Achsmanschette aussen wechseln – Schritt für Schritt Anleitung

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Kollegen,

auch wenn das Thema immer wieder mal beschrieben wurde: Eine detaillierte Anleitung mit Bildern gabs noch nicht und ich will die hier mal einstellen.Hoffentlich bekomme ich das technisch hier hin:-)

Hintergrund: Mir ist momentan ein 900er in recht bedauernswertem Zustand „zugelaufen“. Soll wieder zurück, aber eine Achsmanschette war defekt. Und so was tut mir dann im Herzen weh, das wird in Ordnung gebracht.


Hier meine Anleitung

Benötigte Werkzeuge und Material:

Neue Manschette mit Haltebändern
MoS2 Fett (mind 80g)
Vorzugsweise neue Bolzen für Querlenkerkugelgelenk
Blöcke für den Querlenker oben (s.u., 2x3 cm grosse Vierkantrohre ca. 10cm lang – alternativ sehr feste Holzblöcke) - alternativ: Federspanner (falls die Bleche zu weich sind....)
Seegeringzange, am besten abgewinkelt, öffnend
Nuss SW15 und SW17
lange Verlängerung für Nuss
Seitenschneider, Messer
viel Papier (und Plastiktüte) fürs Fett
Bremsenreiniger und Rostlöser
Unterlegmaterial
ggf. Hammer
Radmutternschlüssel, Drehmomentschlüssel,


Vorbereitung am Vortag: Schrauben der unteren Kugelgelenge am Querlenker mit Rostlöser einsprühen. Das sind die schwierigsten Kandidaten!

Hände am besten mit unsichtbarem Handschuh einreiben, das kommt später gut. Mehrere Paar Handschuhe bereitlegen, Arbeitshandschuhe und vor allem auch undurchlässige, dünne Gummihandschuhe (beim Arbeiten mit dem Fett)

Vor dem Aufbocken: Entlastungsblöcke zwischen oberen Querlenker und Karosserie einschieben. Ich vewende eckige Metallrohre, ca. 3x2 cm. Vermutlich ginge auch sehr hartes Holz. Hintergrund: damit wird die Federspannung vom Achsschenkel genommen (unterer Anschlag ist ansonsten der Stossdämpfer). Meines Erachtens kann man ansonsten das untere Kugelgelenk nicht lösen.


Handbremse fest.

Radschrauben lösten.

Am besten Gang rausnehmen (erleichtert das Drehen der Nabe).

Wagen vorn mittig anheben. Am besten mit Unterstellböcken seitlich sichern, denn man muss beim Lösen der Schrauben Kraft aufbringen.

Rad abnehmen.

Muttern des unteren Kugelgelenkes am Querlenker lösen. SW15 Nuss mit langem Hebel (habe einen ausziehbaren Radmutternschlüssel verwendet). Gegenhalten mit SW17 (zum Lösen meist nicht erforderlich, da der Bolzen gut festrostet/ eingeklemmt ist).



Mutter lösen. Versuchen, durch Drehen den Bolzen zu lösen. Die Bolzen können sehr fest sitzen! Ggf. mit Hammer versuchen zu lösen. Wenn das nicht geht: erwärmen. Aber Vorsicht, Vorsicht.


Position der Bolzen merken (unteres Kugelgelenk: Bolzen von vorne eingeschoben). Wenn sich das Kugelgelenk lösen lässt – fertig. Achtung, Achsschenkel noch NICHT nach Aussen schieben, das würde die Manschette des innerer Gelenkes überlasten!


Haltebänder der Manschette mit Seitenschneider/ Zange aufschneiden.


Fett mit reichlich Papier aufnehmen und in bereitgestellter Plastiktüte entsorgen. Achtung: Fett macht Flecken wie die Pest!


Manschette abschneiden oder verschieben, so dass man an das Gelenk kommt.

Weiter Fett entfernen, ggf. mit etwas Bremsenreiniger nachhelfen.

