist vereist.
Shit! Klar! Es ist kalt, der Motor wird nicht wirklich warm. Die Jalousie am Kühlergrill fehlt –und der Vorwärmschlauch vom Krümmer zum Ansaugtrichter auch. Scheinen wirklich einen Sinn und Zweck zu haben, die Teile.
Das Geheimnis, warum der Kleine nach kurzer Pause wieder lief, war gelüftet. Kein unerklärliches Eigenleben – es war die Wärme, die das Eis schmelzen ließ!
Was tun?
Ich musste improvisieren! Ein Rohr zur Vorwärmung musste her. Moment: Ich hatte doch irgendwo eines gesehen! Ach ja, innen im Fußraum. Von der Heizung. Her damit!
Aber das Teil ist aus Pappe. In Verbindung mit dem warmen Krümmer also keine wirklich Gute Paarung.
Also rein in die Tanke und dem Tankwart (der zugegeben etwas schmunzeln musste) mein Problem geschildert. Verbunden mit der Frage nach etwas Alufolie.
Einen Rest konnte er zum Glück noch auftreiben. Und wieder raus in die Kälte. Etwas geschicktes Modellieren der Alufolie in und um den Papp-Schlauch herum, und die Gefahr, dass der missbrauchte Heizungs-Schlauch Feuer und flamme werden könnte, war gebannt. Nun noch etwas Draht darum und damit den Schlauch am Krümmer befestigt. Zu guter letzt das andere Ende des Rohrs mit einem Lappen und Kabelbinder am Ansaugtrichter fixiert. Voilá.
Hmm. Vollständig war der Kälteschutz damit aber noch nicht. Ersatz für die Jalousie musste auch noch her. Wieder in die Tanke, um Pappe zu holen wollte ich nicht – zumal Pappe und Regen auch ein unglückliches Paar sind. Zum Glück hatte ich noch eine Klarsichthülle, in der die Fahrzeugunterlagen steckten.
Ein Paar Löcher rein, vier Kabelbinder und die Plastikhülle außen vors Kühlergrill geschnallt. Gut das es etwa Din A4-Größe hat.
So gerüstet konnte ich siegessicher meine „rasante“ Heimfahrt nach HH fortsetzen.
Stunden – und einige erfreulich problemlose Tankstopps später tauchen die hellen Lichter des Hamburger Hafens vor mir auf. Die Zielgerade lag vor mir. Ich liebe den Anblick, wenn man nach langer Reise die Autobahn vor dem Elbtunnel entlang fährt.
Hinter mir lag eine anstrengende und ereignisreiche erste Fahrt in dem Kleinen 96’er. Es war kurz vor Mitternacht, ich war todmüde. Aber es war trotz allem eine schöne Fahrt.
Vor allem die letzten Meter durch den Elbtunnel waren einfach GEIL! Der Sound bei 80/90 Km/h Vollgas leicht bergauf... Das hätte die Trompeten von Jericho kaum besser hin bekommen ;-) Mich wundert, dass da nicht die Kacheln von den Tunnel-Wänden gefallen sind...
Meine Freundin stand trotz der späten Stunde schon an der Straße, als ich zu Hause ankam. Sie freute sich wie ein kleines Kind, als sie den knatternden Saab sah. Wir haben dann gleich eine Ehrenrunde um den Block gedreht – und wahrscheinlich die gesamte Nachbarschaft geweckt...
Ich denke, dass mir der Simons-Auspuff wirklich etwas zu laut ist. Der Sound unter Last ist genial – aber dieses ständige Knallen im Leerlauf ist kein angenehmes Geräusch – und ich finde es etwas zu aufdringlich für den eigentlich doch so niedlichen und eleganten Wagen.
Werde wohl mal den Trick mit der Stahlwolle im Auspuff testen – und versuchen, ob man die nicht irgendwie fixieren kann.
Was mir in naher Zukunft ansonsten noch bevor steht:
Ich denke, dass ich hier im Forum auch weiterhin viel Hilfe und Tipps finden werde. Aber ich hoffe, künftig auch etwas zurück geben zu können. Denn auch ich werde so meine Erfahrungen mit dem Auto machen. Und bestimmt ist da dann das ein oder andere dabei, was anderen helfen kann...
