Alma kommt

Als ich die Bilder sah (spinne ich? Das ist doch der r**l-Parkplatz in Aachen?), da musste ich doch erstmal richtig nachlesen ... und al(le)ma(l) *Gute Fahrt* wünschen!
 
hey klasse - noch einer mit ANA-Kennzeichenträgern, der bei mir in der Nähe herumfährt. Bin mal gespannt, ob ich Dich zu sehen bekomme.

Gute Fahrt und viel Spaß
 
Jaaa! Geschichten lesen, nicht nur Bilder gucken!
Mein Herz hat gehüpft, und die Seele gelacht - weitermachen bitte!

"mausgraue A6 in verschiedenen Farben..."
 
Also die Chrombrille hat mir ja anfangs gar nicht gefalllen, aber inzwischen... alle Achtung!
Oder auf neudeutsch: This car is growing on me :-)
 
kürzlich überholte ich auf der Autobahn einen mausgrauen Audi A4 in silbermetallic. Kennzeichen: RE-HA XXX. Ich finde, damit ist alles zum Thema Audi gesagt.
 
Der aktuelle Stand der rituellen Annäherung zwischen meinem neuen Saab und mir nach 1.000 Kilometern:

Wie MartinSaab mochte auch ich die Chrombrille nie. Ich weiß noch gut, wie ich anno 2005 beim Saabhändler auf dem Hof stand und mich fragte: Was haben die denn mit diesem wunderschönen Auto veranstaltet? Ist das Kunst, oder kann das weg? Dass ich selbst ausgerechnet mal bei DIESEM Saab landen würde, hätte ich nie gedacht. Und doch: Mit jedem Tag finde ich die Brille schöner. Die Kombination aus Nocturnblau und pergamentweißem Leder steht der dicken Alma hervorragend. Gestern war ich auf der Sommerparty von Freunden im niedersächsischen Plattland und parkte den Saab zwischen Porsche Panamera, Mercedes S-Klasse, Volvo XC90 und Audi A5 Cabrio. Inmitten dieses Rudels klotziger Geschmacklosigkeit wirkte die Chrombrille auf einmal wohltuend dezent, bescheiden, schlicht, edel, souverän. Ich hätte mit keinem tauschen wollen.

Ansonsten entwickle ich zaghaft ein Grundvertrauen zu meinem neuen Auto. Zaghaft, weil ich ein Gewohnheitstier bin. Und zaghaft, weil sich die Jahre der Gruselgeschichten über die kapriziöse Nummer Neunfünf im Unterbewusstsein doch ein wenig festgesetzt haben.

Was mir gefällt: Straßenlage, Raumgefühl, Sitzkomfort und Federung liegen klar eine Klasse über dem 9-3. Wenn der 9-3 wie ein Maßanzug sitzt, hat man im 9-5 eher das Gefühl, in einem guten alten Schwedenpanzer zu sitzen. War der 9-3 der Versuch einer Neuinterpretation des 901, so orientiert sich der 9-5 erkennbar an dem Fahrgefühl im 9000. Beide Versuche finde ich insgesamt gelungen - auch wenn ich da eine Minderheitenmeinung vertrete.:smile:

Der Motor zieht die Fuhre auch jenseits von 140 noch sauber nach vorne – eine gänzlich neue Erfahrung für einen 2.3i-Fahrer. Auch den Verbrauch finde ich in Ordnung. Bislang hat er sich bei einem Mittel von 8,7 Litern eingependelt, was für einen schweren Kombi mit 185PS-Turbobenziner vertretbar ist. Den Motorlauf fand ich am Anfang erstaunlich rau, fast wie ein Subaru-Boxermotor. Mittlerweile mag ich den Klang.

