... als Ergänzung zum Thema "Präferenznachweis" ...:
Hallo ins Forum;
länger von mir zugesagt und jetzt mit Details. Zunächst einmal herzlichen Dank an all diejenigen, die mir hier im Forum, bei Ebay Kleinanzeigen und auch mit sehr netten Telefonaten (zum Teil sogar von Profis und Ex-Profis) weiterzuhelfen versuchten. Es waren exakt ein Dutzend. Der Zusammenhalt der Saab-Szene ist immer wieder einzigartig, und ich bin froh seit 2012 Saab zu fahren und dazugehören zu dürfen.
Mein persönliches Zollergebnis CH – D leicht bewertend vorweg: Für den Import eines Saabs aus der Schweiz sollte man rechnen mit
· bis zu rund einem Drittel Aufschlag auf den eigenen Erwerbspreis dort und – je nach Entfernung und Übernachtungsnotwendigkeit –
· Bargeldversorgung für Einfuhrumsatzsteuer und Zoll (das geht in Euro; SFr bar nicht notwendig),
· ein bis zwei Tagen persönlicher reiner Arbeitszeit und vor allem
· Vorbereitungen der Reise per Mail bereits mit geplantem Grenzübergang mit einigen Arbeitstagen Vorlauf vor dem physischen Überführen.
Die Berichte, der Schweizer Privatverkäufer führe nach dem Kauf einfach mit seinen Schweizer Kennzeichen ´mal eben an einem beliebigen Grenzübergang seiner Wahl über die Grenze nach Deutschland, demontiere die, übergebe dann seinen Fahrzeugausweis (der unsere Zulassungsbescheinigungen Teil I und II in einem Dokument vereint) und „gut is´“, mögen für die Vergangenheit gestimmt haben. Stand heute erscheinen sie allerdings eher als nicht mehr reproduzierbar oder gar Legende. Der Schweizer wird in fast 100% der Fälle Wert darauf legen, den Fahrzeugausweis zu entstempeln (im Straßenverkehrsamt). Rhetorisch: Oder verkauft ihr Euer deutsches Auto zugelassen (!) an fremde Ausländer und gebt das Fahrzeug einschließlich Kennzeichen aus der Hand?
Faktisch läuft es im Bürokratieweg kaum anders, als wenn man ein Fahrzeug aus Papua-Neuguinea holt. (Mir riecht es danach, dass Lobbyinteressen genau solche Importe zu vereiteln oder zu erschweren versuchten.)
Das Aufwändigste bilden die Zollformalitäten, die je nach den Zuständigen ziemlich zu variieren scheinen. Korrespondenz mit der zentralen Auskunftsstelle des deutschen Zolls erscheint nur bedingt sinnvoll. Die sind zwar ausgesprochen bemüht und schnell antwortend. Die Mails verweisen letztlich auch nur mit Disclaimern auf die jeweilige Zolldienststelle, die dann vor Ort (!) entscheidet; bei aller Hilfe und Mühen vorab durch die reine Auskunftsstelle.
Kurzum materiell: Ohne den sogenannten „Präferenznachweis“ (bzw. alternativ Mehrkosten) und ohne eine professionelle Zollagentur ist ein Saab-Import zum Zulassen hier in D annähernd zum Scheitern verurteilt. Möchte man in Deutschland das Fahrzeug zulassen, erstrebt man hierfür die sogenannte
Unbedenklichkeitsbescheinigung.
Zunächst ein Hinweis auf meine vergeblichen - ! - (günstigeren) Versuche mit anderen Dokumenten um den (zehnprozentigen) Zoll mit dem Nachweis der Herkunft aus der EU zu vermeiden:
· Datenbestätigung vom deutschen TÜV anhand der Fahrgestellnummer
o Kann das CoC (certificate of conformity) ersetzen, weist das Herstellungsland aus, aber nicht den vom Zoll gewünschten Wortlaut; das CoC kostete mich nur 89,25 € beim deutschen TÜV, übrigens viel günstiger als zum mehr als Doppelten bei den Firmen schw…eile.de und Ähnlichen; „nutzlos“
· Auch mit einer vom zuständigen Schweizer Straßenverkehrsamt ausgestellten gesiegelten Kopie der Schweizerischen Fahrzeugtypengenehmigung mit Saab „Trollhättan“ (Schweden) darin als Nennung und einem amtlichen Siegel unter das handschriftlich beigefügte „Für den Export“ funktionierte das nicht. Hierfür habe ich bisher aus der Schweiz keine Verwaltungsgebührenrechnung erhalten und wage zu mutmaßen, dass das Vorgenannte nur toller Service des zuständigen Sachbearbeiters war.
· Fa. Hirsch (ehemals für Saab Schweiz agierend) gibt fahrzeugspezifisch keine befriedigenden Auskünfte mehr und verweist auf Orio.
· Orio, also Orio Switzerland AG, stellt Präferenznachweise aus. Hierfür wurden veranschlagt 269,25 SFr. Pro Fahrzeug; ehemalige Schweizer Saab-Händler können helfen (und ggf. beaufschlagen).
Also hat man dann den Präferenznachweis, für den man a) Zeit von meist mehreren Tagen mit Postlauf (elektronisch genügte das nicht) und b) ab ca. 270 € Kosten rechnen muss.
Meine skurrilste Erfahrung war, dass der Schweizer Privatverkäufer dennoch (!) z u s ä t z l i c h für den Zoll eine EUR1-Vollmacht unterschreiben muss, ein einfaches zollspezifisches Dokument. Weil dieses Zolldokument jedoch das Wort „Ausführer“ enthält und damit g e m e i n t ist der Privatverkäufer (und nicht etwa ihr), solltet Ihr das schon bei Eurem Kaufvertrag mit dem Unterschreiben mit regeln.
Beispielsweise weigerte sich meine Schweizer Privatverkäuferin trotz diverser diplomatischer und dann auch vehementerer Versuche diese Unterschrift zu leisten, weil sie glaubte, der Ausführer sei ich. Sie hatte eigens auf meine Kosten ihren ehemaligen Saab-Händler bzw. Garagisten den Präferenznachweis von Orio Switzerland AG einholen lassen und scheiterte dann an Missverständlichem im EUR1-Formular. Bei mir über 500 € hinausgeworfen für nichts; ohne EUR1 (mit Unterschrift) kostet es halt 10% Zoll in jedem Falle (Zoll-Annahme des Imports aus einem Drittland, nicht der EU).
Bei der Gelegenheit andere Erfahrungen und weitere Preise:
Exportkennzeichen bei einem Schweizer Straßenverkehrsamt kosten a) Zeit und mit b) Versichern etc. ab rund 270 €. Sie mögen vom Überführen auf Pkw-Trailer entlasten, was bei mir nicht wesentlich teurer war, aber rundum bequemer.
Für die § 21 StVZO-Abnahme („Gutachten zur Erlangung einer Einzelbetriebserlaubnis“) zum Zulassen in Deutschland (in jedem Fall notwendig; siehe oben Papua-Neuguinea) wird es wohl schwierig trotz vorhandener Schweizer Motorfahrzeugkontrolle (MFK, die bei mir in einem Fall taufrisch war und einen Ruf genießt, anspruchsvoller zu sein als die HU bei TÜV, DEKRA u. ä. in D) eine deutsche Prüforganisation zu finden, die weniger aufruft als 272,83 €.
Fazit: Man muss schon sehr in den konkreten Saab „verliebt“ sein oder Routinier um sich eine solche Importarie anzutun.