In diesem Sinne: Ich freu mich auf die Zeit mit dem 96’er
Olli
PS:
Aufgrund meiner Neuerwerbung müsste die 2-Takter-Liste aktualisiert werden.
Das geht aber per PN direkt an ssason.
Vorab muss ich, wie schon unzählige Vorredner auch, ein großes „Dankeschön“ loswerden.
Das Forum hier ist wirklich toll! Ich habe in den unzähligen Postings eine Menge Tipps und auch Lösungen für so manches Problemchen für meine klassischen 900’er und meinen Viggen gefunden.
So auch für mein neuestes „Projekt“ – einen Saab 96 von 1962.
Vorsichtshalber vorab die Warnung, dass hier ein ausführlicher und laaaaaanger Bericht folgt, wieso weshalb, warum – und vor allem wie es zu meiner Neuerwerbung gekommen ist.
Zu meiner Vorgeschichte: Habe vor Jahren mal bei Saab eine Ausbildung als Mechaniker gemacht. Nach der Lehre habe ich dann zwar aber einen anderen Berufsweg eingeschlagen – die Liebe zu Saab ist jedoch immer geblieben.
Nebenbei ist meine gesamte Familie mit dem Saab-Virus infiziert. So sichern wir hier im Norden der Republik auf jeden Fall schon mal den Bestand an klassischen 900’er... )
Den Saab 96 kenne ich noch aus meiner Lehrzeit. Er war schon damals eher ein klassischer Exot – und bei den Mechanikern immer etwas „verhasst“.
Ich erinnere mich ungern an mein erstes Rangier-Erlebnis mit dem 96’er, bei dem ich als absoluter Führerschein-Neuling den Wagen in die Werkstatthalle fahren sollte. Dummerweise stand der Wage mit der Front an der Wand – und ich konnte ums verrecken den verd... Rückwärtsgang nicht finden. War echt peinlich, als ich kleinlaut meinen Gesellen holen musste, um ein Auto „auszuparken“...
Optisch fand ich die „Schildkröte“ damals absolut furchtbar. Mit seinen breiten 70’er-Jahre-Gesicht, den Plastik-Stoßfängern und den gruseligen Farb-Kombinationen passte er so gar nicht in mein jungendliches Bild eines „coolen“ Autos. Nun ja, dass ich dann kurze Zeit später einen genau so „uncoolen“ elfenbeinfarbenen (alle dachten es war mal ein TAXI) 99’er GL als Erstauto erstand sei hier mal bei Seite gelassen ;-)
Erst vor einigen Jahren erwachte das Interesse für die (inzwischen) historischen Saab (oder sagt man Saabs?! Hmmm. Sollte ich eigentlich wissen... egal!).
Eigentlich wollte ich immer einen 95’er – also Kombi – haben. Ich war fasziniert von der Form, die ja, wenn man ehrlich ist, nicht wirklich hübsch ist. Aber sie polarisiert.
Das Heck wirkt irgendwie improvisiert. Die kleinen Rückleuchten, die etwas unharmonisch in einen blechunterlegten Chrom-Rahmen eingefasst sind, der eigentlich eine schöne große (zumindest wenigstens etwas größere) und hochkant angeordnete Leuchten hätte aufnehmen können (Jahrzehnte später versuchte das Saab ja beim 9-3 Sportkombi wieder gut zu machen)
Der 95: eine klassischer Kombi mit Platz für sieben Personen (als ob ich jemals so viele Sitzplätze brauchen würde).
Aber trotzdem: Ich mag ihn – und wollte ihn eigentlich immer haben.
Leider gestaltete sich die Suche– was zu erwarten war – als nicht ganz einfach. Eher aussichtslos.
Einige interessante Angebote gab es – aber irgendwie ist nie etwas daraus geworden.
