Bremsscheiben

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Danke
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Hallo zusammen!

Mir ist heute beim Reinigen der Alus aufgefallen, dass alle 4 Bremsscheiben an meinem Saab unterschiedlich abgelaufen sind, bzw. unterschiedliche Abnutzungsspuren haben.
An einer Scheibe findet sich über dem "Blanken" ein Grad von ca. 1 cm und daruter ebenfalls! An einer anderen Bremsscheibe ist der obere Grad nur ca. 1/2 cm breit und unten findet sich ein ca. 2 - 3 mm breiter, sehr scharfer Grad. Eine andere Bremsscheibe hat oben gar keinen Grad und ist bis zur "Kante" blank ("Bremsspuren")!
Die Abnutzungsspuren der Bremsscheiben sind nicht mal achsengleich!!!

Habe mich heute mal auf nem Parkplatz umgesehen und kein Auto!, nich mal ein Seat hat so besch..... abgelaufene Bremsscheiben wie mein Saab! Bei allen anderen sieht es viel gleichmäßiger aus!

Wer kann helfen??? Ich denke es ist nicht normal! Ist es eine Frage der Einstellung / Justierung???

Ach so.... Bremsverhalten ist meine Meinung nach normal; hab den Wagen seit einem halben Jahr; EZ 09/2004, ca. 62000 km aufm Tacho, Schalter; Bremsbeläge sehen eigentlich noch gut aus und ob schon mal was gewechselt wurde weiß ich nicht.
 
Hallo,

ich gehe davon aus das dein Wagen längere Zeit vor deinem Erwerb beim Händler stand. Dann bildet sich nämlich je nach Standzeit Korrosion auf den Bremsscheiben. Diese muss nicht unbedingt im Fahrbetrieb wieder 100% abgetragen werden. Da hilft nur kompletter Austausch der Scheiben und Klötze.

Gruß
 
Auf jeden Fall tauschen, denn mit 1cm (!) Grat hast du auch nur eine Bremswirkung wie ein Seat....
An den Bremsen ist nichts zu justieren, das passt, oder eben nicht. Scheiben und Klötze tauschen gegen Originale. Evtl. hast du Scheiben und Klötze aus ebay drauf, die sich nicht als preiswert, sondern als billig erweisen.
 
Tauschen und das Problem sollte eigentlich weg sein.
Wer weiß, in welcher bunten Kombination der Vorbesitzer munter Scheiben und Beläge getauscht hat.

Danaach hört es sich bei Deiner Beschreibung nämlich an...
 
Moin und Dank erst einmal!

@Paul S
...es mag schon sein, dass meiner einige Zeit beim Saabhändler stand!

War heute übrigens beim "Freundlichen", von dem ich ja das Fahrzeug gekauft habe - übrigens lückenlos Checkheft....

Der Meister sagte mir, dass nur die Steine gewechselt wurden. Die unterschiedliche Gratbildung hängt mit der Qualität der Scheiben und Beläge ("okinal Saab") zusammen! Durch viel Kurzstrecke, wenig Fahren und Korrosion kann sich ein Grat an der Scheibe und eine "kleine Vertiefung" in den Belägen bilden! Dadurch soll es zur ungleichen Abnutzung kommen, welche sich dann wieder aufhebt, wenn sich die Beläge durch Nutzung selbst plan schleifen! Ordentliche Vollbremsungen sollen das Problem beheben, bzw. die Scheiben gleichmäßiger abnutzen.

Hab es natürlich gleich ausprobiert - und siehe da, es hat sich nach 3 Vollbremsungen schon etws getan!
 
Das "Zuwachsen" der Scheiben von *außen* her ist ein ganz normales Phänomen.

Die Beläge liegen logischerweise nicht bis zum Rand der Scheibe, also bildet sich selbst bei funkelnagelneuen Scheiben ein schmaler Kranz von Flugrost.
Wenn dieser dann anfängt krustig zu werden, schmirgelt er die äußere scharfe Kante des Belages etwas weg, was zur Folge hat, daß in diesem Bereich erst recht - selbst bei recht scharfem Bremsen - der Belag nicht mehr die Scheibe glattschleifen kann.
Das ganze setzt sich langsam, aber zusehends zur Mitte hin fort. Je nach seitlichem Spiel der Beläge mehr oder weniger schnell, daher die unterschiedlich breiten Rostringe...
Bei fortgeschrittenem Gammel beginnen die im Laufe der Zeit von den Belägen eingesammelten Rost- und Schmutzpartikel sich auch auf der bisher noch blanken Fläche in die Substanz der Scheibe einzuarbeiten.
Die typischen Schallplatten-Riefen entstehen...

