Kann ich Dir sagen: Vaddern freut sich fast jeden Tag über seinen Quasi-Neuwagen. Er war damals (10/2007) vom 95er 2,3i mit ja auch sehr moderaten 166T auf der Uhr auf den 96er 2,0t Swiss mit seinerzeit 52T umgestiegen. Heute müßten irgendwie so um die 95 auf der Uhr stehen.
Ich schrieb "bei bestimmungsgemäßem Gebrauch". Was Dein alter Herr macht ist nur einen Hauch vom in-die-Vitrine-stellen entfernt, für das, ich erwähnte es, andere Bedingungen gelten mögen.
Ja, aber auch dies hängt doch, außer der Pflege, auch ganz klar von den km ab.
In 02/2007 habe ich meinen 96er Aero mit 210 auf der Uhr aus sehr guter Foren-Hand gekauft, der heute so bei 286T steht. Beide Autos hatten eine saubere Historie und sind auch danach ordentlich behandelt worden. Trotzdem ist am Aero mehr und öfter etwas zu tun. Klar, die Hütte hat nun mal schon mehr auf dem Rücken. Das geht selbst an einem 9k, der da ja wirklich etwas ab kann, nicht spurlos vorbei.
Total verschlunste Karren mit bestgewarteten Langstreckengleitern zu vergleichen, wirft auf tatsächlichen den Einfluss der Laufleistung wohl doch ein sehr verzerrtes Bild.
Naja. Genau das passiert aber. Den gehätschelten fünfundzwanzigjährigen Sonntagsausfahrtsquasineuwagen zu finden gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. In der Realität wir man unter den wenigkilometrigen Autos mit hoher Wahrscheinlichkeit runtergerittene Kurzstreckengurken finden, während man bei einem Auto, daß die 300k oder 400k geknackt hat zumindest regelmäßige Ölwechsel wird unterstellen können... und höchstwahrscheinlich auch den Austausch des ein oder anderen schonmal kaputtgegangenen Teils.
Schönes Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: da verkauft ein Junge gerade aus Gründen des überquellenden Fuhrparks (Vater und Sohn sind beide auto- und motorradverrückt) seinen Audi S8. 1997 oder 1998, grünmetallic, leder beige. 430.000km auf der Uhr. Erste Hand Direktionsfahrzeug einer Privatbank, in zweiter Hand besagter Freund, dessen Familie auch nicht gerade Armut leidet. Ich weiß, daß die Kiste in den letzten sieben oder acht Jahren gute 30.000 (in Worten: Dreißigtausend!) Doppelmark in der Audi-Niederlassung und beim Teilehändler verbrannt hat.
Merkt man dem Wagen seine Kilometer an? Von innen nicht. Kein abgegrabbelter Softlack, keine verschlissenen Sitzwagen, nichts knarzt oder knirscht. Von außen... nunja. Steinschläge auf der Motorhaube künden von Autobahnkilometern. Aus mehr als zwei Metern Entfernung sieht man die aber auch nicht.
Jetzt vergleichen wir diesen Wagen mal mit der Masse des Angebots. Ja man kann für dasselbe Geld oder auch einen tausender mehr auch Autos kaufen, deren Tacho nur 149.000km anzeigt. Komischerweise stehen die auf irgendwelchen Kiesplätzen, eine Historie gibt es nicht und die Innenräume sehen auch deutlich abgerockter aus...
Will mir hier ernsthaft jemand erzählen, daß der "wenigkilometrige" Kiesplatzwagen jetzt vorzuziehen wäre?
Wenigkilometrige Autos mit vernünftiger Wartungshistorie mag es durchaus geben, in dem Marktsegment aber, in dem wir uns aufhalten sind sie sehr, sehr selten.
Sowas findet man bei klassischen Dritt- und Viertwagen, also beispielsweise dem klischeehaften Sl oder SLC der Zahnarztgattin, der trotz 5000 Jahreskilometern selbstverständlich jährlich zur Inspektion ging, aber auch in der unteren Mittelklasse, wenn Oppa Heinz seinen Kadett oder Vectra gebauso verhätschelt hat, schließlich sollte das Auto vom Renteneintritt bis zum Grab halten.
In der oberen Mittelklasse und bei Oberklasselimousinen sieht es jedoch
in der Regel eher so aus, daß die Kisten entweder zeitlebens Kilometer gefressen haben und dafür gescheit gewartet wurden
oder aber in Zweit- und Dritthand als Stadtgurke bei Leuten enden, die ein großes Auto kaufen, nicht aber unterhalten konnten oder wollten.
Hier bei der Autosuche nach dem Kilometerstand zu gehen schränkt im besten Fall die Auswahl unnötig ein, im schlimmsten Fall handelt man sich Probleme ein, die mit dem Kilometerfresser schon auf Kosten des Vorbesitzers gelöst wären.