Neuvorstellung : Das "böse" Fräulein Gyllengul

Einfacher.

Einen Kerzenstecker abziehen und auf eine Zündkerze aus der Restekiste stecken.
Zündung an (Getriebe auf Neutral!). Mit einem Kabel vom Pluspol der Batterie auf den Kontakt (ist das Klemme 51? gelbes Kabel) am Anlasser legen, so daß der dreht. Gleichzeitig die Kerze an Masse am Motor halten. Achtung! Nicht die Kerze halten, sondern das isolierte Kabel.

Motor dreht und man sieht, ob man Zündfunken bekommt oder nicht.
 
So, das Problem ist gefunden. Wenn auch ganz woanders als gedacht und obwohl ich nicht verstehen kann, wie so etwas überhaupt vorkommen kann und wenn schon, dann genau jetzt in einer Phase, wo die Kiste nicht mal bewegt wurde...

Egal. Zuerst möchte ich mich aber noch bei Erik und Patrick bedanken.
Bei Erik, weil er mich ermahnt hat, doch besser sytematisch vorzugehen. Oft neigt man offenbar, wenn man das Gefühl hat, schon etwas Routine zu haben, dazu, Schritte zu überspringen. Manchmal zurecht, weil man sich dadurch Zeit spart, manchmal kann man sich dadurch aber auch ganz rasch verrennen...
Und bei Patrick für den Tip mit der Beobachtung des Zündfunkens vom Innenraum aus. Ich hätte nie gedacht, dass der auch von der Ferne so gut sichtbar ist!

Und damit wären wir ja auch schon bei der weiteren Fehlersuche. Und die ergab: Wunderbarer Zündfunke auf allen vier Zylindern... Blöd... und im Nachhinein betrachtet eigentlich auch gar nicht so selbstverständlich...

Also doch die Kraftstoffseite?
Bremsenreiniger im Ansaugtrakt hatte keinerlei Effekt, die Kerzen schienen beim Ausbau feucht, im Benzinfilter nach der Pumpe befand sich Benzin...
Sicherheitshalber habe ich die Benzinpumpe überbrückt und mit einer Ballpumpe Sprit in den Vergaser befördert. Auch nichts. Nicht ein Husten!

Damit war ich mit meiner Weisheit aber eigentlich am Ende... Trotzdem habe ich noch die Spritpumpe abgebaut und aus irgendeinem unerfindlichen Grund von da aus nach der Stösselstange zur Nockenwelle getastet.
Grundsätzlich nicht so weit hergeholt. Schließlich sind ja Spritpumpe und Stösselstage normalerweilse mittels eines Kunststoffröhrchens verbunden, das gerne mal zum Zerbröseln neigt.
( Näheres siehe HIER )
Aber in dem Fall konnte es das nicht gewesen sein, da ich schon kurz nach dem Kauf auf die Stösselstange von SaabITS umgerüstet hatte.
Aber zu meiner nicht geringen Überraschung ließ sich die Stösselstange ohne nennenswerten Widerstand zurückdrücken und verschwand in den Tiefen des Ventildeckels... Was eigentlich unmöglich ist...

Also Ventildeckel runter und dann war das Unheil auch schon offensichtlich....

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In einer Nische des Zylinderkopfes fand sich dann auch das Gegenstück...

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Und so soll´s aussehen:

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Glücklicherweise habe ich noch so eine Nockenwelle in meiem Fundus.
Der Umbau sollte kein Problem sein, auch wenn ich noch nie eine Nochenwelle an einem H-Motor ausgebaut habe. ( Triumph und B-Motoren haben eine Blechlasche, an der das Kettenrad fixiert wird, damit der Kettenspanner gar nicht erst ausfahren kann. Beim H-Motor gibt´s die nicht, aber wenn ich das beim Schrottmotor aus meinem Fundus richtig gesehen habe, ist das Entriegeln des Spanners da überhaupt kein Problem. )

Gibt´s irgendwas, auf das ich achten müsste?
Motor auf Zünd-OT erster Zylinder, Kettenrad abschrauben, alte Nockenwelle raus, neue rein, Kettenspanner entlasten und Kettenrad wieder festschrauben.
Das Ganze wahrscheinlich nicht nur einmal, denn vermutlich wird dann die Ventileinstellung auch nicht mehr passen... Aber das ist dann die Kür...

