Reifen Saab 900 turbo 16s

Miese Nassperformance alter Reifen ist keine Seltenheit: Habe auf dem Opel 2006er Pirelli P6irgendwas Sommerreifen. Keine Risse, super Profil. Bei Trockenheit einwandfrei, Seitenführung, Bremsen (Beschleunigung fällt eh aus bei dem anämischen Motörchen und Opamatik). Bei Nässe -holladieWaldfee- rubbelt das Auto schon im innerstädtischen Kreisverkehr über alle Viere nach außen bei "normalem" Tempo. Bremsweg geht grade noch, aber auch hier muss man schon aufpassen => Sehr unterhaltsames Fahrverhalten, aber jemand anderes würde ich das Auto mit den Reifen nicht in die Hand geben. Blöd bloß, dass bei der Fahrleistung des Wagens es noch mal 10 Jahre braucht bis die runtergerubbelt sind :biggrin:.

Nun ist 2006 noch nicht soo lange her, aber offensichtlich wurde in der Auslaufgröße 195/60 R14 selbst zu diesem Zeitpunkt kein Silika verbaut. Da merkt man den Fortschritt zur aktuellen Reifentechnik doch schon sehr stark.
 
Ein neuer Reifensatz in dem Format kann doch kein Vermögen kosten.
Wäre mir das Risiko jedenfalls nicht wert...
 
A propos neue Reifen. Ich hatte im Frühjahr versuchsweise die Uniroyal Rain Expert beschafft. (Der RE läuft aus und wird durch den RE3 ersetzt . Deshalb waren die RE wohl auch so billig, ich habe deutlich unter 50€ pro Reifen gezahlt).
Nach etwas über 15.000km ist es Zeit für einen kurzen Zwischenbericht, der meine ersten Eindrücke von unmittelbar nach der Montage noch einmal bekräftigt.

++ Aquaplaningresistenz absurd gut. Mit 120-130 durch wassergefüllte Lkw-Spurrinnen oder über lückenlos wasserbedeckte Betonautobahnen - überhaupt kein Problem. Nicht der leiseste Hauch eines Aufschwimmens. In dieser Hinsicht um Welten besser als alles, was ich bis dato gefahren bin. Ich habe meine Geschwindigkeit wegen der Sicht reduzieren müssen, aber niemals weil der Reifen an die Grenzen gekommen wäre.
++ Naßgrip gut, auch bei niedrigen Temperaturen (unter 10° schwächelt bspw der Michelin ES ganz deutlich.)
+ Verschleiß (bei meiner zugegeben im Allgemeinen schonenden Fahrweise, bestehend hauptsächlich aus Autobahngeradeausfahren mit moderaten Geschwindigkeiten) besser als erwartet; nach 15.000km nur geringer Verschleiß an der VA und hinten gar keiner. (Tiefe reiche ich nach, dürften aber vorne noch locker 6-7mm sein). Ich hatte für mich ausgerechnet, daß der Reifen mindestens 30k-35k halten müsse, um gegen einen Michelin ES+ mit unterstellter Laufleistung von 60k preislich konkurrenzfähig zu sein. Das könnte klappen.
+ sehr komfortables Abrollen, schluckt kleine Fahrbahnunebenheiten auch bei höheren Drücken (2,5 - 2,7bar) fast völlig weg.

- trocken so lala. Bei höheren Temperaturen etwas schmierig.
- - Einlenkverhalten eine mittlere Katastrophe. Die Reifen brauchen deutlich mehr Lenkeinschlag als alles andere, was ich bis jetzt auf dem 900 und 90 probiert habe, und sie reagieren dazu noch zeitverzögert. Auf kurvigen Landstraßen kann man sich daran gewöhnen, dann lenkt man halt früher und stärker ein als sonst. Weil sich das alles etwas schwammiger und undefinierter anfühlt leidet der Fahrspaß etwas, aber man kommt schon noch damit klar.
- - Fies wird das ganze aber bei hohen Geschwindigkeiten (180-210km/h) auf der Autobahn. Geradeauslauf kennt das Auto nicht mehr, aber noch viel unangenehmer wirkt sich das im vorherigen Punkt schon angesprochene verzögerte Einlenken jetzt aus. Wenn man leicht korrigieren möchte, weil das Auto die Linie verläßt, so passiert zunächst einmal gar nichts. Dann lenkt man intuitiv stärker ein, aber genau dann kommt der Wagen doch rum. Und weil man viel zu stark eingelenkt hat, muß man jetzt in die Gegenrichtung korrigieren. Und wenn man jetzt nicht wirklich Ruhe bewahrt, dann schaukelt sich die Fuhre auf... Bis ich damit klarkam habe ich einige Kilometer gebraucht. Die Lösung: Mit dem Lenkrad nur grob die ungefähre Richtung vorgeben und das Auto einfach rechts und links der gewünschten Linie innerhalb der Fahrspur tanzen lassen - und dann bloß nicht nervös werden. Das braucht allerdings eine gewisse Nervenstärke und ist sicher nichts für Tante Erna. Ok, Tante Erna wird auch selten ihren 900 mit Nenndrehzahl über die Bahn prügeln...

