Holset HE221w x Saab 9-5

DL_SYS

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SAAB
9-5 II
Nach den paar Bildern in der Gallerie, nun auch den passenden Thread dazu.

Vorgeschichte
Ein guter Freund von mir wollte seinen Bestand um einen weiteren Saab erweitern.
Etwas für die Mittel- und Langstrecke, möglichst dezent und schlicht, jedoch auch elegant genug, um ihn entsprechend bei seinen Kundenbesuchen im Außendienst zu repräsentieren. "Gran Turismo", war die Aussage.

Wie der Zufall so wollte, war kurz darauf ein 9-5 im Großraum München zu haben.
450€ mit Motorschaden, jedoch mit einer wirklich schönen Farbe, toller Innenausstattung (beige mit Holzlenkrad) und absolut lückenlosen Scheckheft!

Besitzer angerufen und mit ihm gesprochen.
"Die Werkstatt meint es ist ein Kupplungsschaden und beide Simmerringe sind defekt."
Auto am nächsten Werktag abholen lassen für stolze 480€ (mehr als das Auto wert ist).
Da stand er dann nun...
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Und um ehrlich zu sein gefiel mir das Auto noch besser als auf den Fotos.
Nur war da die Sache mit dem Motor bzw. Getriebe, was sich in etwa so ausdrückte:
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Absolut grauenhaft, aber, und das war gut, der Wagen fuhr noch.
Also rauf in die Einfahrt und nochmal in Ruhe mit dem Schraubendreher abgehört.
Kein Getriebe- oder Kupplungsschaden - das war der Turbo!
https://www.saab-cars.de/data/photos/l/12/12144-1567293746-4f8e5c077f0f024e8f25122f85225db2.jpg

Irgendeinen alten Lader eingebaut, Ladeluftkühler ausgesaugt (sah erstmal nicht schlimm aus), jedoch gleich beim ersten Gasstoß schlug mir eine Rauchwolke aus dem Motorraum entgegen. Zuerst dachte ich, ich hätte irgendwas bei der Montage des Laders falsch gemacht. Öl war im ganzen Motorraum verteilt.

Also nochmal alles auseinander, anderen Rücklauf dran (das Gummi sah porös aus), wieder das gleiche. Hmmm. Gucken wir also mal in den Ladeluftkühler dachte ich mir:
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Dieser war wohlgemerkt abgesaugt worden. Dennoch total mit Öl versifft.
Der damalige Besitzer erklärte mir daraufhin folgendes:"Irgendwann ging die Öllampe an, da bin ich stehen geblieben und hab mich abschleppen lassen. Hab einfach 5l reingekippt. Und das zweimal kurze Zeit hintereinander."

Da hingen also einfach mal mehrere Liter Öl in der Ladeluftverrohrung...
Es half alles nichts. Ladeluftkühler raus, FMIC rein und siehe da - Problem gelöst.

Gleichzeitig haben wir dem Auto auch ein Upgrade auf 308/300mm Bremsen spendiert:
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Und da die HU auch fällig war, habe ich das auch gleich noch erledigt.
Ergebnis - mit einem einzigen geringfügigen Mangel bestanden (Simmerring stirndeckelseite hat geleckt).

Somit war das Auto eigentlich fertig. Eigentlich.
Denn wir wollten schließlich mehr Leistung haben. Zwar hätte ich ohne Probleme ca. 230PS aus dem kleinen GT17 rausholen können, jedoch wäre das niemals 24/7 vollgasfest gewesen. Der alte Lader war der beste Beweis dafür.

Ein TD04-15T? Zu großes Turboloch. Irgendwie müssen sich doch die Eigenschaften eines kleinen Laders mit denen eines großen kombinieren lassen, dachte ich mir und fing an das Netz zu durchstörben. Von Turboladern mit VTG Geometrie, bis hin zur verbesserten Ausnutzung der Hysterese...

Und irgendwann stieß ich dann auf Holset.
Ich wusste das es Leute gibt die HX35 oder HX40 Lader am Saab montiert hatten, keiner jedoch einen kleinen Holset. Also schaute ich mir einen HX25/27 an, woraufhin mich ein Freund auf diesen Artikel aufmerksam machte:
http://www.stavtech.co.uk/home/stav...olvo-and-saab-exhaust-manifolds-and-downpipes

Genau das brauchte ich, dachte ich mir.
Also den Autor kontaktiert und gefragt, wo er seinen Lader gekauft hat, er mir den Link geschickt und siehe da. Einen komplett anderen bekommen!

Wie sich später herausstellte gibt es drei Primärtypen für diesen Turbo:

Gebraucht und erwartet hatte ich Typ A, bekommen habe ich C. Schlimmer ging es also nicht.
Denn - so musste ich nicht nur wie von Stavtech beschrieben die CRHA (Patrone) drehen, sondern auch das Verdichtergehäuse bearbeiten um das Wastegate neu auszurichten. Andernfalls würde der Abgaskrümmer mit dem Verdichtergehäuse kollidieren.

Was erstmal einfach klingt, war für mich völliges Neuland. Bis dato habe ich nur komplette Lader verbaut und mich nie getraut, geschweige denn nur daran gedacht, diese auseinanderzunehmen. Aber nagut, was sollte ich machen? Schließlich wollte ich abliefern.