Wieso dieses Stück der Nockenwelle überhaupt abbrechen kann, ist mir ein Rätsel. Und wenn schon, dann warum jetzt?
Die einzige logische Erklärung wäre, dass es ev. schon länger abgebrochen ist, aber wenn sich die Nockenwelle dreht oder beim Abstellen zumindest ein Teil der Gabel des Benzinpumpenstössels in der verbelibenden Nut fixiert bleibt, man halt nichts merkt. Offensichtlich stand die Nochenwelle gerade jetzt dann halt so blöd, dass die Stösselstange abrutschen konnte...

Eigentlich also noch ein Glück, dass das daheim in der wohlgerüsteten Garage passierte. In Eisenach hätten wir dieses Problem nicht mal rasch zwischen den Wanderhütten repariert bekommen....

Aber wie sagt Friedrich Thorberg´s "Tante Jolesch" so teffend?
"Gott behüte uns vor allem, was noch ein Glück ist..."
 
Zu Beitrag #54 und #57 bin ich Euch noch ein paar Fotos schuldig...

Durchspülen des Bremssystems mit DOT 5 Bremsflüssigkeit als Vorbereitung für den Tausch...
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Die hinteren Bremszangen:
vorher:
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und nachher:
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Die Achswellenmanschette:
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Und noch ein paar Fotos von den Hydraulikzylindern
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und den vorderen Bremszangen...

vorher:
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nachher:
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Na das freut mich, daß der Fehler so schnell gefunden wurde. Sehe ich das richtig, daß es das vordere Ende der Nockenwelle ist, wo auch der Verteiler mit seinen 2 Nasen rein greift?

Zu den Bremsen: sieht gut aus, gefällt mir.
Womit hast du die Sättel lackiert?
 
Hallo Erik!

Ja genau! Insofern wundert es mich eigentlich ja fast, dass ich überhaupt einen halbwegs regelmäßigen Zündfunken hatte.
Aber das war natürlich gut so, sonst würde ich mir immer noch an der Zündanlage einen Wolf suchen...

Die Sättel lackiere ich eigentlich immer nur mit gewöhnlichem Felgenspray aus der Dose.
Bei meinem Fahrstil ist es mir noch nie auch nur annähernd gelungen, dass die Zangen so heiß geworden wären, dass das nicht reicht.
Die vorderen sind allerdings fertig aufbereitet gekaufte, die ich mal günstig erstehen konnte.
Aber auch für die nehme ich für gewöhnlich nichts Anderes.
 
Gibt´s irgendwas, auf das ich achten müsste?
Motor auf Zünd-OT erster Zylinder, Kettenrad abschrauben, alte Nockenwelle raus, neue rein, Kettenspanner entlasten und Kettenrad wieder festschrauben.
Das Ganze wahrscheinlich nicht nur einmal, denn vermutlich wird dann die Ventileinstellung auch nicht mehr passen... Aber das ist dann die Kür...

Das hat doch eigentlich nichts auszuhalten, kann man das nicht schweißen? Oder bohren und kleine Schraube durch? :vroam:
Deine Abfolge sieht gut aus...Ventilspiel bei warmen Motor einstellen?! Ich erinnere mich nur dunkel.
Miss gleich alle, dann bleibts vielleicht bei 2x.
 
Bei einem raren Vorkriegsauto würde ich mir wohl Gedanken ums Retten der Nockenwelle machen. Da aber glücklicherweise in meinem Fundus noch eine vorhanden ist, greife ich lieber auf die zurück :biggrin: ….
 
So, die Nockenwelle ist getauscht, die Ventile eingestellt.
Beim Zusammenbauen gab´s dann - wie könnte es anders sein - aber doch noch einen Schreckmoment.

