Doppelvergaser einstellen

Registriert
02. März 2003
Beiträge
5.205
Danke
1.619
SAAB
95
Baujahr
1966
Turbo
Ohne
Hallo an die Schrauber Fraktion !

Seit einigen Tagen nenne ich einen Saab 900GLs Sedan mein eigen .
Der Wagen hatte ein paar kleinere Macken , die mittlerweile großteils behoben sind und nun gehts um die Vergaser .

Im kalten Zustand lief der Wagen katastrophal , im warmen ging er auch erst ab dem mittleren Drehzahlbereich vernünftig . Gepaart mit unmöglichen Abgaswerten und einem überaus gesunden Durst , liegt natürlich der Verdacht nahe , dass es da an der Einstellung ganz mächtig krankt .

Einfachste Möglichkeit wäre natürlich , auf Einvergaser umzubauen und diese Option halte ich mir selbstverständlich offen .

Allerdings würde ich gerne aus reiner Neugierde wissen , ob die Dinger nicht doch in den Griff zu kriegen sind .

Was bisher geschah:biggrin: :

Vorneweg , der Wagen hat erst 105 tKm auf der Uhr und somit sollten die Vergaser keinesfalls so ausgeschlagen sein , dass eine vernünftige Synchronisation nicht mehr möglich ist ...

Ich hab mit einem ( billigen ) Synchrontester die Vergaser einmal einigermaßen synchronisiert . Der Tester hat allerdings einen recht breiten Konus , der auf die Ansaugöffnung gepresst wird . Das Ding passt so gerade noch zwischen die Flanschschrauben , so dass ich nicht ganz sicher bin , wie genau die Werte sind . Habe allerdings vor , mir da noch einen passenden Adapter zu bauen ...

Das erscheint mir ja noch die leichtere Übung . Aber wie stelle ich jetzt die Vergaser ein ?
Anhand CO Wert gehts ja wohl nicht wirklich , denn woher soll ich wissen , welcher Vergaser mehr oder weniger braucht ...
Habs jetzt einmal grob mit der Color Tune Kerze versucht . Kerze in Zylinder zwei und hinteren Vergaser einstellen , Kerze in Zylinder drei und vorderen einstellen .
Aber auch das dürfte nicht hundert Prozent passen , da ich ja stark annehme , dass es da einen Bypass gibt , wodurch ein Vergaser auch die anderen zwei Zylinder mitbeeinflusst ...

Rein vom Gefühl her ist der Antritt und Kraftverlauf nun unvergleichlich besser als vorher und ich bin gespannt , was der Abgastest ergibt , wenn ich demnächst zum "Pickerl" ( = TÜV ) fahre .

Trotzdem würde mich jetzt interessieren , wie das denn nun eigentlich ein Profi macht .
Gibts hier jemand , der sich mit dieser "steinzeitlichen" :biggrin::tongue: Technik noch auskennt und mir das erklären kann ?
 
Hi,
ich kannte mal jemanden, der Weber Doppelvergaseranlagen überholt und dann sogar nach Gehör wieder genau einstellen konnte. Leider besteht der Kontakt schon länger nicht mehr.

Schwimmerstand, Nadelventile und Einspritzmenge hat er ebenfalls genau eingemessen. Mit der Drosselklappe allein war es nie getan.

Exakte Einstellungen hat er aber auch ausschließlich mit hochwertigen Synchrontestern gemacht, die ich jetzt höchstens noch bei einem Weber Vergaser Stützpunkt oder bei einer gut sortierten Oldi Restaurationswerkstatt gefunden habe.

Ich könnte mir noch vorstellen, dass es einige Leute aus der Motorrad Szene gibt, die Ahnung haben (Z.B. LKM in Wachtberg). Hier sind Vergaser noch an der Tagesordnung.

Manche haben auch eigene Prüfstände (Meist DynoJet).

Vielleicht hilft Dir das weiter.

