Der Ultimative "Welche Vielfalt an Lyrik/Gedichten kennt die Saabgemeinde ?" Thread

Das æsthetische Wiesel

Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.

Wißt ihr,
weshalb?

Das Mondkalb
verriet's mir
im Stillen:

Das raffinier-
te Tier
tats um des Reimes willen.​
 
sehr schön

Ein Wiesel

saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.​

Wißt ihr,
weshalb?​

Das Mondkalb
verriet's mir
im Stillen:​

Das raffinier-
te Tier

tats um des Reimes willen.​

ein schöner "Stern am Morgen".
gute Idee, mal wieder in den Galgenliedern zu stöbern

!
 
kultur!

Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.

Wißt ihr,
weshalb?

Das Mondkalb
verriet's mir
im Stillen:

Das raffinier-
te Tier
tats um des Reimes willen.​

und das am frühen sonntagmorgen...

ich tu' zum 1. advent nochmal 'nen kästner raus - sozusagen für alle, deren cabrios jetzt wg. saisonzulassung im häuschen stehen:


Im Auto über Land

An besonders schönen Tagen
ist der Himmel sozusagen
wie aus blauem Porzellan.
Und die Federwolken gleichen
weißen, zart getuschten Zeichen,
wie wir sie auf Schalen sahn.

Alle Welt fühlt sich gehoben,
blinzelt glücklich schräg nach oben
und bewundert die Natur.
Vater ruft, direkt verwegen:
"'N Wetter, glatt zum Eierlegen!"
(Na, er renommiert wohl nur.)

Und er steuert ohne Fehler
über Hügel und durch Täler.
Tante Paula wird es schlecht.
Doch die übrige Verwandtschaft
blickt begeistert in die Landschaft.
Und der Landschaft ist es recht.

Um den Kopf weht eine Brise
von besonnter Luft und Wiese,
dividiert durch viel Benzin.
Onkel Theobald berichtet,
was er alles sieht und sichtet.
Doch man sieht's auch ohne ihn.

Den Gesang nach Kräften pflegend
und sich rhythmisch fortbewegend
strömt die Menschheit durchs Revier.
Immer rascher jagt der Wagen.
Und wir hören Vatern sagen:
"Dauernd Wald, und nirgends Bier."

Aber schließlich hilft sein Suchen.
Er kriegt Bier. Wir kriegen Kuchen.
Und das Auto ruht sich aus.
Tante schimpft auf die Gehälter.
Und allmählich wird es kälter.
Und dann fahren wir nach Haus.

(Erich Kästner)
 
Advent

Advent

Es blaut die Nacht. Die Sternlein blinken.
Schneeflöcklein leise niedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort, vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann' ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei der Heimespflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.

So kam sie mit sich überein:
Am Nicklausabend muß es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh',
das Häslein tat die Augen zu,

Erlegte sie - direkt von vor'n
- den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase.

Und ruhet weiter süß im Dunkeln,
Derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
- was der Gemahl bisher vermied -
Behält ein Teil Filet zurück,
als festtägliches Bratenstück.

Und packt zum Schluß - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.
Da dröhnt's von fern wie Silberschellen.
Im Dorfe hört man Hunde bellen.

Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!

»Heh, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?«
Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:

»Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann!«
Die Silberschellen klingen leise.
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

Im Försterhaus die Kerze brennt.
Ein Sternlein blinkt: Es ist Advent.
(Loriot)
 
Kultur am Morgen / 15 Minuten vor 06:00 Uhr

als Teilnehmer des Morgenfreds suche ich nach Möglichkeiten etwas Kultur dort hinaeinzubringen.
Hier der letzte Versuch::smile:

Eduard Mörike

An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang

O flaumenleichte Zeit der dunkeln Frühe!
Welch neue Welt bewegest du in mir?
Was ist's, daß ich auf einmal nun in dir
Von sanfter Wollust meines Daseins glühe?

Einem Kristall gleicht meine Seele nun,
Den noch kein falscher Strahl des Lichts getroffen;
Zu fluten scheint mein Geist, er scheint zu ruhn,
Dem Eindruck naher Wunderkräfte offen,
Die aus dem klaren Gürtel blauer Luft
Zuletzt ein Zauberwort vor meine Sinne ruft.