Wovon ich anderen abraten würde: Ich wollte nach mehreren Jahren Automatik bewusst wieder ein Schaltgetriebe. Der Stadtverbrauch mit der alten 4-Gang-Automatik im Saab 9-3 war mir definitiv zu hoch. Wer darauf nicht so achtet, sollte aber lieber zur Automatik greifen. Denn ein Glanzstück ist dieses Getriebe sicher nicht. Untertouriges Fahren mag die dicke Alma überhaupt nicht, und bei jedem Gangwechsel vermittelt einem das Getriebe den Eindruck: „Ach, muss das sein, schon wieder schalten? Na gut, aber ungern.“ Ich werde mich daran gewöhnen. Aber zum komfortbetonten Charakter des 9-5 passt eindeutig besser eine Automatik.

Fazit: Die dicke Alma und ich werden Freunde. Zum einen, weil ich Fehler verzeihen kann. Zum anderen, weil dieses Auto seinen ganz eigenen Charme hat. Zu einer Zeit gebaut, in der sachlich (fast) nichts mehr dafür sprach, 46.000 Euro für einen neuen Saab zu investieren, ist er ein trotziges Bekenntnis zu dieser besonderen kleinen Firma aus Trollhättan. Und unter der neumodischen Schale schlummern eben doch noch überraschend viele Saab-Tugenden. Wer die gute alte Saab-Seele im 9-5 sucht, der findet sie. Zum Glück.
 
Die Zeit ist ein langer ruhiger Fluss, der einen sachte ins Jenseits treibt. Na ja, doch nicht immer. Also ein Update.
Die beste Nachricht zuerst: Der 9-5 hat jetzt wieder das Ortskennzeichen, das ihm am besten steht: HHJ
Die schlechte Nachricht … bringen wir es hinter uns, damit ich es schnell wieder verdrängen kann: Der 9-3 ist nicht mit umgezogen. Zwei Autos waren dann doch eines zu viel. Also ging er an einen Freund. Und besagter Freund will ihn jetzt weiterverkaufen. Also … falls jemand Interesse hat: Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass es wohl nicht viele 9-3/I in so gutem Zustand auf dem Markt gibt. Selbst kann ich ihn nicht zurückkaufen, da die Kassenlage sich erst einmal vom Umzug nach Hamburg erholen muss. Kein Auto ist eine Privatinsolvenz wert. Nicht mal dieses. Und ja: Es bleibt das Auto, von dem ich irgendwann sagen werde, dass ich es nie hätte verkaufen dürfen….
Zurück zur verbliebenen Nummer 9-5. Er zwängt seinen dicken Hintern jetzt durch die schmalen Gassen von Hamburg Ottensen, eine Kulisse, die ihm verdammt gut steht. Mittlerweile hat er 54.000 Kilometer auf der Uhr, bisher völlig problemlos. Ich mag den 9-5, und je länger ich ihn habe, desto schöner finde ich ihn. Rein optisch. Als ihn kürzlich einer meiner ignoranten Kollegen von hinten mit einem 5er-BMW verwechselt hat, kamen Stichflammen aus meinen Nasenlöchern.
Aber: Das richtige Saab-Gefühl, die Liebe zum eigenen Auto, das Gefühl, niemals ein anderes zu wollen, stellt sich nicht ein. Es ist eine lauwarme Sympathie, ein sachlicher Zugang mit einer Prise Markensentimentalität. Für mich erweist sich: Ob man sich in einem Saab heimisch fühlt, hängt doch stark davon ab, auf welchen Saab man konditioniert ist. Da ich ja in der Abteilung 901 nie unterwegs war, lautet meine Assoziationskette: leise - komfortabel - sicher - Saab.
Leise ist der 2.3t nicht. Definitiv nicht. Ich finde diesen Antrieb nach wie vor bemerkenswert unkultiviert. Komfortabel ist er schon, aber ihm fehlt das Automatikgetriebe. Man kann dieses Auto definitiv nicht schaltfaul fahren. Sicher ist er auch, aber das „Willkommen zuhause“-Gefühl mit steiler Frontscheibe, zweigeteiltem Armaturenbrett, grüner Tachobeleuchtung … all das fehlt mir. Ich neige also dazu, auch ihn zu verkaufen, sofern sich in diesen Zeiten ein halbwegs akzeptabler Preis dafür erzielen lässt.
Was danach kommt? Ein Saab natürlich. Am liebsten einer, der leise, komfortabel, sicher ist und sich für mich auch wirklich nach Saab anfühlt. Ganz weit oben auf dem Wunschzettel steht die Nummer 9000J
Mal sehen, wo der lange ruhige Fluss mich hinträgt.
 
