Mit dem Lackstift richtig ausbessern

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Danke
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Ich habe mir für eine böse "Abschürfung" an der Heckschürze (war nicht ich :mad: ) einen Lackstift + Klarlack besorgt (Genuine GM). Damit nichts Schlimmes passiert, frag ich Euch mal lieber, nach dem richtigen Vorgehen, schleifen, wieviel Schichten, wie lange trocknen vor dem Klarlack etc.
Danke an diesem sonnigen Sonntag!
 
Kannst Du ein Foto von der Stelle posten? Ab einer gewissen Größe würde ich da nichts mit dem Lackstift machen.
 
"Schürfung" klingt für mich nach NICHT mit Hausmittelchen beseitigbarem Schaden.

Wenn es nicht bis auf den Haftgrund durch ist - und Kosten wichtiger sind als perfektes Finish - kann Auspolieren mit einer Pigment-Politur ein brauchbarer Behelf sein.

Unregelmäßige lange - und dabei sehr feine - Kratzer lassen sich mit dem dickflüssigen Lack eh nicht sonderlich gut behandeln. Selbst mit einem extrem feinen Marderpinsel bleiben sichtbare Spuren. Deshalb rate ich zu den Farbfläschchen auch nur dann, wenn ein Steinschlagkrater verfüllt werden soll.

Wichtig ist bei flächigen Schäden auf jeden Fall, daß vor dem abschließenden Lackauftrag die Schadfläche egalisiert wird. Neuer Lack VERDECKT KEINE SCHÄDEN - sondern macht sie erst recht sichtbar.

In Kurzfassung meine Behandlungsmethoden.
(Allerdings stehen mir einige *Gerätschaften* zu Verfügung, die nicht jeder hat...)

Steinschlag:
Solange keine Rostgefahr besteht, mehrfach austupfen bis die Höhe des umgebenden Lacks wieder erreicht ist.
Mit einer Schleifblüte egalisieren und dann polieren.
Politurreste entfernen und entfetten.
Hachdünn Klarlack.
Nachpolieren.

Kratzer:
Kurze tiefe wie bei Steinschlag.
Flächenschaden anschleifen, Feinspachtel in die Riefen, nochmal schleifen, füllern, nochmal schleifen... - Wie beim normalen Lackaufbau.
Falls erforderlich grundieren - und - richtig geraten, nochmal schleifen.
Basislack drauf, Übergänge beipolieren, dann Klarlack...

Versucht es nicht ohne entsprechendes Werkzeug.
Der Schaden wird eher nur größer.
Sprühdosenorgien sind selten erfolgreich, insbesondere wenn der Untergrund durch die unbehandelten Krater und Kratzer noch uneben ist.
Schaut Euch das Zeugs an, was *Lackdoktoren* so mit sich rumschleppen.
Das hat schon seinen Grund - Das tun die nicht umsonst...
Für flächige Ausbesserungen ist eine Airgun, wie sie Grafiker verwenden Mindestvoraussetzung.
(Ich hab eine von Merker&Fischer und einen dazu passenden kleinen Hochleistungskompressor von Kaeser - ohne würde ich mich gar nicht an so etwas rangeben...)
 
Hier die Bilder

@ Randy: Hier die Bilder - was denkst Du, der Schaden zu groß, um es selbst zu machen?

@ josef_reich: Super Antwort, werde ich ausdrucken und zu meinen Autounterlagen heften
 

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Ok, da rate ich definitiv vom Lackstift ab, Du wirst immer etwas sehen.
Verfahre nach Josef Reich, Punkt Kratzer. Besser kann man es nicht beschreiben. Wichtig ist das Anschleifen, dann Spachteln, schleifen...
Für das Beipolieren am besten eine gute Schleifpaste (3M 09375), die gibt es leider nur als 1L Paket.
Nur Mut! :smile:
 
Da hilft kein Beipolieren.
Das ist durch bis auf den Grund.
Glücklicherweise ein definitiv rostfreies Bauteil...

Du wirst beim Beischleifen vermutlich die Ränder der Kratzer immer weiter aufreißen.
Die Haltekräfte des Haftvermittlers sind wesentlich kleiner als man glaubt.
Opas Schleifpapier reißt da immer weiter größere Macken.