Bei hellen Augen glaub ich doch zu schwanken;
Ich schließe sie, daß nicht der Traum entweiche.
Seh ich hinab in lichte Feenreiche?
Wer hat den bunten Schwarm von Bildern und Gedanken
Zur Pforte meines Herzens hergeladen,
Die glänzend sich in diesem Busen baden,
Goldfarbgen Fischlein gleich im Gartenteiche?

Ich höre bald der Hirtenflöten Klänge,
Wie um die Krippe jener Wundernacht,
Bald weinbekränzter Jugend Lustgesänge;
Wer hat das friedenselige Gedränge
In meine traurigen Wände hergebracht?

Und welch Gefühl entzückter Stärke,
Indem mein Sinn sich frisch zur Ferne lenkt!
Vom ersten Mark des heutgen Tags getränkt,
Fühl ich mir Mut zu jedem frommen Werke.
Die Seele fliegt, so weit der Himmel reicht,
Der Genius jauchzt in mir! Doch sage,
Warum wird jetzt der Blick von Wehmut feucht?
Ist's ein verloren Glück, was mich erweicht?
Ist es ein werdendes, was ich im Herzen trage?

- Hinweg, mein Geist! hier gilt kein Stillestehn:
Es ist ein Augenblick, und alles wird verwehn!

Dort, sieh, am Horizont lüpft sich der Vorhang schon!
Es träumt der Tag, nun sei die Nacht entflohn;
Die Purpurlippe, die geschlossen lag,
Haucht, halbgeöffnet, süße Atemzüge:
Auf einmal blitzt das Aug, und, wie ein Gott, der Tag
Beginnt im Sprung die königlichen Flüge!
 
Ein wenig OT...

... aber...

...nachdem es schon mehrfach ultimativ in den Augen schmerzt...

könnte man nicht wenigstens im Lyrikthread das Adjektiv im Titel kleinschreiben...?
 
Zum Valentinstag

Gülden geht die Sonne auf,
Silberwölkchen fliegen,
frischegbu*st steht Muttern auf,
Vattern bleibt noch liegen.

(copyright: 1995 Hallmackenreuther, Herrentoilette, Köln)
 
Gülden geht die Sonne auf,
Silberwölkchen fliegen,
frischegbu*st steht Muttern auf,
Vattern bleibt noch liegen.

(copyright: 1995 Hallmackenreuther, Herrentoilette, Köln)

hat noch jemand Zweifel an der "Vielfalt":confused:
 
Noch´n Gedicht (Heinz Erhardt)................auch wenn es von Sisy ist.......und was leichtes obendrein :biggrin:

Oh ihr schönen braunen Augen
Lang hab ich euch angeseh´n
Und nun will mir euer Blick
Nicht mehr aus dem Sinne geh´n
 
Catull, c. 51

Ille mi par esse deo videtur,
ille, si fas est, superare divos,
qui sedens adversus identidem te
spectat et audit

dulce ridentem, misero quod omnis
eripit sensus mihi: nam simul te,
Lesbia, aspexi, nihil est super mi
................................

lingua sed torpet, tenuis sub artus
flamma demanat, sonitu suopte
tintinant aures, gemina et teguntur
lumina nocte.

Otium, Catulle, tibi molestum est:
Otio exsultas nimiumque gestis:
Otium et reges prius et beatas
perdidit urbes.
 
Ille mi par esse deo videtur,
ille, si fas est, superare divos,
qui sedens adversus identidem te
spectat et audit

dulce ridentem, misero quod omnis
eripit sensus mihi: nam simul te,
Lesbia, aspexi, nihil est super mi
................................

lingua sed torpet, tenuis sub artus
flamma demanat, sonitu suopte
tintinant aures, gemina et teguntur
lumina nocte.

Otium, Catulle, tibi molestum est:
Otio exsultas nimiumque gestis:
Otium et reges prius et beatas
perdidit urbes.

das - mein Prinz - wird beim nächsten Saab Treffen rezitiert!:tongue:
 
Dann schaffe Du auch eine hübsche Römerin herbei. Wenn sie dann auch noch Clodia hieße...
 
Ersatzweise täte es auch eine griechische Autorin. Wobei das aber die etwas fadere Variante wäre.
 
Ebenfalls leicht außerhalb meines Beuteschemas.
 
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