Antrieb - Saab 900i 85kW 1986 - Kaltstart / Warmstart Probleme

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SAAB
900 I
Baujahr
1986
Turbo
Ohne
Hallo zusammen,

wie eben in meinem Vorstellungsthread angekündigt möchte ich hier versuchen das Problem für den schlechten Kaltstart meines Motors näher zu ergründen (mit dem Warmstart hat er wohl auch Probleme, jedoch konnte ich die so noch nicht gesondert wahrnehmen).

Hier alles was ich so innerhalb des ersten Tages in erfahrung gebracht habe:

Verhalten und Symptome beim Starten (Kalt):
  • Motor lässt sich starten (d.h. Anlasser funktioniert, Motor dreht gut und springt sofort an)
  • Direkt nach dem Start stottert der Motor etwas, die Drehzahl fällt ab und der Motor geht aus
  • Beim treten des Gaspedals bei einer Drehzahl irgendwo über 1000 RPM bleibt der Motor an
  • Nach ca. 1min läuft er dann im Leerlauf weiter
  • Jedoch läuft er zunächst insgesamt „unrund“ im Leerlauf. Ich kann es nicht genau sagen was das ist. Auf jeden Fall vibriert das Auto recht stark (Resonanz). Hebe ich die Drehzahl leicht an ist das Problem verschwunden. Kann es hier sein dass die Drehlzahl zu niedrig ist? Kann/sollte man da am Vergaser justieren?
  • Auch die Geräusche bzw. der Druck aus dem Abgasrohr (was man so mit der Hand wahrnimmt) kommen mir etwas unregelmäßig vor
Verhalten und Symptome beim Starten (Warm, Neustart nach ca. 30-45min):
  • Laut Vorbesitzer kann es passieren dass der Motor hier (Warmstart nach ca. 45min Standzeit) nur mit Hilfe von Startpilot anspringt
  • Die Ursache wurde vom Vorbesitzer nicht gefunden (Liste seiner Maßnahmen s.u.)
Verhalten und Symptome beim Fahren:
  • Nehme ich während der Fahrt den Fuß sehr schnell vom Gas stottert er etwas, was sich dann aber schnell legt. Fühlt sich nicht richtig an.
  • Bei Fahren (gleichmäßig entspannt oder beim kräftigeren Beschleunigen) läuft er wunderbar, auch schon wenige Minuten nach dem Kaltstart
  • Bisher nicht von alleine ausgegangen

Was wurde schon untersucht bzw. getauscht (durch den Vorbesitzer):
  • Druckspeicher Kraftstoff wurde getauscht
  • Kraftstoffpumpe baut genügend Druck auf
  • Rückschlagventil in die Leitung zwischen Pumpe und Druckspeicher eingebaut
  • Ziel war es wohl hauptsächlich, die Dampfblasenbildung in der Kraftstoffleitung zu vermeiden
Ich habe heute nur gemessen:
  • Zündkabel: 2 Kabel haben 2kOhm, 2 Kbael haben 4kOhm Durchgangswiderstand -> sollte OK sein

Ich habe schon einiges gelesen, weiß aber (noch) nicht einmal wo ich diese Teile finde:
  • Kaltstartventil abstecken oder tackten
  • Thermozeitschalter
Fotos im Anhang falls dort etwas auffälliges zu erkennen ist. Was mir am Vergaser aufgefallen ist:
  • Müsste an diesem Unterdruckregler (ich hoffe dies ist korrekt so von mir identifiziert) des Vergasers nicht ein Schlauch angeschlossen sein? Wenn ja, wohin?
  • Der Bowdenzug hängt etwas durch. Das dürft ja aber keine Auswirkung auf die Stellung im Leerlauf haben.


Würde mich über Tips freuen wo ich zuerst suchen könnte. Am besten mit Fotos oder auf meine Fotos verweisen, so dass ich die Teile auch finde.