Vielleicht auch ganz gut, dass man eine gewisse Zeit gesucht hat. Denn so verinnerlichte ich die verschiedenen Formen des 95/96. Sollte es anfangs doch eines der letzten Modelljahre werden, bewegte ich mich aus ästhetischen Gründen immer weiter in Richtung frühe Modelljahre.
Nach vielen Überlegungen, welches Modell, welcher Motor und welcher Zustand, landete ich bei der Entscheidung, einen restaurierten früheren rundnasigen 96 mit 6 Zylinder Viertakter – äh drei Zylinder 2-Takter zu suchen.
Die Gründe?
Früher 96’er, weil ich die Rundnasen-Form einfach unglaublich schön finde.
Restauriert, weil mir die Zeit dafür fehlt, es selber zu machen (und ich will jetzt nix über die viele Zeit hören, die ich trotzdem in einen alten 96’er stecken muss! )
2-Takter: Weil damit die ersten Saab-Automobile das Licht der Welt erblickten und der Motor Laut diversen Meinungen unglaublich Spaß machen sollte – auch wenn er lärmt, stinkt und qualmt.
Das Forum hier hat mir bei der Entscheidungsfindung übrigens gute Dienste erwiesen. Dafür noch mal vielen Dank!
Am einem Wochenende im Dezember war es dann soweit. Ich muss zugeben, dass ich manchmal zu „Spontankäufen“ neige. Nicht immer ganz „vernünftig“ – aber scheinbar brauche ich das.
Die Wahl fiel auf einen alten Bekannten aus dem Forum. Das Auto war nicht ganz billig – aber mein kleines Herz machte in Sachen Zustand und Farbzusammenstellung Freudensprünge.
Nach einigen Mails, Telefonaten und (immerhin) „einmal drüber schlafen“ war das Bahnticket gebucht.
Es folgte eine etwa vierstündige Fahrt in einem total überfüllten (aber immerhin pünktlichen) ICE in dem eine elfköpfigen Rentnerreisegruppe der Meinung war, den ganzen Wagon unterhalten zu müssen. Als der Zug endlich in FF/Main einfuhr, hatte ich dank der redseligen Rentner alle möglichen Dinge übers „Leben“ Gelernt, die ich niemals wirklich wissen wollte...
Am Haupteingang des HBF’s erwartete mich Leszek. Neben ihm (und einigen Schaulustigen) stand das Objekt der Begierde.
Ein wunderschöner blauer Saab 96. Sein Lack glänzte in der Sonne, sein Scheinwerfer funkelten im gleißenden Licht und der blitzende Chrom spiegelte das tiefe Blau des Himmels wieder...
Ok, ok! Es schien weder die Sonne, noch gab es blauen Himmel. Aber ich bin sicher das er genau so ausgesehen hätte, wenn an diesem Tag in Frankfurt nicht dieses Hamburger Schmuddelwetter gewesen wäre
Bei der Probefahrt – übrigens die erste in einem solchen 96’er (erwähnte ich, das ich manchmal etwas spontan und unvernünftig bin?!) – war ich begeistert. So ein unglaublich lautes stinkendes Etwas, das ruppig fährt, über jede Bodenwelle hopst, bremst wie ein Supertanker, der bereits vor vielen Meilen den Rückwärtsgang eingelegt hat – und in Sachen Lenkung und Pedalkräfte jedes Fitness-Studio überflüssig macht... Ein Traum!
So: nun die Rosarote Brille wieder abnehmen!
Der Zustand war eigentlich super. Alles sah sauber aus. Die Total-Restauration ist etwa ein Jahre her. Die Foto-Dokumentation zeigt die Arbeit. Die Basis war auch nicht so schlecht. Es wurde relativ wenig geschweißt.
Außerdem wurden offensichtlich weitestgehend originale Teile verwendet. Einige Kleinigkeiten fehlen – die sind aber bestimmt (hoffe ich) mit der Zeit aufzutreiben. Da ich ein Perfektionist bin, ein Muss!