na das liest sich doch, als suche da jemand einen knallharten, lauten 900 turbo... :biggrin:
 
Ich schreibe mal dazwischen:
Aber: Das richtige Saab-Gefühl, die Liebe zum eigenen Auto, das Gefühl, niemals ein anderes zu wollen, stellt sich nicht ein. Es ist eine lauwarme Sympathie, ein sachlicher Zugang mit einer Prise Markensentimentalität.

Schön beschrieben. Geht mir mit meinem 9-5 auch so.

Leise ist der 2.3t nicht. Definitiv nicht. Ich finde diesen Antrieb nach wie vor bemerkenswert unkultiviert. Komfortabel ist er schon, aber ihm fehlt das Automatikgetriebe. Man kann dieses Auto definitiv nicht schaltfaul fahren. Sicher ist er auch, aber das „Willkommen zuhause“-Gefühl mit steiler Frontscheibe, zweigeteiltem Armaturenbrett, grüner Tachobeleuchtung … all das fehlt mir. Ich neige also dazu, auch ihn zu verkaufen, sofern sich in diesen Zeiten ein halbwegs akzeptabler Preis dafür erzielen lässt.

Der B235 ist trotz Ausgleichswellen ziemlich rumpelig, das stimmt. Unter etwa 1800 Umdrehungen knurrt und brummt der Motor bei Lastanforderung, als wolle er einem sagen: "Schalt runter, du Arsch!" Aber ab 2000 Umdrehungen geht doch eigentlich alles ohne Runterschalten. Ohne Stage 1 vielleicht nicht so schnell, aber auch nicht schlechter als bei anderen Autos.

Was danach kommt? Ein Saab natürlich. Am liebsten einer, der leise, komfortabel, sicher ist und sich für mich auch wirklich nach Saab anfühlt. Ganz weit oben auf dem Wunschzettel steht die Nummer 9000J

Du möchtest aus Gründen des Komforts und des Geräusches von 9-5 auf 9000 wechseln? Der Schuss dürfte nach hinten losgehen. OK, so ein 2.0t dürfte zumindest kultivierter laufen.

Mal sehen, wo der lange ruhige Fluss mich hinträgt.
 
Also ich habe da einen einfachen Schluss, den ich ziehen kann:

Du denkst darüber nach, Deinen 9-5 zu verkaufen? Dein ehemaliger 9-3 wurde abgegeben, und wird nun auch wieder verkauft? Was spricht dagegen, den 9-5 unters Volk zu bringen, und den 9-3 zurückzuholen? Das fehlende Volk vielleicht?

Und Ottensen:
Wenn das so nett ist wie Othmarschen und Flottbek, ja dann ist es wirklich nett. Dann ist es aber auch umso verständlicher, dass so ein Umzug dorthin und einen Wohnen dort finanziell doch etwas intensiver ist. (trifft das denn auf Ottensen auch zu?)
 
@Onkel Kopp

Ja, über 2000 Umdrehungen flutscht es. Aber ich bin ein schaltfaules Geschöpf. Bei 50 in den 4. Gang und rollen lassen, bei 80 in den 5. Gang und rollen lassen. So bin ich es gewohnt, und da schüttelt sich die alte Elchkuh unwillig. Gerade auf der Landstraße schaltet man dauernd rauf und runter. Das verbreitet eine unstandesgemäße Hektik. Finde ich.