Viele Grüsse

Thomas
 
Im kalten Zustand lief der Wagen katastrophal , im warmen ging er auch erst ab dem mittleren Drehzahlbereich vernünftig . Gepaart mit unmöglichen Abgaswerten und einem überaus gesunden Durst

...auch wenn dir das wohl nicht wirklich hilft: ich erinnere mich noch: gleiche Maschine, allerdings in einem 99er GL5 von 83. Bei ca. 400kkm auf Ratschlag Umbau auf Doppelvergaser (allerdings gebrauchte Einheit). Ergebnis: zuerst wie von Dir beschrieben - Einstellung am Vergaser (Werkstatt) brachte keine Unterschiede. Dann Neueinstellung Ventilspiel - dann war zumindest der exorbitante Verbrauch getilgt. Allerdings lief der Motor unter Choke-Betrieb im Leerlauf - und ohne Choke bis ca. 1.500 U/min - nur mit verzögerter Gasannahme. Wir haben damals viel experimentiert, aber die versprochene Spritzigkeit stellte sich nur über 3 k ein (zudem höhere Endgeschwindigkeit 175 statt 160, allerdings auch nur mit deutlich erhöhtem Verbrauch) Deshalb nach 20 kkm Rückbau auf Einfachvergaser. Hatte vor kurzem mal mit horst ein Gespräch deswegen - er meinte, das käme häufiger vor wegen irgendwelcher ausgeschlagenen (?) Führungen. Könne man aber beheben (er). Nun, ich habe schon lange keine 99er mehr. Viel Glück.
 
Die Einstellung der Doppelvergaser ist kein unmeisterbares Hexenwerk.
Grundvoraussetzung für eine perfekte Einstellung sind neue oder neuwertige Membranen, Nadeln und Düsen. N. u. D. sind erfahrungsgemäß auch bei einem 100Tkm-Auto nicht mehr sehr gut. Eingeschlagene Düsen und eingelaufene Düsennadeln führen z.B. zu einem fetten Leerlaufgemisch. Stellt man die Nadeln dann auf Leerlauf-CO-Sollwert, läuft das Auto viel zu mager und spricht nicht mehr schön an. Eine Gemischeinstellung beim Stromberg wirkt sich immer auf alle Betriebspunkte aus, aber das weiß der Gerald wahrscheinlich ...

Einstellung: Ich synchronisiere die Drosselklappen zunächst nach Auge. Dann gehe ich an den Unterdruckanschluss zum Zündverteiler, den zumindest bei meinen Autos beide Vergaser haben. Ich stelle den Leerlauf (der wird ja nur an einer Schraube eingestellt) etwas höher ein (1100 ... 1300 1/min) und spiele mit 2 Unterdruckschläuchen Onkel Doktor mit dem Stethoskop.
:mad: ACHTUNG: GEFAHR DER GEHÖRSCHÄDIGUNG BEI RÜCKSCHLAG DER ZÜNDUNG INS SAUGROHR! JEDER IST SELBER GROSS UND ENTSCHEIDET, WAS ER MACHT.:mad:
Dann synchronisiere ich nach Strömungsgeräusch und teste die Einstellung bei etwas höherer Drehzahl und korrigiere evtl.
Jetzt folgt die Gemischeinstellung: Für ein gutes Ergebnis gehst Du strikt nach Handbuch vor, kontrollierst die Grundeinstellung der Nadeln und schaust Dir dann Deine Colortune an. Der bessere Vergaser ist die Referenz. Jetzt baust Du den Kolben aus und misst mit einem vernünftigen Messschieber die Länge der Nadel zum Kolbenboden. Dann misst Du noch, wie tief die Düse im Vergaser sitzt (zu Ihrem Sitz, siehe Handbuch).
Nun baust Du den anderen Kolben auch aus und misst die gleichen Maße. Gleich nun zuerst die Nadel an die "gute" an. Dann muss die Nadel noch um das Maß des Düsensitzes korrigiert werden: Sitzt die "schlechtere" Düse beispielsweise etwas tiefer im Vergaser als die andere, korrigiere das an der Nadel, indem Du diese um die Differenz weiter nach unten schraubst.
So, jetzt baust Du alles wieder zusammen und schaust Dir Deine Colortune am besten in allen Zylindern mal an.
Dann kommt der mühsame iterative Teil, der für eine richtig gute Einstellung nicht ausbleiben darf: Probefahren und Einstellung korrigieren, immer beide Seiten um den gleichen Betrag verstellen.
Mein Minimalverbauch mit dem Wagen beträgt 7,8 Liter, üblich sind Werte um 9,3 bis 9,8 Liter (SuperPlus, gemessen im 99 mit 6er Primärantrieb und 5-Ganggetriebe mit langem Differenzial).

