Elekronik versagt mechanisch - immer öfter

Registriert
07. Mai 2004
Beiträge
2.504
Danke
787
SAAB
96
Baujahr
1976
Turbo
weiß nicht
Hallo,

bin gerade dabei beim Caddy das originale Bose Sound System zu flicken. Eine Leiterbahn auf einer der vielen Platinen ist durch, glücklicherweise deutlich zu sehen. Das gleiche Problem hatte ich beim Benzinpumpenrelais mit Drehzahlabschaltung vom 900 T8 auch schon, und gleich repariert: Einfach einen Draht parallel zur kaputten Leiterbahn eingelötet und fertig.

Wenn die zig Steuergeräte, die bei den späten 900ern und danach pro Auto verbaut wurden anfangen so zu versagen dann Gute Nacht. :frown:
 
Sei froh, daß der Kram noch nicht RoHS konform gefertigt wurde :biggrin:
Diese alten, großteils mit Durchsteckmontage gefertigten STGs kann man ja noch halb blind mit 1,5 Promille löten. :cool:

Wenn man aber richtige, komplett SMD bestückte Multilayer Platinen mit modernen Mikrocontrollern hat, dann braucht man dafür schon fast Profi-Equipment und eine Menge Erfahrung. Flicken mit Drähten etc. fällt da völlig flach.
Bzw. lassen sich Schäden an den Leiterbahnen garnicht mehr ordentlich beheben.

Ein Problem ist auch immer die Umgebung im Auto. Früher wurden die Platinen ohne Schutzlack direkt ins (abgedichtete) Gehäuse gesteckt, z.B. APC STGs.
Wenn die Dichtung versagt...

Die Haltbarkeit der modernen, komplett vergossenen STGs muss man abwarten.
Aber der Rep.-Aufwand ist natürlich möglicherweise deutlich höher.

Wer eine Herausforderung sucht, darf mal probieren ein paar PLCC32 Flashchips mit der Hand ohne Heissluftstation und Adapter aufzulöten.

VG,
Stephan
 
Die Zersetzung durch unzureichend entferntes Flußmittel dürfte auch bei den heutigen vergossenen Platinen ein Thema sein und bleiben - oder besser: künftig werden.

Elektronische Baugruppen sind die Zeitbomben jeder technischen Vorrichtung.
Die nach kürzester Zeit verschollene Software dürfte ein weiteres Risiko beinhalten.

Schaun wir mal...

...oder besser:
Werden wir mal blöd schauen...
 
Hatte zu diesem Thema mal ein interessantes Gespräch mit einem Werkstättenleiter:
Seine Aussage war, das es in Zukunft wohl keine "Oldtimer" mehr geben wird, denn man wird ein Auto aus dem Ende des 20. / Anfang des 21. Jahrhunderts nicht mehr 30+ Jahre betreiben können.

Die in der Elektronik eingesetzten Bauteile sowie Kleber usw. haben alle ein Ablaufdatum - jeder integrierte Schaltkreis hat eine endliche Lebendsauer, da die Kunstoffgehäuse nicht absolut gasdicht sind - Bei Applikationen, die länger halten müssen ( Unterseekabel,Rüstungsindustrie, Weltraumsonden,..) werden anstatt der Kunststoffkrabbeltiere sog. Glas-Metalldurchführungen eingesetzt (hab selbst mal in dem Bereich gearbeitet - war sehr interessant, was technologisch alles möglich ist..) - da hält der Halbleiter solange bis man ihn durchbrennen läßt.
Somit ist nach 20-30 Jahren die ganze Fahrzeugelektronik mehr oder weniger dem Tode geweiht - und Ersatzteile gibt es dann wohl auch nimmer.

Die Oldtimerbesitzer der zukünftigen Generationen werden sich wohl mehr mit Embedded Systems herumschlagen müssen, die irgend ein uraltes Stuergerät emulieren (denn die original verbauten Bauteile wirds nimmer geben..), damit die Kiste noch anspringt, als mit der mechanischen Erhaltung derselben...
 