Und zum 9000: Ich kenne ja nur zwei. 9000 Aero Automatik und 9000 Aero mit Schaltgetriebe. Beide sind für mich der Inbegriff souveräner Mobilität.

@Strudel

Theoretisch ist das wohl so. Praktisch soll der 9-3 aber jetzt verkauft werden, und der 9-5 muss erst verkauft werden. Zudem steckt der 9-5 in einer Finanzierung, ich in der Probezeit ... und damit wird es kompliziert. Einzelheiten spare ich mir an der Stelle.

Es gibt ja auch keinen akuten Leidensdruck. Ich habe nur leises Heimweh nach einem Saab, wenn ich in meinem Saab sitze.
 
Ottensen ist der Stadtteil, in dem alle kuhlen Kinder wohnen wollen. Und Sinnbild des Hamburger Mietenhorrors. 30% Mietsteigerungen im letzten Jahr, habe ich kürzlich gelesen. Ich glaube, das liegt nicht nur an der vorzüglichen Saab-Werkstatt dort ...
 
Ich möchte nochmals für diesen wundervollen ersten Beitrag applaudieren und noch den Senf zum 9-5 abgeben:
Der lässt sich bei 80 nicht einmal im 5. Gang bewegen?
Ich fahre sowohl 90er mit zwei Nullen als auch 90000er mit nur drei Nullen mit 50, 60 km/h im obersten Gang durch die Prärie, und das müssen sie können - und können's eben auch.
Alles andere wäre mir ja viel zu anstrengend. Und nicht, weil ich ungern schalte, sondern weil ich Ruhe und diesen Antrieb auch mal ohne Antrieb genießen möchte. Auf dem Pedal stehen zu können, und nicht großartig zu beschleunigen - und das nicht wegen Minderleistung, sondern ausgeglichenen Vorankommens.
Nun will ich echt mal 'nen 9-5er für einige Kilometer bewegen und merken, ob man damit warm werden könnte.
 
Ich fahre sowohl 90er mit zwei Nullen als auch 90000er mit nur drei Nullen mit 50, 60 km/h im obersten Gang durch die Prärie, und das müssen sie können - und können's eben auch.
NaJa, bei den 'kleinen' 9k gehen ggf. auch 50 im 5., aber mache das mal mit den 'grossen' mit dem längeren Getriebe - und dann berichte wieder. :smile:

Kleiner Tip: Die Hütte dreht bei 200 bestenfalls 4,4T, was bei 50 gerade mal 1,1T macht. Und das ist dann zum 'Fahren' doch ein wenig zu wenig.
 
Die 2.3er haben doch alle dasselbe lange Getriebe, oder? Ich meine sobald da ein Turbo werkelt... konnte ja nun über längere Strecke einen 2.3 LPT bewegen und muss sagen:
Auch der konnte das. Zwar kam da nicht viel, aber er beschwerte sich nicht und ließ sich sehr entspannt bewegen.
 
Der lässt sich bei 80 nicht einmal im 5. Gang bewegen?

Natürlich lässt sich ein 9-5 bei 80 im 5. fahren, er beschleunigt dann nur nicht souverän und klingt angestrengt bei Vollgas. Sanftes Beschleunigen kein Thema. Bei Konstantfahrt in der Ebene fahre ich ab 60-70 km/h im 5. Gang. Zum Beschleunigen schalte ich aber herunter.

Nun will ich echt mal 'nen 9-5er für einige Kilometer bewegen und merken, ob man damit warm werden könnte.

Nur zu, ist ein großer, interessanter Kontrast zum 900.
 
