Da ich jetzt schon das zweite Mal einen 9-5 "auffrische", will ich hier denn doch mal kurz zum Besten geben, was ich fuer sinnvoll halte (wenn man sich denn generell auf so ein Projekt einlassen will) und ein paar Zahlen reinstellen. Die muessen nicht in jedem Falle so eintreffen, spiegeln aber im Groben das wieder, was ich so bezahlt haben:
Ich hatte ja schon an andere Stelle geschrieben, dass ich nicht glaube, dass mit dem Serienturbo noch signifikant mehr herauszuholen ist, als v8power jetzt schon hat. Wenn es denn also mehr sein sollte, muss ein anderer Turbo her, was dann in jedem Falle eine Einzelanpassung der Software nach sich zieht. Klar, es gibt ganze Kits von Maptun et al, aber ich glaube nicht, dass das der guenstigste oder beste Weg zum grossen Glueck ist.
Wenn's mein Wagen waere, der da jetzt fast 150.000 km auf der Uhr hat, und den ich noch eine Weile fahren wollte, wuerde ich folgendes machen:
Als erstes mal einen Plan, wo ich leistungsmaessig hin will. Das ganze x-mal durchzuexerzieren ist wenig kosteneffizient.
Dann einen Zeitrahmen festlegen: Wann will ich die Massnahme durchfuehren? Normalerweise wuerde ich mindestens 3 Monate im Voraus planen, da v8power aber gerade erst seine letzte Massnahme hinter sich hat, waere mein Rat hier, sich doch lieber mehr Zeit zu lassen und den Wagen erst einmal so zu fahren, wie er jetzt ist. Die Planung kann ja nebenher laufen.
Ich wuerde mich auch schon jetzt darauf festlegen, dass eine Motor- und Getrieberevision Teil des Aufwandes werden sollen. Bei der Laufleistung macht das Sinn mit Hinblick auf Ketten, Wasserpumpe, Riemenscheiben etc. Auch das Getriebe wuerde ich mir bei der Gelegenheit ansehen, zum einen um Sicherheit zu haben, zum anderen aber, weil es dort meist doch das eine oder andere Teil gibt, das man - wenn es denn vor einem liegt - gleich wechseln wuerde.
In dem Zusammenhang mal was zum Aufwand: Bei mir sind gerade etwa 40 Arbeitststunden angefallen fuer komplette Motor- und Getrieberevision, inklusive Einbau aller Neuteile um Motor und Getriebe herum. Teilekosten sind natuerlich separat.
Eine massgeschneiderte Software sollte sich an der gegebenen Hardware orientieren. Deshalb muss man sich schon mal Gedanken darueber machen, was man so alles braucht.
Ich wuerde, wenn es denn irgendwie geht, immer den Zylinderkopf samt Ansaugbruecke und Abgaskruemmer bearbeiten lassen. Da das nicht ueber Nacht geht, hat man idealerweise einen zweiten Satz Teile liegen, den man zum bearbeiten schickt, oder man nimmt eben in Kauf, dass der Wagen ein paar Tage laenger nicht zur Verfuegung steht. Kopfbearbeitung trauen sich viele Leute zu. Ich habe mittlerweile 2 Koepfe bei Hartmut Lohmann (
www.lohmann-tuning.de) machen lassen, und ich weiss, dass er noch einen dritten Saab-Kopf bearbeitet hat. Seine allgemeine Erfahrung in Sachen Motorbearbeitung steht wohl ausser Frage. Ob man die EUR 1000 ueber hat, die so etwas kostet, muss jeder selbst wissen. Auch sollte man sich bei der Gelegenheit ueberlegen, ob der neue Kopf groessere Ventile und/oder staerkere Ventilfedern haben soll.
Die Kurbelwelle kann man feinwuchten lassen, wenn man will. Ich habe meine mal mit zu Lohmann genommen und ihn gefragt, was er daran verbessern wuerde. Er hat sie eine Woche bei sich gehabt und gemeint, die ist gut so. Kann sein, dass andere Experten das anders sehen wuerden.
Waehrend ich persoenlich Arbeiten am Kopf und an der Kurbelwelle des 9-5 als "Nice-to-have" ansehen wuerde, sind robustere Kolben fuer mich ein Muss. Die Gruende sind hier bereits hinlaenglich diskutiert worden. Schmiedekolben sind sicher nicht verkehrt, aber ich habe micht doch fuer Kolben und Pleuel vom 9000 Aero entschieden. Zum einen hatte ich sie noch da, und zum anderen war es das, was die schwedischen Tuner empfohlen haben, bevor sie gemerkt haben, dass man mit Gebrauchtteilen kein Geld verdienen kann - mit den Schmiedekolben, die sie jetzt im Programm haben, aber schon. Die 9000er Kolben und Pleuel bin ich bereits 40.000 km in meinem alten 9-5 gefahren. Sie haben sowohl laenger Vollgasfahrten als auch Rennstreckeneinsatz und das Anheben des Drehzahlbegrenzers um 300 U/min vertragen. Die Pleuel habe ich, bevor ich sie jetzt wieder verwendet habe, bei Lohmann um ca. 10% erleichtern lassen. Das Kugelstrahlen soll fuer zusaetzliche Stabilitaet sorgen. Langzeiterfahrungen habe ich damit aber noch nicht zu verzeichnen.
Ob man andere Nockenwellen verbauen will, sollte man sich gut ueberlegen. Der Leerlauf leidet doch sehr, wenn man ein zu scharfes Profil waehlt. Das kann sehr nervig sein, wenn man den Wagen taeglich in der Stadt bewegt. Ich habe mir damals die Nockenwellen vom 9000 vom Schrott geholt und fahre sie immer noch. Hintergrund war wieder der, dass die schwedischen Tuner diese mal als "milde Loesung" empfohlen hatten. Ich kann nicht wirklich behaupten, dass sie etwas gebracht haetten, der Leerlauf ist aber auch immer noch wie er sein sollte.