Jetzt Achsschenkel und Nabe so drehen, dass man mit einer Seegeringzange (öffnend) an den Sprengring kommt. Kann man gut erkennen.


Geduldsspiel: Mit der Zange den Ring so weit spreizen, dass man gleichzeitig die Welle nach innen aus dem Gelenk ziehen kann. Das braucht vermutlich eine Reihe von Anläufen.

Ich habe gelesen, dass es tlw. Nicht möglich sei, die Welle herauszuziehen. Hatte ich bislang noch nicht. Man kann auch vorher spüren, ob die Welle axiales Spiel im Gelenk hat. Dann muss sich auch das Ding herausbewegen können, wenn der Sicherrungsring genügend gespreitzt ist.

So, wenn die Welle kommt, den Achsschenkel vorsichtig nach Aussen bewegen, bis das Gelenk frei ist. Darauf achten, den Bremsschlauch etc. nicht zu überdehnen.


Welle schön saubermachen. Halterung des Kugelgelenk des Achsschenkels bei dieser Gelegenheit auch reinigen und Bohrungen mit Kupferpaste oder Keramikpaste einschmieren für späteren Ausbau.

Neue Manschette auf Welle ziehen.

Gelenk mit reichlich MoS2 Fett einschmieren (soweit ich weiss, beträgt so eine Füllung ca. 100g).


Welle wieder einführen bis Sicherungsring fasst. Gleichzeitig Kugelgelenk des Achsschenkels in den Querlenker führen.

Manschette auf Achsschenkelseite aufsetzen.

Bolzen für Kugelgelenk einsetzen. Normalerweise nimmt man neue Bolzen und selbstsichernde Schrauben dafür (in meinem Fall: ist nahezu totes Auto mit Rest-HU: Bolzen waren relativ neu und habe Schraubensicherung mittelfest verwendet). Bolzen mit Kupferpaste/ Keramikpaste versehen für späteren Wiederausbau.

Muttern der Bolzen ansetzen und festziehen. Drehmoment weiss ich nicht – muss fest (vielleicht kann das mal jemand nennen). Ich habe 80NM für die 8er Bolzen genommen, das ist reichlich fest....

Haltebänder der Manschette befestigen.

So, jetzt ist es bald fertig!

Noch mal Bremsschlauch usw. sichtprüfen. Alles o.k.?

Räder ansetzen (Radbolzen bei dieser Gelegenheit auch noch mal mit Kupfer- oder Keramikpaste ansetzen)

Wagen ablassen.

Entlastungblöcke unter oberem Querlenker herausnehmen.

Radbolzen mit Drehmomentschlüssel festziehen (ich nehme immer 120-140 NM)

Alle Werkzeuge hübsch sauber machen und wegräumen...

.... fettich...
 

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Anm.:
Die Welle geht auch ohne das Öffnen des Spurstangenkopfes heraus.
 
War doch auch nur das Traggelenk beschrieben, nicht der Spurstangenkopf - aber "Kugelgelenk" sind beide...
 
Stimmt, hätte Traggelenk schreiben sollten - der Begriff fehlte mir beim Tippen:redface:
 
O.k.
Trotzdem halte ich das Vorgehen für nicht ganz optimal.

Wenn man das geschraubte Spannband des getriebeseitigen Gelenks öffnet und die Welle komplett herausnimmt (und z.B. im Schraubstock einspannt) erleichtert dies den eigentlichen Tausch der Manschette incl. der gründlichen Reinigung ungemein.
V.a. falls die Manschette schon soweit gerissen war, dass Schmutz ins Gelenk gelangt ist,
dann sollte das alte Fett komplett ausgewaschen werden.

Ausserdem hat man die Gewissheit, dass das innere Gelenk noch genügend gefettet ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Frickelei, die Welle am Auto aus dem äußeren Gelenk zu bekommen, tue ich mir nicht mehr an.
Und nur um eine Manschette zu wechseln, ohnehin nicht. Da ziehe ich lieber den Tripodenstern runter, und schiebe die Manschette von dort aus rauf.
Und ja, wie Klaus auch, nehme ich die Welle (auch dazu) komplett raus.
 
