Der Motor ist ein wunderbares Stück Maschinenbau. Bis zu 305 Pferden aus 2,3 Litern Hubraum - wo gibt es das sonst?
Jetzt kommt das große ABER:
- entsprechend sensibel sind die Dinger. Kein Motor mag es, wenn er kalt getreten oder knallheiß abgestellt wird. Bei einem Saab Turbo kann das aber sehr schnell tötlich enden.
Warum nicht kalt treten? Dürfte klar sein: das Öl ist noch nicht ausrüchend dünnflüssig, die Schmierung noch nicht sichergestellt.
Warum muß man einen Saab turbo aber auch "kaltfahren" und dann noch nachlaufen lassen?
Ganz einfach: So ein Turbolader wird unter Volast extrem heiß, 900 Grad und mehr sind keine Seltenheit. Motoröl beginnt aber schon bei 130, spätestens bei 160 Grad sich zu zersetzen. Solange der Motor läuft ist das nicht ganz so schlimm, denn das Öl wird ja von der Ölpumpe durchgepreßt und ist schnell wieder weg. Im Stand steht aber auch die Ölpumpe, somit auch das Öl in den Turboladerlagern und verkokt da. Da ist der Turboladerschaden vorprogammiert.
Nebenbei kommt es zum gefürchteten "heat soak" - die Temperaturen im Zylinderkpf liegen nach Abstellen den Motors teilweise deutlich höher als im Betrieb.
Warum? Ein ähnliches Prinzip: der Motor ist knallheiß, wird aber vom Wasser durchstömt, was die Hitze abführt und die Temperaturen konstant hält. Bei abgestelltem Motor läuft auch die Wasserpumpe nicht mehr mit, Wasserfluß kommt nur noch durch den Thermosyphoneffekt zustande (heißes Wasser steigt in den Kanälen des Motors nach oben, läuft in den Kühler, sinkt dort mit dem Abkühlen ab und strömt wieder durch den Motor). Die Temperuren steigen also, wenn der Wagen vor dem Abstellen scharf gefahren wurde stark an. Das mag auf Dauer die Kopfdichtung auch nicht leiden.
Für jeden Motor ungesund und für einen Saab Turbo auf Dauer definitiv tötlich ist z.B. folgendes oft zu beobachtendes Szenario: Dauervollgas auf der Autobahn, Reserveleuchte brennt, Fahrer sieht Tankstellenschild, wirft den Anker, kommt mit qualmenden Bremsen an der Zapfsäule zu stehen und stellt den Motor ab. Ganz böses Foul!
Erschwerend kommt beim 9-5 noch eine konstruktive Beonderheit hinzu: Der Kat befindet sich genau unter der Ölwanne. Der Katalysator heizt sich im Betrieb sehr schnell sehr stark auf - und das Öl gleich mit. Im schwedischen Winter mag das eine geniale Lösung sein, damit das Auto schneller auf Betriebstempertur kommt, auf deutschen Autobahnen überwiegen aber die Nachteile.
Um das Übel weiter vorranzutreiben ist der Wagen dann auch noch mit 20.000 Wartungsintervallen angegeben. Zum Vergleich: der Motor im Saab 9000 ist konstruktiv sehr ähnlich, nur etwas schwächer. Hier gilt ein 10.000er Ölwechselintervall!
Anscheinend überwog die Angst, mit einem so kurzen Intervall heutzutage nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein.
Das Öl im Saab turbo Motor ist aber thermisch deutlich stärker belastet als in anderen Pkw-Motoren, die Verlängerung des Ölwechselintervalls entwickelt sich damit zum Roulettespiel. Es bildet sich Ölkohle, die sehr schnell das Ölsieb vor der Ölpumpe zusetzt. Der Motor stirbt.
Deshalb wird hier im Forum auch gebetsmühlenartig eine Halbierung des Wechselintervalles gepredigt - und das Abnehmen der Ölwanne bei einem Gebrauchtwagenkauf zwecks Kontrolle und Reinigung des Ölsiebes.
Der Motor an sich ist gut und kann abartige Laufleistungen erreichen, braucht aber dazu deutlich mehr Aufmerksamkeit und technisches Verständnis, als Otto Normalkraffahrer anscheinend aufzubringen bereit ist.
Ach ja, aero270 erreichst Du am besten, indem Du ihm eine PN schreibst. Seine Firma hat auch eine homepage, aber die finde ich gerade nicht.