Wenn Du Dich trotzdem drantrauen willst, beginne mit Naßschleifpapier Körnung 200 und arbeite Dich in 200er-Schritten bis 600 vor.
Dann sind die Ränder so glatt, daß sie nicht mehr weiter aufreißen sollten.
GRÜNDLICH ENTFETTEN und mit Siliconentferner reinigen.
Dann Haftvermittler, notfalls aus der Sprühdose, falls Du keinen Kopressor hast.
Erst danach die tiefen Riefen gefühlvoll spachteln.
Langsam vortasten - Lieber mehrere Arbeitsschritte als Hauruck.
Erst wenn die Fläche *wirklich* so glatt ist, daß sie gegen Licht spiegelt kannst Du anfangen, über *Farbe* nachzudenken.
Ansonsten wär's nämlich versch****** Zeit.
Und vergiß das Fläschchen mit dem Pinsel.
Damit bekommt man keinen ordentlichen Lackauftrag hin.
Ich verwende diese Reparaturfarben nur stark verdünnt in der Spritzpistole, für so minimale Schäden, bei denen es sich nicht lohnt ein halbes Kilo nach Rezept anzurühren.
Für Deine Zwecke ist nach vernünftiger Vorarbeit eine Sprühdose der bessere Behelf.
Großzügig die Umgebund an den nächstbegrenzenden Kanten abkleben.
Mit NICHT ZU KLEINEM Abstand (ca. 30-40 cm) mehrfach HAUCHdünne Farbschichten legen. Immer zwischen den einzelnen Lackgängen anziehen lassen.
Zeitmaß: Etwa Zigarettenpause.
Und wenn es tröstet - die Wahrscheinlichkeit, daß Du den Schaden im Wesentlichen unsichtbar beim ersten Versuch beheben kannst liegt etwa 1:50 GEGEN Dich...

Wenn Du allerdings von Natur aus faul bist, oder nur geringe estethische Ansprüche hast, oder einfach nur *ungeschickt* - dann tupf besser doch einfach nur großzügig die Plörre aus dem Farbstift drauf - und vergiß, daß da ein Schaden war.
Der nächste kommt nämlich bestimmt - vielleicht sogar mit Fremdverschulden - und dann zahlt die gegnerische Versicherung vielleicht eine professionelle Instandsetzung...
 
Hallo josef:

Ja der richtige Mann mit den Profitipps. Sehr gut.
Aber ich würde raten: Wenn man schon eine Spritzpistole hat zum "ausbessern" würde ich in einem Fachbetrieb die Farbe nach Farbcode bereitstellen lassen. Und wie Du sagst: Dass Ahh und Ohh ist das schleifen, spachteln und die richtige Farbe sehr stark verdünnt in mehreren Schichten auftragen.
Dann lohnt sich der Aufwand und es ist von der Qualität her besser als das Zeug aus den Dosen.
Die Arbeit macht nachher viel mehr Freude, garantiert.

Gruss Egon


Da hilft kein Beipolieren.
Das ist durch bis auf den Grund.
Glücklicherweise ein definitiv rostfreies Bauteil...

Du wirst beim Beischleifen vermutlich die Ränder der Kratzer immer weiter aufreißen.
Die Haltekräfte des Haftvermittlers sind wesentlich kleiner als man glaubt.
Opas Schleifpapier reißt da immer weiter größere Macken.