Gesagt getan und schon war die erste Version fertig an der sich bereits abzeichnete, dass es Probleme geben würde. So war die Öffnung für den Ölrücklauf in einem fast 90° Winkel gedreht, was sich aufgrund der Positionierung des Wastegates auch nicht ändern ließ. Schließlich wird die CHRA im Gehäuse mit einem Pin zentriert, von dem mir Holset riet ihn auch unberührt zu lassen.

Also fing ich an mit den Rückläufen zu experimentieren.
Von einer anderen Leitung bis hin zu Stahlflexleitungen, welche direkt in den Motor führten half alles nichts.
Keine dieser Lösungen wollte wirklich dicht werden...
Das Ergebnis ein einziges Chaos.

Gleichzeitig konnte ich auch dank der Leihgabe von Leon96 auch feststellen, dass das Wastegate am Typ C Lader absolut ungeeignet für einen Benziner (der Lader ist ohnehin nur für Nutzfahrzeuge wie kleine Bagger gedacht) war:


Dies konnte ich noch einfach beheben. Halter abschneiden und an ein 15T Wastegate schweißen.
Aber all das kostete Zeit, denn ich habe hier zu Hause kein Schweißgerät.
Aus einem Tag werden zwei oder gleich eine ganze Woche...
Denn das eigenen Leben steht im Gegensatz zu einem Auto nicht einfach still, vor allem dann wenn man nicht jeden Tag in der Nähe ist.

Es war zum Verrückt werden.
Irgendwann entschied ich mich dann einfach dafür das Loch im Block zu verschließen und stattdessen direkt an die Wanne zu gehen.


Und siehe da. Die Leckagen hörten auf...

Dagegen waren die anderen Arbeiten eine Lappalie...
- Wasseranschluss WaPu Zylinderkopf/DroKa (AN4)
- komplett neue Verrohrung für die Ladeluft
- mehrfaches abnehmen der Ölwanne um wirklich jeden Dreck rauszuwischen; ohne Bühne
- schneiden und eindrehen von AN Leitungen, teilweise ohne Kabelschneider (nie wieder!)
- Cobrapipe entzweischneiden und mit 90° Silikonbogen zum Turbo verbinden
- komplett "blindes" arbeiten, ohne jegliche technische Dokumentation

Doch hat es sich gelohnt?
Ja und nein. Das Auto hat mir viel Kummer bereitet, teilweise mich wach gehalten, mir den ein oder anderen Muskelkater bescherrt und mich stundenlang den Hof reinigen lassen.
Aber ohne dieses Auto hätte ich auch den ein oder anderen Menschen nicht kennengelernt, niemals so viel über mich selbst erfahren, geschweige denn gelernt, in persönlicher, aber auch handwerklicher Hinsicht (nie wieder ohne Solidworks!).

Technisch war es das Auto wert.
Zwar hat der Wagen 230Tkm gelaufen, dafür läuft der Motor dank bei 190Tkm gewechselter (offener) Steuerkette seidenweich, welches durch den Lader optimal abgerundet wird. Das Ansprechverhalten ist gut. Der Turbo kommt früh und schiebt angenehm an.

Gran Turismo eben.

Montagematerialien:
- Ölzufuhr Pumpe: M14x1.5 AN4
- Ölzulauf Turbo: M12x1.5 AN4
- Kühlwasserrücklauf ZK: M14x1.5 AN4
- Kühlwasserrücklauf WaPu: M12x1.5 AN4
- AN4 T-Stück
- AN4 90° Bogen
- 2x AN4 0° Adapter
- 2x AN4 90° Adapter
- AN4 Stahlflex (Stahl) -> Öl
- AN4 Stahlflex (Nylon) -> Kühlwasser
- AN10 Stahlflex (Stahl)
- AN10 Adapter Garrett Turbo Ölrücklauf
- AN10 90° Bogen
- 2x AN10 0° Adapter
- AN10 Schraubadapter Ölwanne (mit Stufenbohrer am besten zu bohren)
- Silikonbogen 90° 57/80mm (Turboseite von 15cm auf 5cm zu kürzen!)
- 70-90mm Schlauchschelle für Einlass
- 180° Alubogen Ladeluftauslass (30cm)
- 90° Alubogen Ladeluftverrohrung (30cm)
- 0° Alubogen Ladeluftverrohrung (30cm)
- T-Schellen
- SS304 Bolzen und Muttern

Montagehinweise:
- KEINEN RESTRIKTOR VERWENDEN!!!
- Rücklauf mindestens 14mm
- Rücklauf Auslass mindestens 30°
- Ölwechsel 5000-10.000km
=> näheres siehe PDF

Sonstige Arbeiten:
- Aero Bremse 308mm + 300mm
- BKV erneuert
- FMIC 550x230x65mm
- Getriebeölspülung
- Motorspülung mit abnehmen der Ölwanne (insgesamt 3 mal)
- kleinere Reparaturen im Innenraum
- PDC als Nachrüstset
- Ausbesserung kleiner Lackschäden
- Türschloss Fahrer- und Beifahrerseite
- Rostvorsorge
- Rostbeseitigung Stopfen Reserveradmulde
- neue Reifen
- Bremssättel lackieren
- P-Bus über MIU
- Krümmerbolzen ausbohren
- Ventildeckel reinigen (absolut dicht), schleifen und polieren
- Rote Aero Injektoren (original grün)
- größere Cobrapipe (MY01+)
- neuer Simmerring, Keilrippenriemen (jetzt 2415mm)
 

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