Hier mal ein sehr guter aktueller Beitrag aus den Rohstoffreport von heute !
Dann wird auch klar, daß man schnell noch den ganzen Neuwagen-Ramsch an den Deutschen Michel bringen muß, weil in ein paar Jahren werden diese Fahrzeuge (und der PS-Wahn und somit Spritverbrauchswahn geht ja munter weiter) vermutlich überhaupt keinen Wert mehr haben. Wer sich jetzt so eine Kiste vor die Türe stellt, der braucht sich über den Wiederverkaufserlös kein Gedanken mehr machen.
Die Ölvorkommen der Erde schwinden: Mexikos gigantisches Cantarell
Feld fördert Jahr für Jahr 6% weniger Öl, ebenso verlieren auch
Großbritannien und Norwegen immer größere Mengen ihrer Ölförderung.
Beide Länder zusammen werden allein im Jahr 2007 zwischen 800,000
bis 1 Million Barrel Erdöl pro Tag weniger fördern.
Der Umfang dieser Rückgänge zährt alle zusätzlichen Fördermengen auf,
die in diesem Jahr über neue Ölfunde an den Markt gelangen werden.
Alle restlichen Öl produzierenden Länder haben bis auf wenige Aus-
nahmen stagnierende Ölförderquoten, während die Nachfrage insbeson-
dere aus den Schwellenländern immer weiter steigt.
Billiges Öl hat die Industrialisierung der westlichen Welt ermöglicht. Die
Weltbevölkerung hat sich innerhalb der letzten 50 Jahre von drei auf
heute über sechs Milliarden Menschen verdoppelt. Heute werden 70%
des Ölverbrauchs im Transportsektor verwendet, wo die hohen Preise
zum Politikum werden. Wenngleich die hohen Benzin- und Dieselpreise
dem Verbraucher teuer zu stehen kommen, bleiben Proteste im großen
Stil aus, besonders in der Eurozone, die durch den schwachen Dollar
von den Preissteigerungen teilweise verschont bleibt, aber unter einer im
Vergleich zu den USA exorbitanten Mineralölbesteuerung leidet. Unser
Lebensstil heute auf Erdöl angewiesen. Er fußt darauf, und ohne Öl
könnten heute Hunderttausende Pendler nicht zur Arbeit fahren,
Geschäftsleute nicht auf Geschäftsreisen gehen und Güter aus aller Welt
nicht transportiert werden.
Das chinesische Nachfrage-Paradoxon
Die Ölnachfrage ist relativ unelastisch, steigende Preise bremsen die
Nachfrage also nur unterdurchschnittlich. Das Angebot kann im
Gleichzug aber nicht beliebig nach oben ausgeweitet werden, sodass
schließlich der Preis als regulierende Größe steigen muss, bis erste
Konsumenten ihre Zahlungsbereitschaft erreichen und als Nachfrager
ausscheiden. Anders gesagt: Wenn die Taschen der Verbraucher leer
sind, sinkt zwangsläufig die Nachfrage. Doch sind wir an diesem Punkt
angelangt? Diese Betrachtung müssen wir ins Verhältnis setzen, denn
wir in Deutschland, Europa oder den USA sind nicht mehr die einzigen
Ölnachfrager auf der Welt. Fragt man heute Chinesen über ihre Zukunfts-
pläne, so geben die meisten Stadtbewohner in China an, sich in fünf
Jahren ein eigenes Auto kaufen zu wollen. Erreichte China die gleiche
Automobildichte wie die USA, so bedürfe dies der Verarbeitung der drei-
fachen Menge der auf der Welt vorhandenen Rohstoffe, so eine Studie
des National Geographic. Wüchse die chinesische Pro-Kopf-Nachfrage
nach Erdöl auf nur 50% des US-Pro-Kopf-Verbrauchs, müsste sich die
weltweite Produktion verdoppeln. Wie soll das gehen?
Das ist ein großes Problem. Woher sollen diese Rohstoffe kommen?
Werfen wir einen Blick auf die Ölfelder der Erde. Die meisten großen
Felder, die heute den Markt mit Erdöl versorgen, sind in den 60er Jahren
gefunden worden. Sie sind also über ein halbes Jahrhundert alt. Ihre
Fördermengen werden in den nächsten Jahren also wahrscheinlich eher
stagnieren oder fallen, als weiter steigen. Bis 2030 benötigt die Welt 120
Millionen Barrel Erdöl pro Tag – und damit 50% mehr als zurzeit. Um
dies zu bewerkstelligen, und gleichzeitig die schwindenden
Fördermengen der größtenteils 50 Jahre alten Ölfelder zu kompensieren,
müssen neue Kapazitäten von 200 Millionen Barrel/Tag in Betrieb
genommen werden.