Was wirklich sehr, sehr schade ist: Nach der aufwändigen Restauration wurde der Wagen offensichtlich nicht konserviert. Auch die Lackierung zeigt sich an schlecht erreichbaren Stellen als unzureichend. Und das ist in meinen Augen eine Todsünde! Wie kann man nur mehr oder weniger nacktes Blech zurück lassen ☹
An einigen Stellen ist schon wieder etwas Rost zu sehen. Hier wurde wohl etwas schlampig gearbeitet. Was mich bei dem Aufwand, der bei der Restaurierung betrieben wurde, sehr wundert. Denn es wäre ein Leichtes gewesen, hier ordentlich zu arbeiten.
Etwas „Angst“ habe ich jetzt vor den unsichtbaren Stellen. Ich hoffe sehr, dass mich da nicht wirklich böse Überraschungen erwarten. Aber Andererseits ist es jetzt wohl noch früh genug, um die – ich nenne es mal vorsichtig „suboptimale Arbeitsausführung“ zu optimieren.
(Dabei wollte ich mir die Zeit für genau solche Arbeiten eigentlich sparen...)
Zurück zum Kauf:
Nachdem ich mich mit dem Verkäufer einig war und der Vertrag in trockenen Tüchern war, stand nun die Heimfahrt von Frankfurt nach HH an. Ich wollte das bewusst auf eigener Achse tun, hatte dafür auch ganz optimistisch etwas mehr Zeit eingeplant.
Da sich zu meiner Unvernunft offensichtlich gelegentlich noch etwas Leichtsinn zu gesellen scheint, sollte mich die erste Fahrt in einem historischen Saab lehren, dass Zeit tatsächlich relativ ist.
Ich hatte mich zwar vorsorglich mit einer wohl bedachten Werkzeugauswahl bewaffnet. Etwas Draht, ein Paar Ersatz-Sicherungen, Kabelbinder, Klebeband, Lappen und eine Taschenlampe eingesteckt – aber dass ich die meisten der Utensilien, die ich mit dem Gedanken an einen Regenschirm (den man ja bekanntlich nicht braucht, wenn man ihn dabei hat) eingesteckt hatte, tatsächlich auf meiner Rückfahrt benötigen würde, hatte ich nicht geahnt...
Aber von Anfang an:
Die ersten Meter ganz vorsichtig! Die Kupplung kennen lernen. Bremse (immer für einen Adrenalinstoß gut) ausprobieren.
Zur Tankstelle. Gemisch mischen, Sprit fassen, Reifendruck prüfen und Licht testen.
Dann Richtung Autobahn. Erfreulich bemerke ich, dass man in diesem alten Fahrzeug kein echtes Verkehrshindernis darstellt. Im Stadtverkehr lässt sich der kleine 2-Takter zügig bewegen. Dann die Schnellstraße: 60, 80. Hmm, wo ist nur der nächste Gang?
Hat der wirklich nur drei Gänge? Einen vierten würden die rassigen 38 PS doch locker verkraften...
Na gut. Solange mich kein LKW überholt (zum Glück war Sonntag – und von dieser Spezies kaum Exemplare unterwegs).
Brummend folgte ich dem Asphaltband in Richtung Norden. Ich freute mich, dass die Reifen keine Unwucht hatten, das Lenkrad gerade stand (was mich wunderte) und der Geradeauslauf (wahrscheinlich aufgrund der guten Aerodynamik) tadellos war. Von der Seite her war ein Entspanntes Fahren zu erwarten.
Während ich mir anfangs wegen des Sitze schon mehr Sorgen macht. Können die Dinger über Stunden bequem sein? Sie können. Und wie! Ungeahnt komfortabel sitzt man in den Sesseln.
Während ich mich noch mit den reichhaltigen Funktionen des Armaturenbrettes vertraut mache, die Heizungsreglung teste und mich an den rechtsseitigen Blinkerhebel gewöhne (wie oft ich während der Fahrt in die Leere links vom Lenkrad gegriffen habe, verrate ich lieber nicht), bricht die Dämmerung herein.
Der Lichtschalter ist schnell gefunden (Uuups – wo war ich vorher bloß mit meinen Gedanken? Fahre sonst Immer mit Licht!)