Ergänzung: Die Zweivergaser laufen v.a. im mittleren Drehzahlbereich richtig toll. Ein sportlicher Drehmotor wird aus dem 8V leider nicht!
 
Hatte vor kurzem mal mit horst ein Gespräch deswegen - er meinte, das käme häufiger vor wegen irgendwelcher ausgeschlagenen (?) Führungen. Könne man aber beheben (er). Nun, ich habe schon lange keine 99er mehr. Viel Glück.

Schätze mal, das sind die Messingführungen der Drosselklappe. Wenn das Spiel durch Verschleiß zu groß wird, läßt sich die Drosselklappenanstellung nicht mehr 100ig einstellen. Der Motor kriegt dann mehr Luft als er soll und die Leerlaufdrehzahl geht hoch.

Für solche Arbeiten gab/gibt (?) es Rep.sätze. Meist handelt es sich um einen Dichtungssatz mit Düsen, Nadeln, Führungen, allen Dichtungen etc.., zu fairen Preisen (Wie gesagt, lange her). Meine Zweistufenregistervergaser (2B2/2B5)konnten schon bei 130.000 km instand gesetzt werden. Bei Weber und Dellorto war das meist noch eher.

@Thomas
Du frischt mit Deinem Beitrag mein Erinnerungsvermögen auf. Stimmt, es ist grundsätzlich kein Hexenwerk, wenn man die Technik versteht. Für die Feineinstellungen braucht man allerdings eine gute Feinmotorik und Gefühl.

Viele Grüsse

Thomas
 
Keine Ahnung wieviel das jetzt bringt, ich mach nur nochmal Werbung für das neue OM-Sonderheft. Da steht auch drin, wie man aus recht schlichten Mitteln nen Synchrontester basteln könne, auch ansonsten ganz interessantes Heftchen, auch wenn für euch wahrscheinlich nicht so viel neues drin ist. . .
 
Hallo !

Vielen Dank insbesondere an Thomas . Diese detailierte Beschreibung hilft mir sicher weiter ( auch wenn ich sie mir sicherheitshalber noch in aller Ruhe einige weitere Male werde durchlesen müssen :biggrin: ) .
Übrigens die Membranen hatte ich als erstes getauscht . Die Konsistenz der alten hat mich an Kondome nach dem 8, Gebrauch erinnert :eek: :biggrin: ...

Das OM Sonderheft habe ich natürlich auch .
Und ich habe vor , mir so einen Synchrontester zu bauen , allerdings mit einem Flansch , der sich direkt statt des Luftfilterkastens an die Vergaser schrauben lässt . So müssten sich auch Fehler durch fehlerhaftes Anpressen vermeiden lassen ...
 
Wenn Saab, dann mit Doppelvergaseranlage

Hallo Gerald!

Ahhh, herzlichen Glückwunsch! Ich bin auch stolzer Besitzer eines 900 GLs und ich hatte bis jetzt meistens das Gefühl, dass ich der einzige bin, weil alle nur Turbo fahren wollen! Super, jetzt habe ich einen "Mitstreiter"!

Erzähle doch noch was zu dem Auto - scheint ja bei 105 000 Km ein schlummernder Garagenwagen zu sein. Bj? Rost? Zustand? Farbe? Notwendige Arbeiten?

