Fahrwerk - Axialgelenke beim 99 (erstes Lenkgetriebe)

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07. Dez. 2013
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SAAB
99
Baujahr
1970
Turbo
Ohne
Hallo euch allen,

Bei meinem 1970er 99 (erstes Lenkgetriebe mit dem Schmiernippel und der Einstellschraube für das Zahnstangenspiel) hatte ich ausgeleierte Axialgelenke, die ich für den TÜV neu machen musste.
Da ich im Laufe der Reparatur trotz der Handbrücher von Haynes und Bucheli über ein paar Fallen gestolpert bin, die mich viel extra Zeit und Frust gekostet haben, möchte ich dies hier mal im Voraus kundtun, damit der Nächste mit diesen Infos hoffentlich besser vorbereitet ist, als ich.

Benötigte Teile:
- (Kunftstoff-Pfanne für das Gelenk "Kugelpfanne Spurstange" , ehältlich z.B. bei S...x). Logisch, hatte ich auch vorher beschafft.
- Passscheiben der Größe DIN 988 18x25x0,1 (ich habe zahlreiche 0,1er genommen, aber ander Kombinationen sind auch möglich. Die Originalen habe ich nicht mehr gefunden, aber diese hier erfüllen ihren Zweck auch.
- Sicherungsblech für das Axialgelenk. Ich habe das letzte originale beim Svenska SAAB Klubben gekauft. Behelfsmäßig müsste auch ein Sicherungsblech DIN 5406, Größe MB7 nach händischer Anpassung gehen. Habe ich aber noch nicht probiert.
- Vorsichtshalber unbedingt auf Lager legen: Endmutter, die auf die Zahnstange geschraubt wird. Erhältlich beim Svenksa SAAB Klubben mit der Artikelnummer 891476.
- optional neue Lenkmanschetten

Benötigtes spezielles Werkzeug:
- 2x Maulschlüssel 1,5 Zoll, alternativ notfalls geeignete Zangen
- ggf. Stecheisen
- Montierhebel oder Stemmeisen


Vorgehen:
- Rad ab
- Spurstangenkopf lösen und von der Spurstange abschrauben. Geht evtl. schneller, wenn man den Spurstangenkopf vom Achsschenkel abdrückt.
- Lenkmanschette ab.
- Sicherungsblech des Axialgelenks aufbiegen. Geht einfach, wenn man anfangs z.B. ein Stecheisen unter die Zungen schlägt und so das Aufbiegen beginnt.
- Axialgelenk aufschrauben. Meine waren extrem fest verschraubt oder gegammelt. Man brauchte geschätzt 200Nm zum Öffnen. Daher unbedingt mit einem der 1,5"-Schlüssel die innere Mutter festhalten und mit dem 2. Schlüssel die äußere Mutter aufdrehen. Hier ist mir der Unfall passiert, dass ich durch Abrutschen eines Schlüssels versehentlich die innere Mutter auf der Zahnstange verdreht und damit die Verstemmung der Mutter geschrottet hatte. Weil ich damals keine neue Mutter vorrätig hatte, musste ich 2 Wochen Pause machen.
- Durch Fühlen und mit einem Spiegel genau prüfen, ob die Verstemmung der Mutter auf der Zahnstange noch heil ist!
- Gelenk auseinander nehmen, alle Teile reinigen.
- Gelenk mit neuer innerer Pfanne (Kunststoffteil) mit frischem Fett und einem neuen Sicherungsblech wieder zusammenschrauben und provisorisch festziehen. Hierbei prüfen, wie schwer- bzw. leichtgängig das Gelenk ist. Laut Haynes soll man am Ende der Spurtstange ca. 30N zum Bewegen brauchen. Ggf. mehr oder weniger Passscheiben in das Gelenk einlegen.
- Erst wenn die Passscheiben fertig sind, das Gelenk endgültig festziehen und die Zungen des Sicherungsblechs runterbiegen. Vor dem Festziehen darauf achten, dass die Zungen so positioniert sind, dass sie die Muttern auch wirlich gegen Aufdrehen sichern werden und nicht gegen Zudrehen.
- Durch Verdrehen der Spurstange prüfen, dass sich das Axialgelenk nicht auf der Zahnstange mitdreht! (Nochmals Kontrolle der Verstemmung)
- Lenkmanschette rauf
- Spurstangenkopf ran
- Rad ran
- Achsvermessung

Falls man beim Öffnen des Gelenks versehentlich die Mutter von der Zahnstange gelöst hat:
- NICHT versuchen, das Gelenk erneut zu verstemmen!
- die beschädigte Mutter von der Zahnstange abschrauben.
- Das Axialgelenk separat zerlegen und mit einer neuen Mutter zusammenbauen. Ist finde ich bequemer und einfacher, als an der Zahnstange.
- Das ganze Axialgelenk auf die Zahnstange schrauben.
- Es ist möglich, die neue Mutter auf dem eingebauten Lenkgetriebe zu verstemmen:
- Mit geeigneten massiven Metallteilen (z.B. Schrott) eine Abstützung zwischen die Mutter und die nächstgelegenen ausreichend stabilen Karosserieteile bauen! Darauf achten, dass die Kraft in der Karosserie gut verteilt wird (große Auflageflächen). Sonst macht man nachher Dellen und die Abstützung gibt nach.
- Mit einem Stemmeisen, Montierhebel o.ä. an der zu verstemmenden Stelle ansetzen und mit einer Hilfsperson mittels Hammerschlägen über den Montierhebel die neue Mutter verstemmen. Man kommt mit einem geeigneten Hebel an den restlichen Vorderachsteilen vorbei. Für das Verstemmen braucht man recht kräftige Schläge, daher unbedingt darauf achten, dass die Abstützung solige ihren Zweck erfüllt!
- Kontrollieren, dass die Verstemmung gut gelungen ist!
- Weiter wie oben
 
In der aktuell aufgezwungenen Zeit der Langeweile habe ich auf Basis eines alten Sicherungsbleches neue nachgefertigt (siehe Bilder). Originale gibt es m.W. nämlich nicht mehr.
Dort seht ihr auch eine Skizze mit den Maßen des Sicherungsblechs. Wer also mal diese Reparatur durchführen will oder muss und keine Sicherungsbleche mehr bekommt, kann im Vorfeld mithilfe der Skizze welche nachfertigen oder mich per PN ansprechen. Ich könnte voraussichtlich zwei Stück abgeben.
 

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