Wenn Du Dich trotzdem drantrauen willst, beginne mit Naßschleifpapier Körnung 200 und arbeite Dich in 200er-Schritten bis 600 vor.
Dann sind die Ränder so glatt, daß sie nicht mehr weiter aufreißen sollten.
GRÜNDLICH ENTFETTEN und mit Siliconentferner reinigen.
Dann Haftvermittler, notfalls aus der Sprühdose, falls Du keinen Kopressor hast.
Erst danach die tiefen Riefen gefühlvoll spachteln.
Langsam vortasten - Lieber mehrere Arbeitsschritte als Hauruck.
Erst wenn die Fläche *wirklich* so glatt ist, daß sie gegen Licht spiegelt kannst Du anfangen, über *Farbe* nachzudenken.
Ansonsten wär's nämlich versch****** Zeit.
Und vergiß das Fläschchen mit dem Pinsel.
Damit bekommt man keinen ordentlichen Lackauftrag hin.
Ich verwende diese Reparaturfarben nur stark verdünnt in der Spritzpistole, für so minimale Schäden, bei denen es sich nicht lohnt ein halbes Kilo nach Rezept anzurühren.
Für Deine Zwecke ist nach vernünftiger Vorarbeit eine Sprühdose der bessere Behelf.
Großzügig die Umgebund an den nächstbegrenzenden Kanten abkleben.
Mit NICHT ZU KLEINEM Abstand (ca. 30-40 cm) mehrfach HAUCHdünne Farbschichten legen. Immer zwischen den einzelnen Lackgängen anziehen lassen.
Zeitmaß: Etwa Zigarettenpause.
Und wenn es tröstet - die Wahrscheinlichkeit, daß Du den Schaden im Wesentlichen unsichtbar beim ersten Versuch beheben kannst liegt etwa 1:50 GEGEN Dich...

Wenn Du allerdings von Natur aus faul bist, oder nur geringe estethische Ansprüche hast, oder einfach nur *ungeschickt* - dann tupf besser doch einfach nur großzügig die Plörre aus dem Farbstift drauf - und vergiß, daß da ein Schaden war.
Der nächste kommt nämlich bestimmt - vielleicht sogar mit Fremdverschulden - und dann zahlt die gegnerische Versicherung vielleicht eine professionelle Instandsetzung...
 
Eine Dose mischen lohnt sich meines Erachtens erst, wenn der gesamte Stoßfänger nachgespritzt werden soll.
Natürlich ist Glasurit/Sikkens/Lesonal & Co. IMMER um Welten besser, als die Treibgas-Dosenjauche.
Dann würde ich allerdings auch nicht versuchen mit der kleinen Brush und 0,3er-Nadel lokal beizuspritzen, sondern direkt die Jet oder GRZ mit 1,2er Weithornkopf auspacken...

Und der Inhalt von *Sprühdosen* wird bei mir eh höchstens wegen des passenden Farbcodes bei Kleinstmengen verwendet. In einen Auffangbehälter gespritzt, Treibgase entweichen lassen, gefiltert, umgefüllt - und dann auch mit der Gun verarbeitet.

Gerade bei Übergängen zu intaktem Lack bekommt man halt ohne DoubleAction, also Luftvorlauf überhaupt nichts gescheites zustande - und das können halt nur hochwertige Spritzpistolen.

Ich HASSE diese Einweg-Tropfenfurzer an den Sprühdosen...
Arbeiten fast immer entweder mit einen zu hohen Druck (Metalliclack wird zu *silbrig* weil die Effekt-Partikel schon halb getrocknet abprallen und aufschwimmen) oder es wird zu viel Substrat gefördert und die Übergänge sind körnig.

Aber wer nur eine preisgünstige Garagen-Reparatur beabsichtigt, ... - na, ja - meinetwegen...
Macht mal schön...
 
Wenn Du allerdings von Natur aus faul bist
na ja, ein bißchen, vor allem fehlt mir aber Zeit
oder nur geringe estethische Ansprüche hast
die sind leider hoch
oder einfach nur *ungeschickt*
:frown: das schon eher

Der nächste kommt nämlich bestimmt - vielleicht sogar mit Fremdverschulden - und dann zahlt die gegnerische Versicherung vielleicht eine professionelle Instandsetzung...
wohl wahr. Ich warte mal den Urlaub ab, vielleicht kommt da noch was dazu.
Jedenfalls ein DICKES, DICKES Danke für Deine Tips!
 
Hi Turbo-Elch,

Dank für Deine Antwort. Es ist mir nicht selbst passiert (weiß auch gar nicht, über was ich mich mehr ärgern sollte...), aber die Einparkhilfe von Saab ist schon eingebaut und hilft mir auch immer sehr. Gestern sogar etwas zuviel, als ich auf einer Wiese mit sehr hohem Gras den Rückwärtsgang einlegte, hatte ich ein richtig schönes Piepskonzert.
 
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