Mein GLs: Bj. 82, 154 000 Km, sehr guter Zustand von "Opa" gefahren und immer Service, läuft wie ein Uhrwerk und springt immer sehr zuverlässig an

Zur Doppelvergaseranlage: Ich habe auch schon öfters von Problemen damit gehört und es liegt wohl an den oben schon beschriebenen Sachen. Ob nach 105 ooo KM da schon was ausgeschlagen ist, möchte ich allerdings bezweifeln. Im Haynes gibt es eine Beschreibung zur Einstellung der Doppelvergaseranlage - hast Du die?

Da ich bis jetzt gar keine Probleme mit der Anlage gehabt habe, habe ich da auch noch nichts dran gemacht - die Membranen wollte ich tauschen, waren aber auch noch gut.

Durch die Doppelvergaseranlage klingt und fährt sich der 900 anders als die Einfachvergasermodelle. Bei alten englischen Sportwagen galt eine Doppelvergaseranlage ja als Element der sportlicheren Modelle und daher sehe ich das auch beim Saab als eine klassische Methode der Leistungssteigerung -ja, ja jetzt lachen alle Turbofahrer.... aber der GLs ist ja auch eher eine andere Generation

Ich finde, Du solltest die Doppelvergaseranlage unbedingt erhalten, weil sie ja auch mittlerweile sehr selten zu finden ist.

Wenn Die Anlage einmal gut eingestellt ist, wirst Du keine Probleme mehr damit haben. Ich kenne jemanden, der 400 000 mit einem GLs gefahren ist und die Anlage auch selber eingestellt hat. Falls Du nicht zurecht kommst, könnte man da mal einen Kontakt herstellen.



Gruß Jevo
 
Hallo Jevo !

Also , was Nicht-Turbos angeht , hast Du auf jeden Fall einen Mitstreiter . Von meinen aktuell 15 Saab hat kein einziger einen Turbo :D ...

Wenns irgendwie geht , möchte ich die Doppelvergaseranlage auf jeden Fall behalten .
Und so wie es aussieht , dürfte ich sie auch schon ganz erträglich hinbekommen haben .
Bei kurzen Probefahreten am Hof gaht der Wagen mittlerweile richtig gut ( auch von unten heraus ) und auch die Kaltlaufprobleme sind mittlerweile weg .
Werde jetzt einmal zur Überprüfung fahren und sehen , was die Abgaswerte sagen ..
Und ihn dann einmal anmelden und im Alltgsbetrieb testen .

Der Wagen ist ein beige-gelber Sedan . Vom Erstbesitzer sicher verhätschelt , dann aber lange Zeit im Freien gestanden . Der Freund von dem ich ihn jetzt habe , hat ihn zwei Jahre als Alltagsauto genutzt . Insofern hat er schon Gebrauchsspuren . Aber der Rost ist eher oberflächlich und ich hoffe , dass ich ihn mit ein wenig Kosmetik wieder ganz nett hinbringe .

Zu machen waren der Kühler , der typisch durchgerissenen Fahrersitz und noch ein paar so Kleinigkeiten . Ist aber bereits erledigt . Das heisst , wenn die Vergaser jetzt einigermaßen passen : anmelden und fahren . Aber irgendwie habe ich jetzt den Ehrgeiz , die vergaser wirklich perfekt einzustellen und zu schauen , ob sie ihrem schlechten Ruf gerecht werden , oder ob man das nicht mit ein bisschen technischen Verständnis durchaus in den Griff kriegen kann ...
Dann wie gesagt noch Kosmetik und ich habe einen tollen Alltagswagen neben meinen Oldies .
 
Hallo Gerald!

Außen gelb und innen beige? Welches Baujahr? Meiner ist innen himmelblau und außen silber. Dieser Plüschstoff bei den Modellen ist leider bekannt dafür, dass er sich schneller abnutzt. Daher musste ich den Stoff des Fahrersitzes auch neu machen. Es hat ganz schön lange gedauert, bis ich die gleiche Innenausstattung in einem Schlachtsaab gefunden habe. Wie hast Du das Problem gelöst?

Die Doppelvergaseranlage bekommst Du sicher hin - als alter Saab-Fahrer!

Gruß Jevo
 
Zurück
Oben