Tausend Dank schonmal,



Johannes



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Zunächst mal: Dein 8V hat eine K-Jet - keinen Vergaser.
Das im Vorstellungsthread angefragte Kaltstartventil ist das blaue Teil z.B. zentral im letzten Foto.
Wie hoch ist denn die LL-Drehzahl (lt. DZM)?
Auf keinen Fall solltest du auf Verdacht an irgendwelchen Schrauben drehen, solange du nicht genau weißt, warum und was du damit genau machst!
Und bei allem was du tust: Pass gut auf die gelblichen Einspritzleitungen auf - die sind im Alter oft sehr spröde und halten nicht viele Knicken aus, und beim Bruch droht akute Brandgefahr! Am besten gegen Stahlflexleitungen ersetzen, die gibt es z.B. bei @hft http://www.hft.se/einspritzleitungen.html
 
Hallo Johannes,

und erstmal herzlich Willkommen mit deinem neuen Gefährt.

Dein "Vergaser" ist eine Einspritzung. Wenn du den Anschluss am Mengenteiler meinst, der neben dem Block wo die 4 Einspritzleitungen abgehen, so ist das kein Unterdruckanschluss, sondern da drin in dem Rohr sitzt die Gemischeinstellschraube. Da solltest du aber erstmal die Finger weg lassen.

Ich würde jetzt erstmal folgendes machen:
- Wie alt sind die Zündkerzen? Wenn unklar, mach neu, kosten so gut wie nix (NGK BP6ES)
- Zündkabel scheinbar okay.
- Verteilerkappe und Finger mal prüfen. Wenn nicht mehr so toll, würde ich die auf jeden Fall mal erneuern, kann nicht schaden. Bitte nur Original BOSCH verbauen. Zubehör oft unterirdische Qualität.
- Kompression messen
- Alle Unterdruckschläuche erneuern; Innendurchmesser 4mm, gibt es als Meterware in Silikon vom z.B. Samco in schwarz, blau, rot etc. ...
- Die Gummibuchsen der diversen Anschlüsse am Ansaugrohr sowie der eine oben am Ventildeckel sind oft einfach alt und brüchig bis matschig. Gibt es für ein paar Euro neu, würde ich stumpf neu machen da meistens uralt und ggf. undicht
- Spritzbild und Fördermenge der 4 Einspritzventile prüfen; wenn die Düsen eh draußen sind, die Gummibuchsen gleich mit erneuern. Sind auch üblicherweise uralt und brüchig. Sollte es bei den Einspritzventilen Auffälligkeiten geben, dann ggf. um Ersatz kümmern. Es kommt schon vor, daß die nicht mehr richtig schließen oder sonst irgendwie schlecht einspritzen.
- Kaltstartventil kannst du mal den Stecker ziehen, das ist das Ventil welches oben direkt hinter der Drosselklappe sitzt. Oft machen die Ärger und man braucht sie nicht unbedingt. Versuch kostet nix und ist schnell gemacht und auch schnell wieder zurück gesteckt.

Gruß,
Erik
 
Danke für den Hinweis mit dem Vergaser! Ich werde morgen anfangen mich da zu belesen wie das System der K-Jetronic überhaupt funktioniert.

LL-Drehzahl: Foto hatte ich vergessen anzuhängen, wenn man dem Instrument trauen kann dann bei 600 RPM (wenn ich die Anzeige richtig interpretiere):

2022-03-26-Saab900-JohannesLE-0013.jpg
 
Das ist zu wenig. Ist das nur im Kaltlauf so, oder auch wenn er warm ist?
 
Das ist zu wenig. Ist das nur im Kaltlauf so, oder auch wenn er warm ist?
Das war zwar kurz nach dem Start, aber der Motor war schon ein wenig warm. Ich beobachte das mal wie es ist wenn er richtig warm ist.. Mir kommt es auch viel zu niedirg vor, so gelegntliches stottern.
 
Ich hab die genaue Zahl jetzt nicht parat, aber um 850 U/min sollten das schon sein.