Zum Getriebe: Ueberholung lohnt! Insbesondere, wenn der Wagen schon ein paar km auf dem Buckel hat, womoeglich einige davon noch im getunten Zustand. Ausserdem ist dies der Zeitpunkt, an dem der Wagen eine andere Kupplung braucht, am besten auch gleich ein Sperrdifferential. Hinsichtlich der Kupplung habe ich jetzt den direkten Vergleich zwischen zwei Varianten: (1) Sachs Race Engineering Druckplatte und Serien-Mitnehmerscheibe im 9000 und (2) SPEC Stage III+ Mitnehmerscheibe und Serien-Druckplatte im 9-5. Die erste Loesung erfordert deutlich mehr Kraft, die zweite faehrt sich seriennah. Anfahren klappt bei beiden nicht mehr so geschmeidig wie im Serienzustand, was aber auch an mangelnder Feinmotorik meinerseits liegen kann. Moeglich auch, dass sich das leichte Rubbeln beim Anfahren mit der SPEC noch gibt; sie hat erst etwa 200 km runter.
SPEC-Mitnehmerscheibe kostet etwa EUR 300.
Ein vernuenftiger LLK ist ein Muss und ungleich leichter einzubauen, wenn der Motor einmal draussen ist. Der Serien-LLK hat nur verkrimpte Plastik-Endtanks. Wenn da mal zuviel Druck anliegt, gehen die gerne mal auseinander. Passiert bei einem Alukuehler nicht. Hauptargument fuer einen groesseren Kuehler ist aber die niedrigere Lufttemperatur und damit groessere Luftmasse vor der Drosselklappe. Die meisten angebotenen Aftermarket-LLK werden gegen den Serien-LLK ausgetauscht. Haendlerangaben wie "99% bolt-on" sind meiner Erfahrung nach mehr als woertlich zu nehmen. Man sollte sich auf kleinere Modifikationen an den Aufnahmepunkten einstellen. Und zwar meist fahrzeugseitig, da an einem komplett aus Alu gefertigten LLK mit normalen Mitteln nicht viel modifiziert werden kann. Vorne quer eingebaute LLK (FMIC), bei denen der Serien-LLK am Platz verbleibt, gibt es mit etwas Nachbohren auch kaeuflich zu erwerben. Sie erfordern aber zwingend einen offenen Luftfilter und passen auch sonst eigentlich nur problemlos in 9-5 ab MY 2004 oder solche mit Hirsch-Bodykit.
LLK kostet neu etwa EUR 650, man kann aber auch ruhig mal nach guten gebrauchten suchen.
Die Ferrita-Abgasanlage wuerde ich an Stelle von v8power so belassen, wie sie ist. Besser geht kaum.
Groessere Einspritzduesen muessen definitiv her. Die gibt es ja in allerhand Groessen, und am guenstigsten in USA zu beziehen. Ich verwende die noch moderaten Green Giants, die 465 ccm bei 3.8 bar durchlassen. Die waren zuvor gut fuer 340 PS, so dass ich jetzt keinen Grund gesehen habe sie zu tauschen. Ausserdem kommt bei groesseren Duesen die Benzinpumpe an ihre Grenze. Wenn die mal die Graetsche macht, kommt mir zwar auch keine Serienpumpe mehr unter, im Moment reichts aber noch.
Duesen sollten etwa EUR 300 kosten.
Ueber den Turbo wird ja immer gerne gefachsimpelt. Ob nun MHI oder Garrett verwendet werden haengt nicht selten damit zusammen, was bisher verbaut war. Die Zu- und Ableitungen von beiden sind nicht kompatibel. Mein alter 9-5 war ursprueglich ein LPT und hatte natuerlich den GT17-Lader. Auch deshalb habe ich mich fuer den GT2860RS als Ersatz entschieden. Weitere Gruende waren, dass er kugelgelagert ist und schneller anspricht, als vergleichbare nadelgelagerte Lader und dass er wohl der groesste Lader ist, den man mit dem Serienkruemmer im 9-5 noch verbauen kann. Ausserdem sind mir schon so viele Beispiele bekannt, in denen ein TD04-18 - der ja gerne als Upgrade auf den Serien-Aero-Lader verkauft wurde - mit abgerissenen Wellen verreckt sind, dass ich einen anderen Weg gehen wollte. Die schwedischen Tuner scheinen sich inzwischen vom TD04-18 abgewandt zu haben und bieten jetzt den -19 an. Es bleibt zu hoffen, dass der aehlich zuverlaessig wie der Serien-TD04 ist.
Fuer den Turbo wuerde ich etwa EUR 1000 veranschlagen.
Ein Sperrdifferntial halte ich bei den hier diskutierten Leistungen fuer sehr sinnvoll. Ich habe jetzt eins von Quaife eingebaut, dass ich vor ein paar Jahren mal als Sonderangebot beim Hersteller bekommen habe. Sicher, ohne kann man auch fahren, aber wenn man's einmal gehabt hat, ist das beim Herausbeschleunigen aus Kurven schon eine tolle Sache.
Normaler Preis etwa GBP 650.
Dass ebenfalls in gute Bremsen investiert werden sollte, bedarf keiner besonderen Erwaehnung sondern ist selbstverstaendlich.
Eins noch: Man sollte nicht erwarten, beim Verkauf des Wagens auch nur annaehernd seine Investitionen zurueckzubekommen.
So, ich habe fertig. Froehliches Diskutieren!