O.k.
Trotzdem halte ich das Vorgehen für nicht ganz optimal.

Wenn man das geschraubte Spannband des getriebeseitigen Gelenks öffnet und die Welle komplett herausnimmt (und z.B. im Schraubstock einspannt) erleichtert dies den eigentlichen Tausch der Manschette incl. der gründlichen Reinigung ungemein.
V.a. falls die Manschette schon soweit gerissen war, dass Schmutz ins Gelenk gelangt ist,
dann sollte das alte Fett komplett ausgewaschen werden.

Ausserdem hat man die Gewissheit, dass das innere Gelenk noch genügend gefettet ist.
Ähh, ich bin da grad dran.
Das Spannband ist offen, aber wie krieg ich die Welle raus?
An der Nabe bewegt es sich kein Millimeter, habe dort auch kein Sicherungsring gefunden.
Das wird jetzt blöd.
Sehe eigentlich nur die Chance die ganze Nabe samt Bremse dran abzubauen.
Blöd nur das das obere Traggelenk am Träger klemmt.

Hilfe
 
Zuletzt bearbeitet:
Leute, helft mir mal.
Ich muß morgen fertig werden, sonst blockier ich die Garage meiner guten alten Mutter, - das mag Sie garnicht.
Ggf. Würde ich morgen gerne mit jemand telefonieren.
So ab 12 gerne PN
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Baue die Welle komplett aus, dann siehst Du auch an was Du arbeitest.
2. Öffne das Spannband und wische das Fett ab
3. Der Sicherungsring ist kein typischer Seegering mit Ösen,sondern hat nut zwei gerade abgewinkelte Enden.
Er muss auseinandergedrückt werden, das klappt auch mit einem ca. 10 mm breiten Schraubendreher, den man dazwischensteckt.
 
OK d.h. mit Traggelenken Nabe und drum und dran.
Und dann auf der Werkbank.
 
Jepp, so mache ich das üblicherweise.
 
Und wenn oben das Gelenk klemmt.
So ne Gülle...
 
Das Gelenk in der Nabe?
Dann nimm einen Kunststoffhammer...kein Problem.
 
Ggf. den oberen Querlenker von unten her leicht mit einem großen, breiten Schraubendreher oder Montiereisen ein wenig aufspreizen, Kriechöl hilft auch meistens. Dann sollte sich das Traggelenk schon da heraus ziehen lassen. Nur Mut! :-)
 
...
Voraussetzung ist aber, dass der obere Querlenker auch unter beiden Armen korrekt und gleichmäßig abgestützt ist.
Sonst verzieht er sich und das Traggelenk klemmt.
 
Zum Verständnis:
HAst du die zentrale Mutter für die Antriebswelle gelöst?
 
Es ist raus. Hammer wirkt.
Die Traggelenken hab ich auch gewechselt.
Heftig wie so ein Teil durch die Werkstatt fliegt wenn es sich löst.
Jetzt muss der ganze Klumbatsch bloß wieder rein.
 
Das obere Traggelenk wieder in die Aufnahme zu bekommen war nicht witzig,
aber jetzt ist alles gut.
Ein kleines maleur beim Bremsenentlüften ist mir dann aber doch passiert.
Ich mach das immer mit Überdruck, wenn man dann die Dichtung am Deckel vergisst kann man Bremsflüssigkeit duschen, super angenehm.
Den Wagen wollte ich eigentlich nicht waschen, aber na ja, schöne Belohnung zum Abschluss der Arbeit.
Ich glaub die rechte Seite muß ich machen lassen es sei dem ich habe die Blutergüsse an Händen und Armen vergessen.
Vielen Dank Euch für die guten Infos,
war gestern etwas verzweifelt.
Gruß
Viktor
 
Ach Viktor, der Mensch wächst doch mit seinen Aufgaben.
Die andere Seite schaffst Du sicher in der Hälfte der Zeit und einem Drittel an blauen Flecken.
 
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