Und zum Anspringen noch:
Wenn er zunächst ganz passabel anspringt, dann aber schlecht läuft, bis er warm ist, dann liegt das eher nicht an dem blauen Kaltstartventil, sondern an der Gemischanreicherung für die Zeit des Kaltlaufs. Entweder funktioniert das dafür verantwortliche Zeitrelais oder die Thermoschalter nicht richtig oder der Steuerdruck stimmt kalt nicht. Was es damit auf sich hat, wirst du finden, wenn du dich in die Grundlagen der K-Jet einliest.
 
Hallo Johannes,

und erstmal herzlich Willkommen mit deinem neuen Gefährt.

Dein "Vergaser" ist eine Einspritzung. Wenn du den Anschluss am Mengenteiler meinst, der neben dem Block wo die 4 Einspritzleitungen abgehen, so ist das kein Unterdruckanschluss, sondern da drin in dem Rohr sitzt die Gemischeinstellschraube. Da solltest du aber erstmal die Finger weg lassen.

Ich würde jetzt erstmal folgendes machen:
- Wie alt sind die Zündkerzen? Wenn unklar, mach neu, kosten so gut wie nix (NGK BP6ES)
- Zündkabel scheinbar okay.
- Verteilerkappe und Finger mal prüfen. Wenn nicht mehr so toll, würde ich die auf jeden Fall mal erneuern, kann nicht schaden. Bitte nur Original BOSCH verbauen. Zubehör oft unterirdische Qualität.
- Kompression messen
- Alle Unterdruckschläuche erneuern; Innendurchmesser 4mm, gibt es als Meterware in Silikon vom z.B. Samco in schwarz, blau, rot etc. ...
- Die Gummibuchsen der diversen Anschlüsse am Ansaugrohr sowie der eine oben am Ventildeckel sind oft einfach alt und brüchig bis matschig. Gibt es für ein paar Euro neu, würde ich stumpf neu machen da meistens uralt und ggf. undicht
- Spritzbild und Fördermenge der 4 Einspritzventile prüfen; wenn die Düsen eh draußen sind, die Gummibuchsen gleich mit erneuern. Sind auch üblicherweise uralt und brüchig. Sollte es bei den Einspritzventilen Auffälligkeiten geben, dann ggf. um Ersatz kümmern. Es kommt schon vor, daß die nicht mehr richtig schließen oder sonst irgendwie schlecht einspritzen.
- Kaltstartventil kannst du mal den Stecker ziehen, das ist das Ventil welches oben direkt hinter der Drosselklappe sitzt. Oft machen die Ärger und man braucht sie nicht unbedingt. Versuch kostet nix und ist schnell gemacht und auch schnell wieder zurück gesteckt.

Gruß,
Erik

Danke. Bis auf "Kompression messen" und "Spritzbild und Fördermenge prüfen" (da habe ich Null Erfahrung und Kenntnisse) traue ich mir den Rest zu.

Wie unterscheide ich denn Unterdruckschläuche von den anderen Schläuchen?

Welche Gummibuchsen sind hier genau gemeint? Sind das die Teile bei denen die Schläuche irgendwo reingeführt werden? Tausche ich auch gerne. Teilenummern finde ich wahrscheinlich in einem frei zugänglichen EPC, oder?

Kaltstartventil abziehen teste ich morgen - jetzt weiß ich ja welches das ist :)

Schöne Grüße,

Johannes
 
Ich hab die genaue Zahl jetzt nicht parat, aber um 850 U/min sollten das schon sein.

Und zum Anspringen noch:
Wenn er zunächst ganz passabel anspringt, dann aber schlecht läuft, bis er warm ist, dann liegt das eher nicht an dem blauen Kaltstartventil, sondern an der Gemischanreicherung für die Zeit des Kaltlaufs. Entweder funktioniert das dafür verantwortliche Zeitrelais oder die Thermoschalter nicht richtig oder der Steuerdruck stimmt kalt nicht. Was es damit auf sich hat, wirst du finden, wenn du dich in die Grundlagen der K-Jet einliest.

