Was passiert bei beginnendem Turbo-Defekt genau?

Onkel Kopp

Don Quijote de Olja a.D.
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Hallo,

hier im Forum liest man oft, dass ein beginnender Turboladerdefekt sich durch Auspuffbläuen beim Gaswegnehmen ankündigt. Man liest auch überall, dass Turbolader beim Gebrauchtwagenkauf dadurch getestet werden können, dass man im Leerlauf kräftig aufs Gas tritt und dann auf blauen Qualm aus dem Auspuff achtet. Was genau geht da kaputt, woher stammt das verbrannte Öl und wie kommt es in den Abgastrakt?

Das Symptom ähnelt ja defekten Ventilschaftdichtungen. Diese liegen im Ansaugtrakt nach Drosselklappe. Wird sie im Schubbetrieb geschlossen, baut sich im Ansaugsystem nach Drosselklappe Unterdruck auf und Öl wird aus dem Zylinderkopf an den Ventilschaftdichtungen vorbei ins Saugrohr gesogen. Beim Öffnen der Ventile gelangt es in den Brennraum, wird verbrannt und zum Auspuff hin ausgeschoben.

Der Verdichter aber liegt in Strömungsrichtung VOR Drosselklappe, hier kann also beim Gaswegnehmen kein Öl vom Motor aus defekten Lagerdichtungen hinaus gesaugt werden. Gelangt es also turbinenseitig in den Abgastrakt? Dann dürfte es jedoch nur bei heißem Auspuff bläuen.

Wer kann mir erklären, was im Detail passiert?
 
Deine Überlegungen sind vollkommen richtig!
Daraus folgt ?
 
... ich nehme Antwort C :biggrin:
 
Hm,

dann behaupte ich mal, eine defekte Dichtung der Welle (z.B. durch zu hohe Temperaturen/defektes Lager) lässt turbinenseitig Öl raus, das sich im heißen Auspuff selbst entzündet.

Habe ich gewonnen?

Aber dann müsste der Qualm doch bei heißer Maschine immer kommen, weil der Öldruck höher als der Abgasgegendruck ist...

Mich wunderte auch, dass auf eine Anfrage, wo es zu Auspuffbläuen nach dem Starten kam (und nur dann), von einigen auf einen defekten Lader getippt wurde. Dass kann dann nämlich nicht sein.
 
hm.....daraus folgt (natürlich), daß die oben angegebenen Symptome für einen Turboladerdefekt falsch sind....
Neben sichtbaren mechanischen Defekten (Gehäuserisse,Flügelbruch am Turbinenrad) macht sich beginnender Lagerschaden meit bemerkbar durch Ölwolken bei heissgefahrenem Motoröl und Leerlaufdrehzahl .
 
macht sich beginnender Lagerschaden meit bemerkbar durch Ölwolken bei heissgefahrenem Motoröl und Leerlaufdrehzahl .

Warum nur bei Leerlaufdrehzahl? Da steht der Lader quasi und der Öldruck ist niedrig.
 
Naja, "steht quasi" sind bei einem Lader immer noch ein paar Tausend U/min.

Zwar niedriger Öldruck, aber das Öl ist recht dünnflüssig und der Abgasgegendruck bei Leerlaufdrehzahl sehr gering.
 
Warum nur bei Leerlaufdrehzahl? Da steht der Lader quasi und der Öldruck ist niedrig.

Die Abdichtung der Welle erfolgt durch eine Art Kolbenring, der in der Welle und im Gehäuse in einer Nut läuft. Weisen die Lager erhöhtes Spiel auf,nimmt zwangsläufig auch die Spaltbreite zwischen Turbinenrad und Gehäuse zu. Die Drehzahl des Laufzeugs im Leerlauf nimmt soweit ab, bis die Kreiselkräfte zur Stabilisierung nicht mehr ausreichen.Die Welle beginnt zu taumeln,womit die Dichtringe zur Ölpumpe umfunktioniert werden....
 
Das klingt sehr nachvollziehbar, vielen Dank!

Ich nehme an, dass bei höheren Drehzahlen und höherem Öldruck auch der Ölfilm eher stabilisierend wirkt. Im Vergleich zur rotatorischen Trägheit des Laufzeugs, die zentrierend wirkt, wäre der Effekt aber sicherlich sekundär.
 
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