Ich hatte mir vorm Zerlegen bei dem Schrottmotor, aus dem ich die Tauschnockenwelle ausgebaut habe, angesehen, wie sich der Kettenspanner später wieder entlasten lässt.
Alles kein Problem. War schön zu sehen, steht völlig frei, einfach mit einem Schraubenzieher die Sperrklinke eindrücken und mit der Gleitschiene zurückdrücken... Easy!
Nur als ich das jetzt bei diesem Motor machen wollte, sah das alles plötzlich ganz anders aus!
Der Kettenspanner sitzt in den Tiefen des Kettenschachtes, einfach irgendwo draufdrücken ist da definitiv nicht!
Das Werkstatthandbuch brachte dann die Erleuchtung. Offenbar gibt es mehrere unterschiedliche Kettenspanner ( obwohl, wenn ich mich nicht sehr irre, auch der Schrottmotor ein ´83er sein müsste ) .
Und zum Lösen von diesem Modell braucht es ein Spezialwerkzeug ( oder zumindest einen passenden Haken ) . Das Bild des Werkzeugs kam mir bekannt vor und manchmal zahlt sich jahrelanges Sammeln ja doch aus: in meiner Kiste mit Saab Spezialwerkzeug fand sich das Gesuchte.
Und im zweiten Anlauf gelang es mir dann sogar herauszufinden, wie und wo es angesetzt wird...

Der Rest war dann eigentlich nur mehr Routine. Und ja, das Fräulein ist angesprungen und läuft. Himmlische Musik in meinen Ohren nach den Schrecken der letzten Wochen.

Was ist noch zu tun?
Das Bremssystem braucht definitiv noch eine weitere Entlüftungsrunde ( die Kupplung passt schon hervorragend ) .
Das Kühlsystem muss noch weiter mit Evans Classic 180 befüllt und entlüftet werden.

Und dann... Hoffentlich...
 
So, gestern noch den Rest erledigt. Das Frühjahr kann kommen!!!!
 
Na, dann lass den Winter mal schnell vorbeigehen, damit du die getane Arbeit auch genießen kannst...!
 
...Das Werkstatthandbuch brachte dann die Erleuchtung. Offenbar gibt es mehrere unterschiedliche Kettenspanner ( obwohl, wenn ich mich nicht sehr irre, auch der Schrottmotor ein ´83er sein müsste ) ...

Ich habe jetzt noch in einem anderen fred ein anschauliches Foto der beiden Varianten des Kettenspanners gefunden:

Kettenspanner.png


Die obere Version ist die neuere, die dann schon einfach zu entriegeln geht. Im "Schrottmotor" offenbar später mal nachgerüstet worden.
Die untere ist die in Gyllenguls Motor immer noch verbaute originale alte Version, für die es ein Spezialwerkzeug braucht...
 
Das gute Fräulein will´s wirklich wissen, ob ich ihrer würdig bin...

Neulich bei der Herbstausfahrt des Saab Club Österreich... Das Treffen war erfolgreich absolviert und die Heimreise stand an.
Da eine Freundin meiner Frau nur wenige Kilometer entfernt wohnt, hatten wir uns entschieden, noch einen Sprung bei ihr vorbeizuschauen. Und weil ich gerne möchte, dass meine Herzallerliebste all meine alten Sääbe fahren kann ( schließlich könnte ich mir ja mal bei einer Ausfahrt das Bein brechen oder gar schlimmeres ) , ließ sie sich breit schlagen, diese Etappe zu lenken. Mit weitreichenden Folgen...

Am Ende der Straße, in der der Abschluss der Saab Ausfahrt stattfand, war zu diesem Zeitpunkt dann ein Zeltfest im Gange. Und quer über die Straße war plötzlich ein "schlafender Polizist" verlegt, der vorher da definitiv nicht war. Und beim Überfahren desselben - keineswegs schnell und ich selbst wäre da auch definitiv nicht noch langsamer gefahren - plötzlich ein metallisches Geräusch. Upps, hoffentlich haben wir uns nicht den Auspuff beleidigt... Aber alles gut, der 99 fuhr stoisch weiter.
Zumindest für die nächsten 500 Meter.
Dann plötzlich ein kreischendes, schleifendes und insgesamt höchst beunruhigendes Geräusch... Doch Auspuff abgerissen? Aber laut war´s nicht... Also mal nachsehen.
Der Blick unters Auto ergab einen völlig unauffälligen Auspuff, aber am rechten Hinterrad hing die Feder bis zur Straße herab...
Obwohl... Irgendwie sah die Feder dann doch etwas schwindsüchtig aus, das konnte nicht die normale Fahrwerksfeder sein!