Somit ist nach 20-30 Jahren die ganze Fahrzeugelektronik mehr oder weniger dem Tode geweiht - und Ersatzteile gibt es dann wohl auch nimmer.

Darum hat die NASA in den USA z.B. schon auf ebay.com angefangen Ersatzteile zu kaufen.... Ein Teil der Rechner ist schon etwas älter - und neu gibt's nix mehr!
 
Wird man sehen. Die Technik schreitet zwar voran, die Möglichkeiten & Werkzeuge der Restaurateure auch. Mußte man sich früher mit dem Flaschenzug in der Scheune behelfen, so gibt's heute für 150 Euro einen hydraulischen Motorkran im Baumarkt. Schlug man sich früher mit ausgenudelten Vergasern herum, so gibt es heute Multipoint-Einspritzanlagen zum Nachrüsten und Draufstecken, wer mag gleich mit Zündungsfunktion. Schlepptop anschließen und dann mal fröhlich Mappings fahren ... das hätte vor 20 Jahren auch keiner geglaubt. Insofern: Locker bleiben !
 
naja ich sehe das auch recht entspannt. weil es ja weiterhin schaltungen geben wird. und wenn man jedes steuergerät durch einen kleinen universal controller ersetzt der mit der passenden software bestückt wird. (z.b. x eingänge, x ausgänge, trionic emu drauf und anklemmen...) es muss ja nur 1 wagen überleben... so ähnlich wie es heute noch ataris gibt. aber halt nicht groß und klobig, sondern einfach nur der joystick auf dem dann auch gleich !alle! damals verfügbaren spiele drauf sind. ersetzt den eigentlichen atari mehr als ausreichend. auch wenn es nicht so stilvoll ist. aber ich glaube später wird man ein universal steuergerät in einem 9-3 oldie gerade noch so akzeptieren!
 
Ich sag nur: Space-Cowboys... :biggrin:
 
... so gibt es heute Multipoint-Einspritzanlagen zum Nachrüsten und Draufstecken, wer mag gleich mit Zündungsfunktion. Schlepptop anschließen und dann mal fröhlich Mappings fahren...

Bei Fahrzeugen mit Schaltgetrieben mag dass auch in Zukunft funktionieren. Aber warum rucken denn diese tollen neuen Automatikgetriebe nicht mehr so krass wie beim 4 Gang Ruckomat à la Mercedes 190 und Konsorten? Antwort:
Die Elektronik des Getriebes führt den Drehzahl/Drehmomentverlauf während des Schaltvorgangs über den CAN Bus, das Motorsteuergerät hört also genau auf das was das Getriebesteuergerät zu sagen hat. Tausende Mannstunden Applikation, Prüfstandsläufe usw. machen das möglich. Keine Aftermarket/Selbstbastel Motorsteuerung ist auch nur entfernt in der Lage auf Kommando von Aussen einigermassen exakte Drehmomente einzuregeln und das wird meineserachtens auch so bleiben.
 
Na dann ruckt's halt. Immerhin kommt man noch vom Fleck ... die Komfortelektronik wird halt Zug um Zug den Geist aufgeben, aber solange man auch noch ohne die Features fahren kann ist's doch o.k. Den Benzinsäufern wird nicht die aussterbende Elektronik den Garaus machen, sondern die Milliarden autofahrende Chinesen und der durch die Decke schießende Benzinpreis. Irgendwo im Museum wird es noch ein paar Schaustücke geben, aber das war's dann auch.

Mit Technik von vorgestern plagt man sich ja auch: Ein Freund hat im Selbstversuch einen Tatra aus den 1920er Jahren durch Stuttgart bewegt, so'n Zweizylinder Boxer-Viech. Leider sind da die Pleuellager noch aus Weißmetall reingegossen, alle 5000 km zur Revision. Schmierung geht irgendwie mit einer Löffelkette ...

Der andere mit seinem Capri "geil, kannste alles selber reparieren" hat ein Problem, weil die Karre nicht mal so ohne weiteres Bleifrei verträgt :biggrin:, sich dafür von der fossilen Sauce aber jede Menge nimmt, weil Kontaktzündung und Versager ... na viel Spaß beim Einstellen und Suchen des Optimums. Die Vorderachse ist auch so eine Spar-Konstuktion und Rost gibt's natürlich auch jede Menge ... o.k. der klingt gut, riecht nach Verbrennungsmotor und der Blick über die Haube entschädigt für so manches.
 