Fazit: Selten stimmten meine Erfahrungen mit einem Reifen so eindeutig mit dem überein, was man über den Charakter eines Reifens aus Reifentest herauslesen konnte - und wie der Hersteller ihn bewirbt. Das ist wirklich ein reinrassiger Regenreifen. Und zwar ein full wet, kein intermediate. Wasser auf der Straße kann er wirklich hervorragend, bei allem anderen ist er mau bis grottig.
Der Reifen ist eine herausragende Wahl für alle, die auch bei widrigstem Wetter Kilometer kloppen müssen. Wer beim Autofahren aber Fahrspaß sucht oder gerne sehr schnell fährt, der möge bitte bloß die Finger von den noch vereinzelt angebotenen restlichen Exemplaren lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessante Zusammenfassung. Das deckt sich in etwa mit dem Feedback von ein paar Rallye-Kollegen, die den Uniroyal RE(3?) als preiswerte Alternative zu (Renn-) Regenreifen empfohlen haben. Bei vielen Veranstaltungen muß man ja was straßenzugelassenes fahren (mit "E"-Kennzeichnung drauf). Werde ich mir mal merken, wenn es mal irgendwann wieder "ernst" wird. ;-)
 
Wie gesagt, ich beziehe mich auf den RE. Der Nachfolger RE3 hat ein komplett anderes Profil.
 
Ich hab wegen der ueberragenden Nassperformance des RE (den ich auf meiner alten Familienkutsche hatte in 205/55R16) die neue Anfang 2015 mit dem neuen RE3 (in 215/60R16) ausgestattet.
Der ist mE nicht vergleichbar mit dem RE. Die Nassperformance ist mE nicht mehr so gut, und der Verschleiss war unterirdisch, die VA war nach ~25000 runter, so dass der fuer mich keine Alternative mehr war. Zu Trocken kann ich nichts sagen, weil ich da in meinem Alter nicht mehr an die Grenzen gehe ;)
(hab jetzt den ES+ auf der VA) die restlichen beiden RE3 sollten auf der nicht angetriebenen HA eine Weile halten.
 
A propos neue Reifen. Ich hatte im Frühjahr versuchsweise die Uniroyal Rain Expert beschafft.

Fahre ich seit rund 25.000 km...kann nachher mal Profiltiefe messen.
Joar, ansonsten Zustimmung, auf dem Schneeschieber möchte ich die Reifen nicht haben, aber zum gemütlich Alltag cruisen und im Regen rumhacken sind sie geil (und preisgünstig).

- - Fies wird das ganze aber bei hohen Geschwindigkeiten (180-210km/h) auf der Autobahn...

Seit wann fährst du in diesem Geschwindigkeitsbereich? Das ruiniert doch deinen Durchschnittsverbrauch binnen Minuten :listen:
 
Ich muß meinen Kumpel nochmal fragen. Bin nicht sicher ob es der RainExpert war oder der RainSport...
 
Ich muß meinen Kumpel nochmal fragen. Bin nicht sicher ob es der RainExpert war oder der RainSport...

Den RainSport hat einer der Zolder Teilnehmer die letzten zwei Jahre auf seinem 9-3 I gehabt...in der "Hoffnung", dass es regnet... Hat es beide Jahre nicht. Beide Male wurden die Vorderreifen dabei komplett zerstört...Deckt sich also auch mit der "full-wet" Aussage vom aero...
 
Mit den Rain Expert hatte ich auf kurvigen Landstrassengeläuf ein unschönes Erlebnis, als ich einem Motorradfahrer ausweichen mußte. Die Reifen waren mir zu schwammig und das ohnehin leichte Heck des 900er wurde bei dem Manöver noch leichter. Rain Expert auf einem Cabrio, daß konnte ja nicht gutgehen. Danach wurde umgerüstet.Aber schön zu lesen, daß sie noch 25000 km und mehr halten... :rolleyes:
 
Es ist Sommer befohlen!

Habe also gestern die Uniroyal runtergeworfen und die Michelins wieder aufgezogen. (Danke, liebe @saabatera fürs Mitbringen! :flowers: ) Im Fahrverhalten ein Unterschied wie Tag und Nacht - das Auto ist deutlich direkter und stabiler (aber nicht mehr ganz so komfortabel). Man merkt aber auch deutlich den geringeren Rollwiderstand - über Land lasse ich oft (wenn ich niemanden aufhalte) den Wagen einfach im Leerlauf ins nächste Tempolimit oder in die nächste Ortschaft hineinrollen. Da mußte ich mich schon umstellen, aus den gewohnten Punktlandungen am Schild wurde erstmal nichts, ich war immer viel zu schnell...