Das Aufblenden von entgegenkommenden Fahrzeugen kann nichts mir der Freude über den schicken kleinen 96’er zu tun haben. Wir sind schließlich auf der Autobahn und es wird langsam dunkel. Hm. Fernlicht scheint an zu sein. Während ich mich noch darüber freue, dass ein so altes Auto über so moderne und helle Scheinwerfer (tatsächlich schon H4!) verfügt, erinnere ich mich an den Fußschalter. Einmal getreten – und das Blendwerk ist beseitigt. Auch an dieser Stelle wird verschwiegen, wie oft dieser Schalter während der fahrt versehentlich beim Kuppeln betätigt wurde und wie oft (wieder links) neben dem Lenkrad spontan ins Leere gegriffen wurde, als Fernlicht gewünscht war...
Die ersten Kilometer fahre ich voll konzentriert. Ist die Drehzahl auch nicht zu hoch? Was macht die Temperatur? Reicht der Sprit? Da, ist da nicht ein merkwürdiges Geräusch? Eines, das noch merkwürdiger ist, als die anderen merkwürdigen Geräusche?
Aber alles scheint ok.
Auffällig ist jedoch, dass der Motor sich eher im unteren Temperaturbereich bewegt.
Also auf den nächsten Parkplatz – und die Runden Bleche der Motorraum-Entlüftung oben auf den Innenkotflügeln ganz schließen.
Und weiter.
Das Ergebnis der Aktion war nicht wirklich zufriedenstellend. Temperaturanzeige immer noch recht niedrig. Aber egal muss weiter gehen, der Weg ist schließlich weit.
Nun beginnt es zu regnen.
Scheibenwischer an. Was für ein Geschmiere...
Ich erinnere mich wieder an Leszeks Erklärungen der Funktionen. Zaghaft ziehe ich den Scheibenwischer-Schalter, will ja nichts kaputt machen.
Er bewegt sich kaum. Etwas kräftiger gezogen und wieder rein gedrückt. Siehe da: Eine wasch-echte manuelle Waschanlage(-npumpe).
Die das Geschmiere aber leider nicht wirklich beseitigen konnte.
Scheibenwischer wieder aus. Er bleibt mitten auf der Scheibe stehen. Na klasse denke ich. Aber dann geht er plötzlich doch zurück in die „Nullstellung“. Der Regen wird stärker. Nun sehe ich wohl mit schmierenden Blättern doch mehr als ohne.
Aber dazu müsste sich die Blätter nach betätigen des Schalters auch wieder bewegen. Was sie aber leider nicht tun...
Also Blindflug bis zur nächsten Ausfahrt.
Raus aus dem Wagen, Sicherungen checken. Hm, alle ok. Rein in den Wagen, Schalter erneut betätigt. Nichts.
Raus, an den Wischerarmen gerüttelt. Nichts. Rein ins Auto. Nachdenken, wie es nun weitergehen soll.
Plötzlich setzen sich die Wischer wieder in Bewegung.
Etwas verwundert über dieses geisterhafte „Eigenleben“ freue ich mich, erst mal weiter fahren zu können.
Nach einigen Kilometern ändert sich langsam aber stetig das Motorgeräusch.
Etwas verunsichert fahre ich (noch) langsamer. Der Motor spotzt und schüttelt sich, nimmt kaum noch Gas an.
Kein Sprit? Kann nicht sein, ist noch halb voll.
Motorschaden?! Hoffentlich nicht!
Es war merkwürdig. Als ob die Kiste zu mager lief. Oder zu fett...?
Mir fehlte zugegebener weise noch etwas die Erfahrung mit der „alten Technik“. Ich habe seit 1988, als ich noch meinen 99 GL hatte, keinen Vergaser-Motor mehr unterm Hintern.
Es gab also mehrere Möglichkeiten. Leider war es Nacht, es regnete – und arschkalt war es auch noch...
Sollte das schon das Ende meiner ersten Fahrt im 96’er sein – und ich den ADAC rufen müssen?!
Also erst mal den nächsten Parkplatz anvisiert. Kurz vor der Abfahrt von der Autobahn kam das erlösende Schild. Tankstelle in 5 Kilometern. Das war mir doch um einiges lieber als ein dunkler einsamer Parkplatz.
