Alma kommt

Danke für das Teilen Deiner Geschichte. Schön, dass Du diese Verbindung mit Deinem Vater hattest!
Eine schöne Basis, ihn in guter, wertschätzender Erinnerung zu behalten.
 
Mein aufrichtiges Beileid, so bekommt der Saab einen noch ganz anderen Stellenwert für Dich.
 
Glückwunsch zu dieser offenkundig sehr freundschaftlichen Beziehung zwischen Eltern und Kind. Das ist so viel wert! Beste Grüße zum neuen Jahr. :smile:
 
Anderthalb Jahre später. Es gab hier wenig zu berichten. Denn der Saab-Teil meines Lebens war von ungewohnter Stetigkeit geprägt.

Der Saab 900 ist nun seit vier Jahren bei mir. Probleme: Null. Im Mai sind HU und eine große Inspektion fällig. Dann kann und sollte auch mal wieder etwas zum Karosserieerhalt getan werden. Es fängt an, unter dem Sicherungskasten im Motorraum/auf dem Radhaus zu rosten.

Der Plan ist deshalb, ihn in diesem Frühjahr im Saab-Luftkurort Paderborn gegen den odoardograuen 9000 CC zu tauschen. Denn der befindet sich noch immer bei Borghardts. Die Gründe sind verschieden. Erstens: Ich habe gleich im Januar 2023 gesagt: „Ich hab’s nicht eilig mit dem Auto. Also müsst ihr es auch nicht eilig haben.“ Es ist ein Teil meiner Ü40-Lebenseinstellung. Die Saabs in meinem Leben haben keine Alltagsfunktion außer die, mir selbst und anderen Freude machen. Und meine mir freundschaftlich verbundene Werkstatt sollen sie auch nicht unnötig stressen. Zweitens: Die Mängelliste ist zwar weitgehend abgearbeitet. Ein neu bezogener Dachhimmel ist drin. Ein hinteres Radhaus ist saniert. Ein neuer Auspuff verbaut. Das Schiebedach hat keine Beule mehr. Das Piktogramm spielt nicht mehr verrückt. Die Zentralverriegelung und Klimaanlage tun wieder ihren Dienst. Aber zwei Punkte sind noch offen. A: Das Rumpeln an der Vorderachse. Der Austausch der Stoßdämpfer brachte keine Verbesserung. Also werden jetzt die hart gewordenen Fahrwerksgummis getauscht. B: Das Automatikgetriebe ist endgültig im Eimer. Es kommt ein gebrauchtes Tauschgetriebe aus einem Schlachtfahrzeug rein.

Wirtschaftlich betrachtet ist das natürlich alles gaga. Aber wann immer ich mal in Paderborn vorbeischaue, stehe ich wieder davor und denke: Was für ein schönes Auto. Ich konnte übrigens viele Jahre gar nicht benennen, warum mir einige 9000 CC und CD-Modelle so außerordentlich gut gefallen, während mich andere eher kalt lassen. Dabei ist der Grund ganz simpel: Es ist die seitliche Chromfensterleiste. Für meinen Geschmack hat selten ein Stück Chrom ein Autodesign so aufgewertet. Und mein 1991er Übergangsmodell hat sie. Dazu die wirklich elegante Farbkombination aus Odoardograu und Leder Dover, das klassische Felgendesign, das große Schiebedach, der Neuwagengeruch.

Was weitere automobile Abenteuer angeht: Ich war da das ganze Jahr offen für:-) Aber die Versuchungen hielten sich in Grenzen. Mein Deal mit mir selbst ist: Es gibt eine definitive Shortlist von Autos, die ich mir noch erlauben würde. A) Ein gut erhaltener, geschlossener 9-3/I. B) Ein Citroën BX Break, Serie 2, in gehobener Ausstattungslinie. C) Ein Rover 827, Serie 1. Mein Glück oder Unglück war bisher: Kaum jemand hat sowas aufgehoben. Niemand will so etwas verkaufen.

Beim Rover gibt es europaweit eine Handvoll Inseratsleichen zum fünfstelligen Preis. Das bezahlt keiner dafür. Ich auch nicht. Beim BX gibt es immer noch einen ganz akzeptablen Markt. Besonders in Frankreich und Benelux. Aber es gibt praktisch keine Kombis mehr. Tja … und der Saab 9-3? Unfassbar, wie selten der als Coupé und 5-Türer im guten Zustand geworden ist. Und ich möchte eben partout keinen Anniversary. Ich mag das Leder nicht. Ich mag das Carbonbrett nicht.

Letzten Freitag dann lag ich krank auf dem Sofa und litt unter ultimativem mobilede-Boreout. Irgendwo muss es doch nochmal einen guten 9-3 geben! Dann erinnerte ich mich an eine Methode, die ich schon mal vor einem Jahrzehnt anwandte, als ich händeringend einen guten 9000 CS suchte. Ich suchte mir eine Handvoll guter Saab-Adressen in Deutschland zusammen und schrieb die an. Sie mögen sich bitte melden, wenn mal im Kundenstamm etwas Passendes zu verkaufen sei. Viel Hoffnung machte ich mir nicht bei der Aktion. Denn die wenigen Saab-Werkstätten, die durchhalten, drehen die Autos nach meiner Erfahrung am liebsten im eigenen Kundenkreis und behalten sie damit im Einzugsgebiet der eigenen Werkstatt.