70 statt 100 Mio. Barrel/Tag?
Was wird geschehen, wenn sich die Welt in den nächsten Jahren mit der
Die Ölnachfrage ist relativ unelastisch, steigende Preise bremsen die weltweiten Ölfördermenge vom aktuellen Niveau von 80 Millionen
Barrel/Tag nicht in Richtung der 100 Millionen Barrel/Tag sondern eher in
Richtung der 70 Millionen Barrel/Tag bewegt? Der Schlüssel zu Macht in
der Zukunft liegt in der Kontrolle von Erdöl und Erdgas, daran besteht
kein Zweifel. Die US-Subventionen der USA aus Mais Ethanol herzustellen, drohen unter dem Druck des öffentlichen und weltweiten Protests
über hohe Nahrungsmittelpreise zu scheitern. Doch selbst wenn die
Investitionen in diesem Sektor weiter gehen würden, könnte Ethanol nur
einen kleinen Teil des Benzinbedarfs der USA decken. Ähnliches gilt für
Europa und den asiatisch-pazifischen Raum. Eine rentable Umwandlung
von Zuckerrohr zu Ethanol, wie er in Brasilien durch Rodung der Regen-
wälder und Ausnutzung von Arbeitskraft ermöglicht wird, ist in diesen
Regionen nicht möglich. Außerdem weist die Umwandlung von Mais zu
Ethanol (wie er auch in China hergestellt wird, einem Land, das selbst
nicht einmal genug Mais als Futter- und Nahrungsmittel produzieren
kann, um den eigenen Bedarf zu decken) eine negative Energiebilanz
auf, es muss also mehr Energie aus Erdöl investiert werden, als letztend-
lich durch das produzierte Ethanol zur Verfügung gestellt werden kann.
Die großen internationalen Ölkonzerne haben heute nur noch Zugriff auf
höchstens 15% der Weltölproduktion und zwar schwerpunktmäßig auf
kapitalintensive Offshore-Neuerschließungen. Die größten Ölreserven lie-
gen im Nahen Osten. Daher gewinnt diese Region besondere strategi-
sche Bedeutung für alle Länder, die um ihre Energiesicherheit besorgt
sind. Und hier kommt insbesondere die Politik der USA ins Spiel. Sie hat
sich in den letzten Jahrzehnten auf ihre Vorherrschaft in der Region kon-
zentriert. Der Zugriff auf Erdöl zum Erhalt des US-Wirtschaftssystems, das
selbst chronisch krank geworden ist (Überschuldung, Abwanderung der
herstellenden Industrie, Außenhandels- und Budgetdefizite), ist zum
geopolitischen Thema geworden.
USA und das Öl des Iraks
Ein großer Teil der Budgetdefizite der USA entstanden in den letzten
Jahren durch den Irakkrieg. Die Kosten sind weitaus höher als geplant
und liegen bei schätzungsweise über 497 Milliarden Dollar. Selbst die
enormen monetären Kosten des Irakkriegs erscheinen aber marginal
relativ zum strategischen wie monetären Wert der immensen Ölreserven
des Landes. Irak verfügt über die zweitgrößten Ölreserven der Erde, und
diese sind größtenteils unerschlossen (siehe Artikel „Das Öl des Iraks“ in
diesem Rohstoff-Report). Auch die Invasion Afghanistans, einem Land,
das selbst kein Öl besitzt, folgt strategischem, geopolitischem Kalkül.
Afghanistan ist die Schwelle vom Nahen Osten zu Asien und grenzt
außerdem an Iran, dem letzten Land im Nahen Osten, auf das die USA
keinen mittelbaren oder unmittelbaren Zugriff haben.
Die ausschließliche Kontrolle über den Nahen Osten und dessen Ölre-
serven, welche die USA und internationale Ölkonzerne damit beinahe
vollständig erzielt haben, bedeutet eine unvorstellbare Steigerung von
Macht, auch über die aufstrebenden Nationen im asiatisch-pazifischen
Raum. So könnte beispielsweise auch das kommunistische Regime in
China nach dem Motto „Wenn ihr unsere Dollars und Staatsanleihen ver-
kauft, sperren wir die Öllieferungen“ gefügig gemacht werden.
Die USA sind im Begriff, sich die größten Ölreserven der Welt zu sichern,
diese über die eigenen Ölkonzerne zu erschließen und in Produktion zu
nehmen. Wenn die USA damit Erfolg haben, werden Sie nicht nur die
größte militärische Macht der Erde sein, sondern werden auch wirt-
schaftlich wieder ins Zentrum der Welt rücken.
Rohstoffreport Nr 908