Danke, dann werde ich mich mal auf diese Begrifflichkeiten konzentrieren!


Ich bin begeistert über diese tolle Feedback hier!
 
Die Gummibuchsen sind die an den Anschlüßen der Unterdruckschläuche, genau.
1x https://www.skandix.de/de/fahrzeug-...g/dichtung-kurbelgehaeuseentlueftung/1003469/
3x https://www.skandix.de/de/fahrzeug-...g/dichtung-kurbelgehaeuseentlueftung/1003234/

Unterdruckschläuche sind die dünnen, 4mm Innendurchmesser. Davon hat der 900i 8V nicht allzuviele. Einer geht z.B. zur Unterdruckdose am Verteiler.

Kompression ist eigentlich auch ganz einfach. Alle Zündkerzen raus, Kompresionsprüfer nacheinander in jede Kerzenbohrung schrauben, Benzinpumpe durch ziehen des Benzinpumpenrelais stilllegen. Dann mit voll durchgedrücktem Gaspedal ein paar Sekunden orgeln lassen und jeweils den Wert auf dem Instrument ablesen und notieren. Dann hast du für alle 4 Zylinder die Werte und kannst die hier posten.
So einen Kompressionsprüfer kann man für wenig Geld kaufen, oder ausleihen. Oder lässt es halt in einer Werkstatt machen, der man das zutraut.
 
Eben noch oben drüber ergänzt. :smile:
 
...
Wenn du den Anschluss am Mengenteiler meinst, der neben dem Block wo die 4 Einspritzleitungen abgehen, so ist das kein Unterdruckanschluss, sondern da drin in dem Rohr sitzt die Gemischeinstellschraube. Da solltest du aber erstmal die Finger weg lassen.
...
Gruß,
Erik

Ich meinte das Teil, wo der Gaszug anschlägt wenn man im Leerlauf ist (hier etwas mittg(links im unteren Teil des Bildes, gelb angemalte Schraube mit der dünnen Spiralfeder auf der andren Seite). Mir erschließt sich die Funktion davon nicht, da der Gaszug ja sowie an dieser kleinen Schraube anschlägt womit man wahrscheinlich auch das Standgas(?) einstellen kann. Diese "Dose" mit Spiralfeder ist ja sonst nicht irgendwo angeschlossen.
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Das ist ein Dämpfer.

Und Leerlauf wird oben an der SW10 Schraube an der Drosselklappe eingestellt. Die oberhalb vom Gashebel, neben den 2 Unterdruckschläuchen. Mit Mutter gekontert. Finger weg von der Anschlagschraube am Gashebel!
 
Das ist ein Dämpfer.

Und Leerlauf wird oben an der SW10 Schraube an der Drosselklappe eingestellt. Die oberhalb vom Gashebel, neben den 2 Unterdruckschläuchen. Mit Mutter gekontert. Finger weg von der Anschlagschraube am Gashebel!

Danke! Ich fasse erstmal nichts an und lese lmich ein :)
 
Gelb eingekreist, da kann man den Leerlauf einstellen. Das ist ein Bypass zur Drosselklappe.
Schraube rein drehen = Leerlauf niedriger
Schraube raus drehen = Leerlauf höher
Drosselklappe_900i.jpg
 
Ich würde erstmal die oben genannten Punkte abarbeiten. Sonst erreicht man eine Symptombekämpfung ohne Behebung des eigentlichen Problems.
 
Meine Vorgehensweise wäre:
- Systemdruck prüfen einstellen
- Steuerdruck kalt / warm dito
- Düsen Spritzbild und Durchsatz, sowie Dichtigkeitsprüfung bei abgestelltem Motor
Leerlauf auf 850 +/- 25 einstellen
Zündzeitpunkt abblitzen
Sollte der Steuerdruck nicht stimmen, Warmlaufregler faul, wobei der 86er je nach Modell schon über Lambda taktet
 
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