Und doch: Dienstagfrüh klingelte das Telefon und ich hatte den Saab Service Frankfurt auf der Mailbox. Herr Ratzmann: „Ich habe da etwas auf den Hof bekommen in wirklich sehr, sehr, sehr, sehr gutem Zustand. Rufen Sie gern mal zurück.“ Viermal „sehr“ aus vierfach sehr berufenem Munde. Natürlich rief ich da zurück. Und erfuhr: Ein mitternachtsblauer 9.3 2.0i SE 5-Türer, Schalter, 111tkm, Erstzulassung auf Saab Deutschland im Dezember 1998, dann Anfang Februar 1999 an den ersten und einzigen privaten Besitzer verkauft. Der Preis: Fair! Und so hörte ich mich selbst sagen: „Sie sind ja keine Pommesbude. Wenn Sie mir sagen, dass das ein gutes Auto ist, dann kaufe ich den. Schicken Sie mir gerne ein paar Bilder und machen den Kaufvertrag fertig.“ Später am Nachmittag kamen die Bilder und ich war begeistert. Am nächsten Vormittag war der unterschriebene Vertrag per E-Mail in Frankfurt und das Geld überwiesen. Und ich räume ein, dass ich mit einer gewissen grimmigen Zufriedenheit dachte: Ha! Den kauft mir keiner mehr vor der Nase weg.

Zugegeben: So groß ist der Kreis der verdächtigen Kaufkonkurrenz wohl auch nicht bei einem 1998er Non-Turbo. Aber für mich ist er perfekt. Ich mag den 130PS-Motor. Er ist treu und dankbar, und das, was ihm an Punch fehlt, macht er durch seinen besonders saabigen Klang wett. Ein paar Kleinigkeiten werden jetzt noch gemacht. Eine Ecke der vorderen Stoßstange möchte ich neu lackiert haben. Neue Saab-Scania (!)-Embleme hat Herr Ratzmann schon zurecht gelegt. Solche Sachen eben. Ein neuer großer Service mit Poly-V-Riemen und Umlenkrollen ist mit drin im Preis.

So werden es dann nun also drei Schweden in der bretonischen Garage. Und das anderthalb Jahre alte Audi A5 Cabrio zieht erstmal unter die Straßenlaterne. Der 900 als das ikonischste Auto, das Saab je gebaut hat. Der 9000 als das beste Auto, das Saab je gebaut hat. Und der 9-3 als der für mich letzte Saab, der sich nach einem Saab anfühlt. Für mich ein stimmiges Ensemble.

Auch auf die Abholung in Frankfurt freue ich mich sehr. Wer wollte nicht mal ein Auto in der ehemaligen Saab-Deutschland-Zentrale in Empfang nehmen? Außerdem kann ich dann Saab-Freund Christoph besuchen, den ich zu Beginn meiner Saabfahrer-Karriere hier im Forum kennenlernte. Viele schöne Besuche und Ausfahrten im lieblichen Rheingau folgten. Seither: Nie aus den Augen verloren. Aber in den letzten Jahren nur noch selten gesehen. Es ist also so wie mit dem ganzen Auto und der ganzen Marke: Eine stetige Reminiszenz an gute Zeiten.

Weiterhin schließt ein Saab-Traditionsbetrieb nach dem anderen. Das Fahrzeugangebot wird kärglicher. Auch auf der Autobahn werden die Begegnungen zwischen uns seltener. Und die Ersatzteilversorgung, bei der wir alle lange so verwöhnt waren, wird spürbar angespannter. Das alles macht bewusst: Es wird nicht mehr ewig so gehen. Umso kostbarer ist, dass es jetzt noch geht. Genießen wir es!

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Zugegeben: So groß ist der Kreis der verdächtigen Kaufkonkurrenz wohl auch nicht bei einem 1998er Non-Turbo.

Insofern also ein gleich dreifacher Glücksfall: Für Dich, das Auto und den Verkäufer. :top:

Es freut mich immer Bilder von Deinen perfekt gepflegten Wagen zu sehen,
die beteiligten Werkstätten haben offensichtlich gleichermassen Spass daran!
 
die beteiligten Werkstätten haben offensichtlich gleichermassen Spass daran!

Wenn man so wie ich nichts selbst dran machen kann und trotzdem weiter solche Autos bewegen möchte, gibt es nichts Wichtigeres als eine stabile wechselseitige Vertrauensbeziehung zur "eigenen" Fachwerkstatt. Ein Beispiel: Als ich Anfang Januar meinen 9000 besuchte, meinte Borghardt senior: "Wir haben auch einen neuen Auspuff eingebaut." Da hatten wir gar nichts zu besprochen. Das macht er einfach, weil er weiß, was in meinem Sinne ist. Aber das ist natürlich etwas, das über Jahre gewachsen ist.

