knuts
Testfahrer
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Es geht hierbei darum, nicht wie üblich, Neuwagen einem Dauertest zu unterziehen, sondern einen alten, in vielen Teilen erneuerten Wagen. Der 100.000 km Dauertest soll Aufschluß geben erstens über die Alltagstauglichkeit der alten Konstruktion und die Arbeit der Werkstätten.
Im April 2011 war es soweit.
In der Halle eines Gebrauchtwagenhändlers in der hintersten Ecke stand er: Ein dunkler SAAB 902 Automatik, Bj. '97. Der orangene Kilometerzähler des Tachos leuchtete mit der Zahl 130.218.
Der alte SAAB stand da seit 1 Jahr und war ziemlich verstaubt. Der Händler meinte, niemand interessiere sich dafür, obwohl sein Geschäft offensichtlich gut besucht wurde. Er fände es etwas schade, weil der SAAB besser wäre, als sein Ruf..
Nachdem die Fahrzeugbatterie mit einer Starterbatterie auf einer Sackkarre verbunden war, erwachte der Motor beim 2. Anlassen aus dem Tiefschlaf und lief sofort rund.
Wählhebel auf "D" und ich fuhr mit dem SAAB kreuz und quer auf dem Hofgelände. Alles ok. Bremsen, Lenkung, Getriebe, Motor, Karosse, Innenraum etc. Als Einziges war da etwas frisches Öl unterhalb des Motors zu sehen.
Der Händler gab an, man habe Ölwanne /-sieb gereinigt und dann vielleicht die falsche Ölwannendichtung verwendet. Er würde das in Ordnung bringen, was ich aber für unnötig erklärte, weil der Wagen generalüberholt würde.
Beim dem Preis von € 1.700 dachte ich, "überteuert". Andererseits war der Innenraum und die Karosse dieses Nichtraucherwagens wirklich in einem erstaunlich jungen Zustand.
Man einigte sich auf 1.550 Euronen. Wobei ich in diesem Falle nicht versuchte, den besten Preis herauszuschlagen, sondern, einem inneren Bedürfnis folgend, dem alten SAAB, auch auf meine Kosten, eine Wertigkeit zu geben.
In einer KFZ Werkstatt, in der ein Mann arbeitet, der zuvor bei einer SAAB Vertretung beschäftigt war, stellte ich das Auto vor. Die etwas mitleidigen Blicke der kleinen Belegschaft vergesse ich nicht. Ganz verunsichert reagierte man dann im Büro, als ich sagte, der Wagen solle in Allem durchgecheckt und fit gemacht werden für die nächsten 100.000 km und Geld spiele keine Rolle.
Mit mehren Fragen und Bemerkungen, versuchte man, meinen Geisteszustand zu testen.
Nach einigen Anläufen haben wir es dann geschafft, den Werkstattauftrag zu formulieren. Eine Anzahlung war natürlich nötig. Auch eine Begrenzung des "Geld spielt keine Rolle" auf € 3.000 und ein Zeitfenster von 3 Wochen.
Im Mai stellte mir die Werkstatt dann vor, wie sie sich ein Auto für 100.000 km vorstellten. Viel, gute Arbeit war gemacht worden, aber für 100.000 km reichte es meiner Meinung nach nicht. Die Buchsen der Vorder- und Hinterachse waren teilweise nicht erneuert und die rechte Antriebswelle vibrierte noch.
Um den SAAB mit noch mehr Sachverstand in Berührung zu bringen, sollten diese Pobleme in einer anderen Werkstatt behoben werden. Nachdem das auch erledigt war, sich der Preis u.a. wegen zweimaligem Motoraus und -einbaus beinahe verdoppelt hatte, ging's im Juni endlich los.
Zwischenbericht nach 85.000 km im Januar 2012
Mit einem optimistisch-kämpferischen Gefühl, machte ich mich auf die erste Tour. Berlin – Bordeaux. Stunden- ja tage- und wochenlang rechnete ich mit aufleuchtenden Warnlampen im Display und auch, unvermittelt liegenzubleiben.
Kreuz und quer durch bisher 13 Länder Europas tourte der alte SAAB weiter. In Hitze und Eis, auf tollen Autobahnen und Betonrüttelpisten.
Vorweg gesagt, es gab keine einzige Panne, nichtmal einen platten Reifen. Außer den Verschleißteilen wie Öl- Luft- und Kraftstoffilter, Scheibenwischern, Zündkerzen, Reifen, Birnen etc. blinkte im August in Wien einmal "check engine". Das Diagnosegerät der Wiener SAAB Werkstatt meldete - zu heiße Verbrennung. Kostenlos tauschte man das Ventil der Tankentlüftung. .
Das war's. Kaum zu glauben, aber Fakt.
Für die etwas kniffelige Umschaltung des Scheibenwischers von Interval- auf Dauerbetrieb gibts Abzüge.
Naja, ein Auto ohne Macken ist kein Auto. Dafür ein ganz großes Plus für die Sitze.
Bezieht man dann noch in eine Umweltbilanz die Emissionen und Gifte, die bei der Produktion eines Autos entstehen, ein, steht der alte SAAB trotz ca. 8 Ltr. Super/100km gut da. Das investierte Geld ist weniger Industriearbeitsplätzen zugute gekommen, als solchen in Werkstätten.
die Baustellen:
Anhang anzeigen Teile Arbeit.pdf
weiter geht der Bericht in #4, 29, 38