So. Nun ist es passiert. Die Chrombrille ist weg. Oder fast. Und das kam so:

Ich brachte das Auto, das bei mir bezeichnenderweise immer nur „der Kombi“ genannt wurde, zur Jahresinspektion in die weltbeste Saab-Werkstatt meines Vertrauens. Bei der Schlüsselübergabe erwähnte ich, dass ich "den Kombi" gerne verkaufen würde. Am Mittag dann der Anruf: Der Nachbar der Werkstatt würde ihn nehmen. Zusätzlicher Pluspunkt: Ihm gehört der Hamburger Club, in dem ich relevante Teile des freudvollen Frühlings meiner Jugend verbracht habe. Noch ein zusätzlicher Pluspunkt: Extrem guter Typ. Und „der Kombi“ passt besser in sein Leben als in meines. Noch nichts Schriftliches, aber per Handschlag besiegelt und gutes Bauchgefühl. Übernächste Woche geht er weg.

Ein schlechtes Gewissen muss ich nicht haben, wenn ich das Auto verkaufe. In den 25.000 Kilometern in meiner Obhut hat er keinerlei Zicken gemacht. Und schön ist er unverändert. Nur eben nicht meiner. Ich entbehre an ihm zu viel, was für mein subjektives Saab-Empfinden wichtig ist. Mein Saab-Seelchen bleibt unberührt. Es ist einfach ein Auto. Und das liegt nicht nur an dem eingestanzten GM-Signet auf dem Wischerblatt.

Und jetzt? Herantasten an die Vorstellung, sich wieder einen Saab zu kaufen, der mehr Saab ist. Gespräch mit meinem Hamburger Meister. 9000 soll es sein. Oder vielleicht doch wieder 9-3I? Aber die richtig guten 9-3I sind mittlerweile alle Cabrios. Und damit wollte ich eigentlich noch bis zur Stirnglatze warten. Kommentar vom Meister: „Ja, die letzte richtig gute Limo, die ich gesehen habe, war Deiner. Perfekt war der, nix dran. So schier, so weiß.“ Also mein erster Impuls: Ich will die alte Hillary wiederhaben. Nachdem ich sie viel zu billig an einen Bekannten verkauft habe, hat der sie später mit Gewinn als Werkstatthure verhökert. Also Anruf in der besagten Werkstatt: Ich will mein Auto zurück, ob da vielleicht was zu machen sei. Ich sei bereit, Lösegeld zu zahlen. Nichts zu machen. Die wissen, was sie an diesem Auto haben. Aushängeschild für die Langzeitqualität von Saab. Der soll noch sehr lange laufen. Wie war das noch gleich? Ich kündigte an, dass es der größte Fehler meines Autolebens wäre, den 9-3 zu verkaufen? Und tat es dann trotzdem. Es war der größte Fehler. Aber hilft nix - und erweitert den Blick für einen Saab-Neuanfang. Es soll so sein.

Es kommen die Erinnerungen an die 9000-Sehnsuchts-Momente. Die erste Fahrt am Steuer von Freund Christophs schwarzem 9000 Aero Automatik und das Kribbeln im Bauch, wenn man das Gaspedal durchtrat. Was für ein Auto! Der 9000 Aero meines Bruders, wie er schwarz und geduckt im frischen Neuschnee stand - und die ganze Saab-verrückte Familie andächtig drum herum. Die Probefahrt aus Jux mit einem silbernen 9000 Anni vor ein paar Monaten und der freudlose Moment, wieder am Steuer des 9-5 zu sitzen.

Entschluss: Keine Kompromisse. Wenn es jetzt kein 9000 wird, dann nie!

Nächster Ansatz: Besuch beim Saab-Händler meines Vertrauens. Ob er nicht was wüsste? Er rattert in Gedanken die Kundenfahrzeuge durch. Die 9000er-Kunden sind schlimmer als alle anderen. Die hocken renitent auf ihrem Kutschbock und steigen nicht ab. Selbst wenn man versucht, sie runter zu zerren. Dann der Griff zum Telefonhörer. „Meister, willst Du nicht Deinen 9000er verkaufen? Nicht? Rück die Karre raus!“ Nichts zu machen. Macht nichts. Bei der Hofbesichtigung stellte sich heraus, es wäre sowieso nicht meiner gewesen.