Es wird sein wie es immer ist. Nach Ablauf der Halbwertszeit ist eben die Hälfte Schrott, aber die andere Hälfte lebt weiter.
So werden es mit der Zeit immer weniger Autos, aber es bleiben welche übrig.

Um SMD zu löten braucht man übrigens keine Sonderausrüstung, sondern nur etwas Übung (selber schon gemacht). Eine Heißluftlötstation zum Auslöten ist nicht schlecht, kostet aber auch nicht mehr als eine ordentliche normale Lötstation.

Vor einer Weile gab's ein nettes Video auf Youtube wo jemand einen 200pin FPGA getauscht hat, aber das gibt's leider nicht mehr. Über die Suche (zB. solder tqfp) findet sich da aber auch genug.
Im professionellen Bereich wird das auch nicht viel anders gemacht.
Sogar mit BGA kann man selber arbeiten.

Alles in allem würd ich aber sagen, dass Multilayer Platinen mit ordentlich Lötstoplack bei gleicher Komplexität länger halten (doof nur, dass die Dinger inzwischen ungleich komplizierter sind).
Aber als Altautoliebhaber wird man sich in Zukunft zwangsweise mit Leuten zusammentun müssen, die Ahnung von Elektronik haben.
 
HI

solange man den Kram nicht bleifrei lötet. Und dann am besten noch vergießen. Na ja, kann man immer nur hoffen, dass genug Wagen zum schlachten gehen, bei denen es was anderes erwischt hat. Serienfehler sind da schon blöd, siehe so einige Notebooks mit on Board Grafik (z.B. To***ba S1, gehen bei uns langsam im Duzend in die Tonne, immer der gleiche Fehler).

CU
Flemming

der bis jetzt (am Wagen) nur mit Mechanik zu kämpfen hatte :tongue:
 
Bleihaltig oder bleifrei macht keinen echten Unterschied. In der Industrie wird seit einigen Jahren nur noch bleifrei gelötet (RoHS), da darfst du garnimmer mit Blei.
Es ist denke ich auch eine Willensfrage Elektronik haltbar zu machen. Irgendwo wird es halt doch ein kleines bisschen mehr kosten, und wenn der Hersteller an allen Ecken und Enden spart...
 
Doch, es gibt leider immer noch deutlich mehr, die die bleifreien Lote nicht so 100%ig im Griff haben.

Grundsätzlich gebe ich dir aber recht, es hapert regelmäßig an viel banaleren Dingen. Auswertegerät mit 85°-Elkos, wird ja nur 45° warm. Hieß dann 85° entspricht 1000h, 4x10° Differenz, also 1000*2^4. So ab 2,5 Jahre ging es dann los mit dem Tauschen, schön nach der Garantie.

Die andere Frage neben der Haltbarkeit ist die Ersatzteilversorgung und die Möglichkeit der Reparatur. Bei Elektronik für Oldies möglicherweise noch wichtiger als die Haltbarkeit.

CU
Flemming
 
Ich hab am WE gehoert, dass die Automobindustrie ihren Zullieferern groesstenteils zur Zeit noch bleifreies Lot VERBIETET!
/To
 
In Fahrzeugen ist bleifrei (noch) nicht dran. Also Auto, Bahn, Schiff und Fahradlämpchen.
Außerdem noch Medizin- und Sicherheitstechnik.

Betroffen ist hauptsächlich Verbrauchselektronik, die von dir und mir in den Wald geschmissen werden kann... :biggrin:
 
Stimmt, da hatte ich nicht dran gedacht. Wahrscheinlich wollen die von ihren Distributoren nur billig das nicht RoHS komforme Zeugs abgreifen ;). Bei Farnell gibt's das zB. fast hinterhergeworfen.

Wald- und Wiesenelektronik wird jedenfalls schon lang bleifrei gelötet (daher wohl auch der Name).
 
Zurück
Oben