Bei abgenommenen Rad war dann alles klar. Fräulein Gyllengul hat eine Anhängekupplung. Und damit der Wohnwagen - oder was auch immer der schwedische Erstbesitzer damit gezogen haben mag - das Fräulein nicht zu sehr in die Knie zwingt, wurden innerhalb der originalen Fahrwerksfedern Zusatzfedern verbaut.
Eine - zumindest bei uns - nicht sehr verbreitete Variante. Ein ehemaliger Saab Händler meinte später, in Österreich wären entweder gleich härtere Federn oder Luftbälge ( wie ich sie auch bei meinem ehemaligen 99 GLE hatte ) verbaut worden.

Die Federn haben einen Durchmesser, der unten genau durch das Loch der Längslenker passt. Und damit sie da eben nicht durchrutschen, sitzen sie unten in kleinen "Distanzringen" ( siehe Fotos unten )
Und eben der war beim Überfahren der Schwelle rausgesprungen.
Beim genaueren Hinsehen stelle ich dann aber erleichtert fest, dass der Ring nicht ganz verloren gegangen war, sondern sich seitlich etwas weiter oben in der Feder verklemmt hatte. Und so gelang es mir letztlich mit dem bisschen Bordwerkzeug den Ring zu befreien, die kleine Feder soweit zu komprimieren, dass ich ihn unten wieder enfädeln konnte. Und damit war die Heimfahrt gerettet. Veronika - obwohl zu dem Zeitpunkt bereits ein Nervenbündel - war angesichts meiner fettverschmierten Hände ( Mike Sanders lässt grüßen ) sogar noch tapfer genug, zumindest bis zu ihrer Freundin in der nächsten Ortschaft weiter das Steuer zu übernehmen. :top::top::top:

Daheim stellte sich dann die Frage: So lassen und hoffen, dass es nicht wieder passiert, oder die Federn ausbauen?
Da ich aber mir dem 99 definitiv nie wieder einen Wohnwagen ziehen werde und ich mir nicht für den Fall, dass es doch noch einmal passieren sollte, sagen wollte, hättest Du doch...
Also war klar, die Federn müssen raus.
Mein erster Gedanke: Federn komprimieren, Ring raus und vielleicht kann man sie dann ja einfach durch das Loch im Längslenker nach unten ausfädeln...
Nein, kann man nicht! Die Feder hat oben einen größeren Durchmesser als unten!
Ok, beim 99 ja nicht so ein Problem. Vorderes Lager des Längslenkers lösen und den Lenker soweit absenken, dass die Feder ausgebaut werden kann.
Nur der Lenker ließ sich nicht ausreichend weit absenken...
Gut, wahrscheinlich klappt es nur, wenn man beide Seiten löst...
Beim linken Hinterrrad dann noch eine Überraschung: Dort sitzt die Feder zwar auch in dem besagten Ring, aber da ist noch eine Art Beilagscheibe mir einer Schraube drin, die es rechts nicht ( mehr? ) gab. Welche Funktion dieses Teil genau hat, erschließt sich mir nicht ganz. Es sitzt innen am Längslenker und verschließt quasi das Loch. Die Schraube ist aber nirgendwo fixiert...

Aber gut, letztlich ließ sich die linke Feder ausbauen, die Zusatzfedern samt Zubehör raus. Federn rechts auch raus, Federn wieder rein, linker Längslenker festgeschraubt, rechter Längslenker... Die Löcher des Lagers waren um mindestens einen Zentimerter versetzt zu den Stehbolzen!!!! :eek: :eek: :eek:
Ich hab dann versucht, die Achse rechts nach hinten zu spannen ( vielleicht sorgt ja der Panhardstab für diesen Versatz ? ) - vergeblich...
Nach etlichen Versuchen, den Längslenker mit einem Wagenheber so weit nach oben zu drücken, dass sich die - glücklicherweise an den Enden konischen - Stehbolzen doch noch in die Löcher einfädeln würden, hat´s dann doch noch geklappt. Die ersten beiden Male ist der Wagenheber genau dann abgerutscht, als die Bolzen gerade so drin waren... aber wie gesagt, irgendwann hat es dann funktioniert.
Was als entspannte Arbeit für ein Stündchen gedacht war, hat mich dann den ganzen Nachmittag auf Trab gehalten.

Hier noch die Fotos der Federn, der Distanzringe und der ominösen "Beilagscheibe"...

Zusatzfedern 1.jpg Zusatzfedern 2.jpg Zusatzfedern 3.jpg
 
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