Nächster Ansatz: Besuch bei einer anderen Hamburger Saab-Werkstatt, bei der ich freiwillig keine Schraube wechseln lassen würde. Nicht, weil sie es nicht könnten. Nur, weil man sich bei der Rechnung so fühlt, als ob man jetzt Mehrheitseigner dieser Firma wäre, die irgendwann mal solarbetriebene Gehhilfen in Trollhättan zusammendübeln will. Aber hülft ja nix. Die deutsche Kundschaft rannte den FSHs eben leider nicht die Bude ein, um den Gegenwert eines gut ausgestatten W124 in eine schwedische Fließhecklimousine zu investieren, die mit dem Fiat Croma verwandt ist. Also kann man keine potenzielle Quelle ungenutzt lassen. Ja, sie haben da einen auf dem Hof. Also beherzt den Schlüssel gegriffen … und innerhalb weniger Minuten verstanden, wie viel man wirklich entbehrt hat.

Ich setze mich in einen völlig verlebten, verdreckten und überteuerten schwarzen Saab 9000 Anniversary. Indiskutables Angebot. Aber gucken kann man ja mal. Die Fahrertür fällt mit dem Geräusch eines Panzerschranks ins Schloss. Der unverwechselbare heisere Klang des Anlassers (ich liebe ihn!) erweckt den alten Saab-Turbomotor zum Leben. Er fällt sofort in den ruhigen Leerlauf und strahlt mit seinem dunklen, diskreten Summen souveräne Potenz aus: „Ich muss nicht beweisen, dass ich mehr kann als ein BMW Reihensechser. Aber wenn ich soll, mach ich’s.“ Der typische Saab-Geruch schmeichelt sich in mein Stammhirn (Zuhause! Mein 9-3 hatte ihn auch noch, beim 9-5 sauge ich nicht mal Spurenelemente auf, wenn ich direkt an der Auslegeware schnüffle), während ich mich in die besten Ledersitze schmiege, die je in ein Auto eingebaut wurden. Na gut, die zweitbesten – so viel Aero-Ehre muss sein. Der Kilometerzähler verrät: 250.000 – gerade erst eingefahren. Mein Blick schweift über das Armaturenbrett – steil wie die Eiger Nordwand. Nichts klappert, nichts knistert. Ich spiele mit dem filigranen Hebel für die elektrischen Außenspiegel (ich liebe ihn!) und streichle versonnen über das Lederlenkrad. Dann stehe ich mit dem Meister hinter dem Auto. Der Auspuff bollert dezent und sonor wie es sich bei einem Saab gehört, die Heckscheinwerfer funkeln blutrot unter der schwarzen Blinkerblende. Ich bewundere wieder mal das Meisterwerk, in den frühen 90er Jahren ein Auto zu zeichnen, das niemals alt aussehen wird, sondern immer nur klassisch, schön und elegant. Kein Auto kann so schwarz sein wie ein schwarzer Saab 9000. Sagte ich damals, als ich Freund Christophs Aero zum ersten Mal sah. Und finde es jetzt wieder. Der Meister sagt: „Tja, damals. Da haben sie in Trollhättan wirklich nochmal alles gegeben.“

Und ich denke: Ich hatte fast vergessen, wie glücklich ein Saab macht.

Also: Geduld. Ich bin bereit für Saab Nr. 3. Er wird schon kommen. Und dann wird er bleiben.
 
Never sell your first SAAB...
 
Never sell your first SAAB...
Doch, geht manchmal schon. Bei mir war es ein 89er 9k 2,0i CC, der an einen Buddelkastenfreund ging und nach ihm dann noch an einen Ex-Kollegen. Sofern man vor dem Verkauf entsprechend nachgerüstet hat, geht das in Ordnung.
 
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