Lange Standzeiten - insbesondere bei ständigem Wechsel von Frost und Tauwetter - unterstützen diesen Vorgang. Wahre Bremsenkiller sind aufgrund von oxydationsförderndem Salz leicht festhängende Beläge, die nach einiger Standzeit beim Losfahren losegerissen werden.
Alarmzeichen ist das raddrehzahlabhängige Kratzgeräusch bei den ersten Bremsungen nach Fahrtantritt.
Kleine Partikel des Belages haben sich beim Losreißen in den Riefen der Scheibe festgesetzt und bearbeiten dann wiederum den Belag.
Die Riefen werden grober, die Reibfläche insgesamt kleiner (nur die "Berge" der Scheibe bremsen noch...)
Fehlt noch ein bischen Fett und etwas Hitze, weil die Beläge durch nicht mehr leichtgängie Führung gewaltsam von der Scheibe weggedrückt werden müssen um den Luftspalt zu erreichen - und schon ist die Belagoberfläche auch noch glasig.
Das ist dann meistens der finale Todesstoß für die Scheibe...
 
@ josef_reich
....wow, was für eine Erklärung! Danke nochmal!
So ähnlich hat es mir mein Meister auch erklärt, jedoch mit dem Unterschied, dass häufiges Bremsen Abhilfe schafft!
Ehrlich, ich habe nach einigen Bremsungen subjektiv das Gefühl, dass der Breite Grad schon blanke Stellen hat und kleiner wird!
 
Yipp.

Da wirkt vor allem, daß die Klötze durch die Vibration wieder etwas leichtgängiger und mit geringfügigem Spiel in ihrer Führung sitzen - und somit auch ein bischen nach außen wandern können.
Ist eigentlich für die "Reinigungswirkung" unerheblich...

Aber schau mal genau hin.
Der blankwerdende Bereich ist nicht eben wie die restliche Scheibe, sondern leicht verrundet zum Rostrand hin auslaufend. Die blankgewordenen paar Millimeter hat sich die Kante des Belages durch noch stärkeren Materialabtrag erkauft. Unwiederruflich. Das ist *immer* so - bei jeder Scheibenbremse.

Gelegentliches *zusammenbremsen* des Gammels ist nur eine vorübergehende Lösung, verhindert aber den zunehmenden Verschleiß nicht dauerhaft.
 
@josef_reich
....Du hast Recht bezüglich Deiner Materialbeschreibung nach Bremsversuchen!

Ich gehe mal davon aus, dass ich die Situation tolerieren muss und es keine längerfristige Abhilfe gibt, außer natürlich den Tausch. Ist eigentlich ein Bearbeiten (Drehen) der Scheiben bei der nächsten Durchsicht sinnvoll! Kann man etwas beachten, damit der nächste Satz auch nicht so sch..... aussieht???
 
Beim Thema *Bearbeiten* von Bremsen-Bauteilen bin ich immer ein kleines bischen vorsichtig...
...einfach nur deshalb, damit Ihr keinen Mist baut...

Grundsätzlich sind die Teile ja - je nach Fahr- und Bremsverhalten - mehr oder minder thermisch belastet.
Soll bedeuten, die Dinger werden unter Umständen höllisch heiß.

Gleichzeitig ist werkstoffbedingt ein Korrosionsschutz nahezu aussichtslos.
Bei Bremsen ist einzig alleine die Zähigkeit und der Reibwert des Stahles von Relevanz.
Nichtrostender Stahl taugt hierfür nicht, oder ist quasi unbezahlbar.