Und beim streicheln des Gaspedals fuhr der Wagen ja auch recht passabel – wenn auch sehr langsam.
Nach erreichen des Parkplatzes den Motorraum auf. Kerzenstecker sind alle drauf. Vielleicht wirklich zu wenig Sprit? Da ich die Tankuhr nicht kenne, könnte sie ungenau gehen. Also erst mal tanken.
Motor wieder an – und siehe da: plötzlich läuft er wieder seidenweich (für einen 2-Takter).
Frohen Mutes wieder auf die Bahn. Ich hatte von knapp 500 Kilometern immerhin noch gute 400 vor mir.
Nach einiger Zeit begann es wieder zu regnen. Leider vollzog der Scheibenwischer wieder sein etwas eigenwilliges Eigenleben, das eigentlich eher zu einem Blinker passen würde. Mal ging er – dann wieder nicht. Zum Glück ist der Regen schwach – und die entgegenkommenden Fahrzeuge blenden nur wenig. Also weiter.
Was weitaus unangenehmer war: Das Motörchen meldete sich wieder mit bekannten Symptomen. Die Leistung war total im Keller. Nun stellte ich tatsächlich ein Verkehrshindernis dar. Die wenigen LKW donnerten nur so an mir vorbei, als ich mich mit knapp 50 zur nächsten Tanke rettete.
Dort angekommen machte sich erst mal Ratlosigkeit breit.
Kerzenstecker wirklich fest drauf? Ja. Hmm. Dann erst mal die Kerzen raus.
Alle sahen gut aus. Mit der Taschenlampe in den Brennraum geleuchtet. Alles gut KEIN Loch im Kolben! Verteiler ab. Kontakt scheint ok. Zündleitungen geprüft, Spritleitungen auch.
Auf den ersten Blick ist nichts zu sehen.
Also erst mal in der Tankstelle mit einem Kaffee aufwärmen und überlegen, was zu tun ist.
Da keine wirklich schlaue – vor allem hier spontan zu lösende Lösung einfällt wieder rein in den Kleinen und den Motor anwerfen.
Klingt doch Prima! Habe zwar Verständnis, dem kleinen öfter mal eine Pause gönnen zu müssen. Aber wenn das so weiter geht, dann bin ich ja noch Tage unterwegs...
Egal. Vielleicht geht’s ja jetzt besser.
Nach etwa weiteren dreißig Kilometern gnadenloser Autobahnhatz (mit ca 100 Km/h), zickt der Dreizylinder wieder.
Glücklicher weise Naht die nächste Tankstelle.
Ich rolle unter dem Dach der Tankstelle (es regnete immer noch) aus und öffne die Haube.
Wieder kreisen die Gedanken: Zu fett? Dann zu wenig Luft – also Luftfilter checken.
Deckel ab und die Taschenlampe bemüht. Einen Blick in den Vergaser lässt die Schuppen von den Augen fallen EIS! Der Vergaser ist vereist.
Shit! Klar! Es ist kalt, der Motor wird nicht wirklich warm. Die Jalousie am Kühlergrill fehlt –und der Vorwärmschlauch vom Krümmer zum Ansaugtrichter auch. Scheinen wirklich einen Sinn und Zweck zu haben, die Teile.
Das Geheimnis, warum der Kleine nach kurzer Pause wieder lief, war gelüftet. Kein unerklärliches Eigenleben – es war die Wärme, die das Eis schmelzen ließ!
Was tun?
Ich musste improvisieren! Ein Rohr zur Vorwärmung musste her. Moment: Ich hatte doch irgendwo eines gesehen! Ach ja, innen im Fußraum. Von der Heizung. Her damit!
Aber das Teil ist aus Pappe. In Verbindung mit dem warmen Krümmer also keine wirklich Gute Paarung.
Also rein in die Tanke und dem Tankwart (der zugegeben etwas schmunzeln musste) mein Problem geschildert. Verbunden mit der Frage nach etwas Alufolie.