Interessant ist aber, daß sich der erhöhte Rollwiderstand bei meinem Fahrprofil statistisch nicht ausgewirkt hat. (Bei Spritmonitor hatte ich die stumpf als GJR vermerkt, um eine statistische Unterscheidbarkeit zu schaffen.) Ich habe mit den Uniroyal Schnitt 8,27 Litergebraucht, verglichen mit 8,57 für Sommerreife. Wobei hier alle Sommerreifen, die ich bis dato auf dem Auto gefahren hatte erfaßt sind und nicht nur die Michelins... die Kleber ganz zu Anfang beispielsweise waren auch kein Wunder an Leichtlaufeigenschaften.
Desweiteren dürfte es einen leichten Bias zugunsten der Uniroyals geben, alleine deshalb weil ich wegen der Schwammigkeit mit ihnen im Allgemeinen recht Verhalten gefahren bin. Kurz: wer viel Autobahn fährt wird den erhöhten Rollwiderstand kaum merken, weil der Luftwiederstand eh weit überwiegt. Bei Stadt- und gemütlichen Landstraßenfahrern könnte das anders aussehen.

Insgesamt waren die Reifen jetzt wirklich fast genau 15.000km drauf. Vorne links (beim Autobahnvielfahrer der am meisten beanspruchte Reifen, Auf- und Abfahrten lassen grüßen) habe ich jetzt noch 6mm Profil, hinten links 8mm.

uniroyal_15k_hl.jpg uniroyal_15k_vl.jpg

30-35k Laufleistung halte ich bei meinem Fahrstil also für nicht unrealistisch.
 
Von hinten nach vorn getauscht, hast du dann nach den nächsten 15k vorn wieder 6 und hinten gute 5mm, dürfte doch dann problemlos deutlich über 35k Gesamtlaufleistung gehen, oder?
 
Michelin ES oder ES+ ?
 
ES+.

Seit gerade ist auch der lange versprochenen Artikel online. Es regnet gerade; das motiviert...
https://turboseize.wordpress.com/2016/09/17/reifenerfahrungen-uniroyal-rain-expert/
Ich fahre den Uniroyal ebenfalls und kann mich aero84 nur anschließen: Im Regen ist das Ding (vor allem bei starkem Regen) übelst gut. Das fällt einem auf, wenn man mal eben noch ruhig auf der Bahn seine Runden dreht, während andere hektisch das bremsen anfangen. Mir gefällt das sehr gut, weil es mir in einer Aquaplaning-Situation sehr viel Sicherheit gibt. Da sehe ich ihm dann die Trockenschwäche gern nach und schmunzele, wenn ich ihn mal "überfordert" hab. Wobei ich da im Trockenem auch schon schlechtere hatte. Und wir Süd-Niedersachsen wohnen ja nun einmal in einer der regenreichsten Regionen Deutschlands :rolleyes: Also auch mein Fazit: Trocken können andere besser. Gerade wenn man es rasant mag (ich mag´s auch sehr gern mal rasant). Ich weiß, dass ich da einen Michelin besser finden werde, kann aber mit den Schwächen des Regenreifen leben / umgehen / arrangieren...

So als Nachtrag (Reifen sind meiner Meinung nach auch immer seehr subjektiv):
Da ich PU bebuchst bin und meiner Feder anscheinend auch ne Windung fehlt bin ich auch ganz dankbar um den Komfort des Uniroyal. Die Fahrwerkskombi scheint mir bei meinem die Reifen-Trockenschwäche auch etwas zu kompensieren
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessanter Bericht. Ich hatte den RE als 205/55R16 auf einem Kleinbus, und ich hatte den Reifen hauptsaechlich deswegen ausgesucht, da er lt- einiger Hinweise sehr weich sein musste, und daher NICHT so sehr den Spurrillen hinterherlaufen sollte, die hier auf der A4 zwischen Koeln und Aachen teilweise sehr heftig ausfielen (mittlerweile ist alles neu hier!)
Und genau das hat er auch getan.... Zuvor hatte ich recht sportliche drauf, bei denen man immer korrigieren musste. Den RE wuerde ich als Nicht-Rennfahrer sofort wieder kaufen. Im Nassen rettet der einem Reaktionszeit. Den RE3 hingegen finde ich nicht aussergewoehnlich, sonder eher durchschnittlich (im direkten Vergleich zum ES+, den ich direkt im Anschluss zumindest auf die VA bekommen hab).
 
Ich weiß, das Thema Ganzjahresreifen ist streitbar. Immerhin hat der von vielen hier favorisierte Hersteller Michelin eine Neuentwicklung am Start. Deshalb mal entspannt in die Runde gefragt: Gibts schon praktische Erfahrungen mit dem AllClimate?
 
Der CrossClimate wird schon seit einger Zeit als sehr gut bewertet.
Ich habe ihn bisher nur auf dem 9000 und den fährt meist unser Ältester.
Somit habe ich keine "direkten" Erfahrungen.:rolleyes:
 
Ich hab auf der VA jetzt Uniroyal AllSeasonExpert... mal sehen wie die sich machen....
 
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