Ich habe über meine mittlerweile 16 Saab-Jahre eigentlich fast ausschließlich gute Erfahrungen mit verschiedenen Saab-Werkstätten gemacht. In Berlin. In Hamburg. In NRW. Und die meisten, die jetzt noch da sind, sind ja auch gut. Trotzdem passt nicht jede davon zu mir. Es gibt zum Beispiel diejenigen, bei denen du irgendwann das Gefühl hast, dass du als Stammkunde eher immer hinten anstehst, weil die, die mehr drängeln und lauter fordern, lieber als erste abgehandelt werden. Und es gibt auch ein paar, die im Laufe der Jahre zu dem Schluss gekommen sind: Nicht die alten Autos sind die Ikonen, sondern sie selbst sind es.

Mir ist die Mischung wichtig: Ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis, bei dem der altmodisch professionelle Dienstleistungsanspruch trotzdem nie vergessen wird.

Und mit Blick auf den Neuerwerb: Natürlich würde ich ein Auto normalerweise nie blind auf Basis eines Telefongesprächs und von ein paar Bildern kaufen, auf denen es auch noch nass ist. Aber beim Saab Service Frankfurt weiß man eben: Die können es sich weder leisten noch haben sie es nötig, irgendwelche geschminkten Leichen zu verkaufen. Darauf vertraue ich, auch wenn ich da noch nie selbst Kunde war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Update 9000: Er kriegt nun doch ein NEUES Austausch-Automatikgetriebe, weil das aus dem Schlachtfahrzeug nicht passt. Die Kosten für das neue Getriebe entsprechen ungefähr dem Zeitwert des gesamten Autos. Aber nun sind wir ja schon mal dabei:-)

Update 9-3: Er trägt schon mal wieder ordentliche Saab Scania (!)-Embleme an Schnauze und Buckel. Und die Inspektion ist auch erledigt. Ich freue mich wirklich sehr auf dieses Auto.
 
Was ist schon vernünftig bei dem was wir tun... :redface:
Ich hab sowas auch gerade getan.
 
Was ist schon vernünftig bei dem was wir tun... :redface:
Zumindest im Vergleich zum Betrieb zeitwertverlustträchtiger gehobener Neuwagen ist unser Ansatz wohl trotz alledem (auch) wirtschaftlich noch mehr als vernünftig. Von der vielerorts so gern plakativ vergetragenen Nachhaltigkeit mal ganz zu schweigen.
 
Dieses Forum ist immer wieder eine Fundgrube der Weisheit. Dank eines diskreten persönlichen Hinweises von @cc670 weiß ich nun, dass mein 9000 überhaupt gar nicht die Farbe Odoardograu trägt, sondern Platanengrau.

Einerseits ein bisschen schade. Weil ich immer so gerne die Geschichte erzähle, wie man bei SAAB zu der Farbbezeichnung Odoardo-Grau kam. Andererseits auch gut. Weil ich nun endlich weiß, warum mir dieses Auto optisch so ausnehmend gut gefällt. Platanen-Grau lautet die Antwort!

Und zumindest heute, wo die erste Abschlagsrechnung aus Paderborn kam, hilft es auch, mir einzureden, dass ich eigentlich immer schon unbedingt einen PLATANEN-grauen Saab 9000S fahren wollte. Und auf keinen Fall irgend eine andere Farbe...
 
Die Farbe nennt sich Platana-Grau.
(und die Felgen stammen von einem neueren MY, falls ich das richtig im Kopf habe)
 
By the way: 4 Blautöne. 3 Rottöne. 2 Grautöne. 2 Grüntöne.

Und dazu 5 unterschiedliche Leder- und Veloursfarben.

Paradiesische Zeiten für Neuwagenkäufer waren das.
 

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Wenn man drei Automobile im Alter von 25 bis 33 Jahren besitzt, die alle von einer schwedischen Marke kommen, die seit 12 Jahren verschwunden ist,

wenn man noch dazu in einem Land wohnt, in dem diese schwedische Marke sowieso nie eine nennenswerte Marktpräsenz hatte, und in einer Region, von der aus die nächste spezialisierte Fachwerkstatt für diese Marke 200 Kilometer entfernt liegt,

Und wenn sich dann ausgerechnet im Nachbardorf jemand sagt: "Hey, ich habe eine Unternehmensidee. Ich mache mal eine Werkstatt auf, die nichts anderes repariert als Autos dieser komischen schwedischen Marke ",

ist das ein singulärer Anreiz zu hemmungslos ekstatischer Begeisterung, für den es nur sehr wenig andere lebensweltliche Entsprechungen gibt.

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Oder anders gesagt: Seid so gut und macht Urlaub in Frankreichs Westen. Habt dabei eine Panne. Eine, bei der auch so richtig was kaputt ist. Helft notfalls noch ein bisschen nach. Und lasst es dann vor Ort reparieren.

Erhaltet mir damit meine kritische Infrastruktur.

Danke.

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Wenn ich wieder Zeit hab, nehme ich das in unsere Werkstattliste mit auf.
Bitte übernächste Woche nochmal erinnern, falls ich es bis dahin vergessen haben sollte.
 
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