Einen Rest konnte er zum Glück noch auftreiben. Und wieder raus in die Kälte. Etwas geschicktes Modellieren der Alufolie in und um den Papp-Schlauch herum, und die Gefahr, dass der missbrauchte Heizungs-Schlauch Feuer und flamme werden könnte, war gebannt. Nun noch etwas Draht darum und damit den Schlauch am Krümmer befestigt. Zu guter letzt das andere Ende des Rohrs mit einem Lappen und Kabelbinder am Ansaugtrichter fixiert. Voilá.
Hmm. Vollständig war der Kälteschutz damit aber noch nicht. Ersatz für die Jalousie musste auch noch her. Wieder in die Tanke, um Pappe zu holen wollte ich nicht – zumal Pappe und Regen auch ein unglückliches Paar sind. Zum Glück hatte ich noch eine Klarsichthülle, in der die Fahrzeugunterlagen steckten.
Ein Paar Löcher rein, vier Kabelbinder und die Plastikhülle außen vors Kühlergrill geschnallt. Gut das es etwa Din A4-Größe hat.
So gerüstet konnte ich siegessicher meine „rasante“ Heimfahrt nach HH fortsetzen.
Stunden – und einige erfreulich problemlose Tankstopps später tauchen die hellen Lichter des Hamburger Hafens vor mir auf. Die Zielgerade lag vor mir. Ich liebe den Anblick, wenn man nach langer Reise die Autobahn vor dem Elbtunnel entlang fährt.
Hinter mir lag eine anstrengende und ereignisreiche erste Fahrt in dem Kleinen 96’er. Es war kurz vor Mitternacht, ich war todmüde. Aber es war trotz allem eine schöne Fahrt.
Vor allem die letzten Meter durch den Elbtunnel waren einfach GEIL! Der Sound bei 80/90 Km/h Vollgas leicht bergauf... Das hätte die Trompeten von Jericho kaum besser hin bekommen ;-) Mich wundert, dass da nicht die Kacheln von den Tunnel-Wänden gefallen sind...
Meine Freundin stand trotz der späten Stunde schon an der Straße, als ich zu Hause ankam. Sie freute sich wie ein kleines Kind, als sie den knatternden Saab sah. Wir haben dann gleich eine Ehrenrunde um den Block gedreht – und wahrscheinlich die gesamte Nachbarschaft geweckt...
Ich denke, dass mir der Simons-Auspuff wirklich etwas zu laut ist. Der Sound unter Last ist genial – aber dieses ständige Knallen im Leerlauf ist kein angenehmes Geräusch – und ich finde es etwas zu aufdringlich für den eigentlich doch so niedlichen und eleganten Wagen.
Werde wohl mal den Trick mit der Stahlwolle im Auspuff testen – und versuchen, ob man die nicht irgendwie fixieren kann.
Was mir in naher Zukunft ansonsten noch bevor steht:
- Eine komplette Konservierung nachholen
- Eine ärgerliche Roststelle hinten links zwischen Kofferraumklappe und Stoßfänger beseitigen
- Fehlende Teile organisieren
- Passendes Werkzeug zulegen (Zoll-Schrauben?!)
- Fehlendes Zubehör wie Handbuch und Bordwerkzeug besorgen
- Einige Teile tauschen, die nicht mehr ganz so hübsch sind
- Und: Viel über den Kleinen lernen. Über die Technik, Vergaser- und Zündungseinstellung, Schmierstellen finden, Und vor allem zu lernen, wie man die teilweise raren Teile organisiere kann.
Ich denke, dass ich hier im Forum auch weiterhin viel Hilfe und Tipps finden werde. Aber ich hoffe, künftig auch etwas zurück geben zu können. Denn auch ich werde so meine Erfahrungen mit dem Auto machen. Und bestimmt ist da dann das ein oder andere dabei, was anderen helfen kann...
In diesem Sinne: Ich freu mich auf die Zeit mit dem 96’er
Olli
PS:
Aufgrund meiner Neuerwerbung müsste die 2-Takter-Liste aktualisiert werden.
Das geht aber per PN direkt an ssason.