Kommt mir *BITTE* nicht auf die Idee - vor allem, wenn Ihr nicht genau wisst, was Ihr da gerade anstellt - mit Zinkplörre, Rostschutz oder irgendwelcher angeblichen hitzefesten Farbe an den Bremsbauteilen rumzusauen.
ICH SCHLAG EUCH !!!
...denn sich ablösende Farbe, wenn sie zwischen Belag und Scheibe kommt, kann unerwartet das Bremsverhalten des betroffenen Rades verändern. Leider nicht zu Eurem Vorteil...
Da hilft auch ABS, ESP, Elektronik-Halligalli-Bimbambum nicht mehr.

Auch thermisch/chemische Behandlungen der Bauteile wie beispielsweise das Brünieren etc. sind *NICHT* zulässig, weil dabei das Werkstoffgefüge nachhaltig beeinflusst würde.


Also, der Reihe nach:

Bremssättel:
Anmalen macht pseudo-sportlich bunt, bringt aber nix sinnvolles. Im schlimmsten Fall zieht der aufgepinselte Rally-Look in die Gewinde der Nachstellschrauben und ins Anlenk-Gestänge der Seilzüge (Handbremse) und die Führungsstangen der Sättel und verklebt diese. Gaaaaaaaaaaanz prima...

Bremsscheiben:
Reibfläche muß metallisch blank sowie fett- und silikonfrei sein.
Da, wo nicht gerieben wird rostet es zwangsläufig. Jede Schutzbeschichtung wird vom metallisch blanken Bereich ausgehend durch Feuchtigkeit unterwandert. Vergesst es.

Bremsbeläge:
Weg ist weg. Die Kanten sind nur im neuen Zustand so wohlgeformt...

Was bleibt?
Das was Opa schon gemacht hat.
Gelegentlich die Rostbollen mit einer Drahtbürste entfernen. Nur bringt dies bei innenbelüfteten Scheiben überhaupt nichts...
Lieber mal etwas früher als erforderlich die betroffenen Teile tauschen. Dient auch der Sicherheit, nicht nur dem Aussehen.

Was wird gelegentlich gemacht, ohne daß ich es für sonderlich sinnvoll oder richtig halte?
Räder ab und mit der Flex aund auf der Bühne bei sich drehenden Rädern die Gammelkante runterschleifen. damit lässt sich ein feiner Grat bei ansonsten noch sehr guten Scheiben durchaus entfernen. Wer aber nicht *gaaaaaaanz* genau weiß, wie es geht, dem fliegt entweder die Flex um die Ohren - oder er verursacht einen nicht mehr behebbaren Schaden an der Bremsscheibe.
Das professionelle Abdrehen ist hier übrigens *nicht* gemeint, denn das lohnt sich nur aufgrund der Lohnkosten nicht. Neue Scheiben sind billiger.

Anpinseln mit *irgendwelchen Mittelchen... - WEHE EUCH !!! - Hauchdünn Fertan oder ähnliches auf den Nabenbereich der Bremsscheiben schadet zwar eigentlich nicht, aber niemand kann so sauber arbeiten, daß nicht vielleicht doch etwas von der Plörre auf den blanken Bereich tropft.

Bremsen, wenn sie wenig runtergeschliffen sind, können und sollten gelegentlich (teil-)zerlegt und entrostet werden. Dann neues Gleit-Alu auf die Rückseite der Beläge - das wirkt Wunder.

Kurz und knapp:
Wem das *saubere* Aussehen einer Bremse wirklich so wichtig ist, sollte auf die schweineteuren Zurüstteile aus dem Rennsport zurückgreifen - oder es halt lassen. Alles andere ist Frimmel, Bastel, halber Kram.
Aber bitte nur zugelassene Baugruppen mit ABE/Herstellerfreigabe. Und möglichst nicht aus Kostengründen die Teile im Urlaub vom nächstbesten Teppichhändler erwerben...

Alternativ:
Verwendet Felgen, die - entgegen der aktuell hirnrissigen Mode - NICHT nur aus Durchgucklöchern bestehen. Eine Bremse muß BREMSEN - aber nicht unbedingt *schön* sein.
 
@josef_reich

...wie immer, eine hervorragende, ausführliche und verständliche Aussage...
Hab' sie heute erst gelesen, da ich im Urlaub war.
Danke noch mal!!!.... und - ich werde Deine Ratschläge beherzigen!
 
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