9000 Wagenheberaufnahmen

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Silberpfeil hat gerade mit der Renovierung von seinem Unterboden begonnen und einen Beitrag dazu hier im Projektbereich gestartet. 2014 hatte ich etwas ähnliches bei meinem 9000er gemacht und dabei auch fast alle angeschweißten Teile abgebaut, inklusive aller Wagenheberaufnahmen. Die Entscheidung fiel damals nicht so leicht, weil das Abbauen von angeschweißten Teilen ja nicht so üblich ist und es viel Zeit zum Überlegen kostete wie man es am besten macht. Es war dann doch nicht so schwer alles wieder dran zu bekommen und vor allem war es richtig weil überall Rost dazwischen saß und man es sonst wohl erst gemerkt hätte wenn es durchgerostet ist. Deswegen stelle ich mal meine Erfahrungen mit den vorderen Wagenheberaufnahmen hier ein, falls jemand das gleiche auch bei sich machen will oder muss.

Die vorderen Wagenheberaufnahmen waren der Anlass den Unterboden zu restaurieren. Rost war erkennbar aber es sah eigentlich nicht so schlimm aus.
1.JPG

Zum Anheben kann man die Hebebühne unter den hinteren Verstärkungen vom Hilfsrahmen ansetzen. Dann sind die vorderen Wagenheberaufnahmen gut zugänglich. 2.JPG

Nach dem ersten Kratzen war klar, dass doch ziemlich viel Rost unter dem Unterbodenschutz sitzt. Und vor allem das Rost auch zwischen den angeschweißten Aufnahmen und dem Bodenblech ist. Um da dran zu kommen mussten die Aufnahmen also runter. Zwischen der Erkenntnis (diesem Bild) und dem Abbauen lagen ein paar Wochen des Überlegens wie man das am besten machen kann. 3.JPG

Durch abkratzen des des U-Schutz findet man leicht die Schweißpunkte. Mit einem flach angeschliffenen 10 mm Metallbohrer wurden die Schweißpunkte vorsichtig ausgebohrt, bis zum Erreichen des Bodenblechs. Immer nur kurz bohren und dann wieder nachschauen. Man sieht ganz gut wenn man durch das erste dickere Blech durch ist. 4.JPG

Darunter sah es dann tatsächlich so aus. Viel Karosseriedichtmasse und noch mehr Rost, da wo die beiden Bleche aufeinander lagen. 5.JPG
 
Leider waren unter der einen Aufnahme schon zwei Löcher ins Bodenblech gerostet. Die wurden mit der Feile rechteckig ausgefeilt und dann zwei kleine Bleche passgenau eingeschweißt. Von oben waren die Durchrostungen unter der Antidröhnmatte erst gar nicht zu sehen als der Teppich angehoben wurde. 6.JPG

Die beiden Bleche wurden von unten angepunktet und dann verschliffen. Von der rostigen Fläche wurde alle Dichtmasse und der Rost mit einer Drahtbürste entfernt.7.JPG

Dann wurde gesandstrahlt, mit einer Pistole mit Becher und Strahlmittelrückführung. Ein ganz billiges Ding von i-bäh aber absolut ausreichend. Trotz relativ feinem Asilikos Strahlmittel, blieben feine Rostspuren in den tiefen Rostporen zurück. Als Beschichtung kam also nur etwas in Frage, was man auch auf Restrost auftragen kann. Nach einiger Recherche wurde es dann Brantho Korux 3in1. Das war das einzige, wo Auftrag auf Restrost explizit vorgesehen war. Und es hat eine Zulassung der Deutschen Bahn genau dafür.8.JPG

Ich habe dann drei Schichten aufgetragen, jeweils abwechselnd weiß und Schwarz mit je einer Nacht Trockenzeit dazwischen. Hier ist die erste Schicht zu sehen. Es ist relativ dickflüssig und schön dick auftragbar ohne abzutropfen – auch über Kopf.9.JPG

Auch die Innenseite wurde gestrahlt und dann mit 3 Schichten 3in1 behandelt. Man sieht, dass das 3in1 von der Unterseite auch die Spalten des eingeschweißten Blechs gefüllt hatte und auch beim Strahlen von oben nicht nach unten rausgedrückt wurde.10.JPG
 
Die abmontierten Aufnahmen wurden dann gesandstrahlt und die Löcher zugeschweißt und verschliffen. Zusammen mit etlichen anderen Teilen hatte ich sie dann feuerverzinken lassen. Vor dem Verzinken wurden noch die zwei Löcher zum Anschrauben gebohrt. 11.JPG

Das Anbohren des Bodenblechs hatte ich leider erst gemacht, nachdem schon die neue Beschichtung drauf war. Das zuschweißen der alten Löcher und bohren der neuen in der Aufnahme und im Bodenblech sollte man natürlich vorher machen. Bei mir war also nach dem Bohren noch einmal pinseln angesagt.12.JPG

Ich würde auch drei Schrauben einsetzen wen n ich es noch einmal machen müsste. Probleme hatte ich deswegen aber keine. Die neu verzinkten Aufnahmen hatte ich dann mit reichlich Fett um die Löcher versehen.13.JPG

Auch innen hatte ich Fett auf die Schraubenköpfe und in den Falz zum Schweller aufgetragen und mit Dichtband abgeklebt, damit es nicht mit dem Teppich in Berührung kommt.14.JPG

Von der fertigen Aufnahme vorne gibt es leider kein Bild. Aber die hinteren habe ich einige Wochen später gemacht und das sah dann so aus. Ein paar Sachen sind dabei anders. Aber im Prinzip geht es genauso wie vorne.15.JPG

Mein Fazit: Wenn ich die Wagenheberaufnahmen nicht abgenommen hätte, dann wären mir die Roststellen erst aufgefallen, wenn es schon große Löcher gegeben hätte. Dann ist es wohl zu spät. So kleine Durchrostungen bekommt man relativ gut noch zugeschweißt. Wie gut Brantho Korux 3in1 auf dem Rost in den Poren hält muss man sehen. Ich werde jetzt nach knapp 4 Jahren mal den Unterboden genauer ansehen. Dass die Anschweißteile wie Wagenheberaufnahmen, Auspuffhalter und Bremsschlauchhalter irgendwann rosten wird wohl früher oder später bei jedem 9000 passieren. Es ist viel Arbeit es alles abzunehmen und statt zu schweißen alles anzuschrauben, aber für die Zukunft ist es dann einfach alle 5-10 Jahre mal die Schrauben zu lösen und Fett nachzufüllen. Wobei es so natürlich nicht mehr ganz Original ist.
 
sehr sorgfältig, bin begeistert!
hast du die "nackigen" Schrauben und Muttern von unten auch nochmal irgendwie "geschützt"?
Langzeiterfahrung bitte dann auch hier teilen.
 
Danke für die tolle Anregung und sauber gemacht! :top:
Restrost vor dem Brantho Korrux noch mit Umwandler behandeln war keine Option? Aber auch ich würde da dem BK vertrauen. Und im schlimmsten Falle ist das ja duch die Schraubverbindung jederzeit leicht zu kontrollieren und aufzufrischen. Super!
 
"hast du die "nackigen" Schrauben und Muttern von unten auch nochmal irgendwie "geschützt"?"
Die Schrauben und Muttern sind Edelstahl. Einfache A2-70 Qualität aus dem Baumarkt. Wobei sich da wohl eine verzinkte eingeschlichen hat.

"Restrost vor dem Brantho Korrux noch mit Umwandler behandeln war keine Option?"
Ich hatte mit Fertan und Bob Rostversiegelung an kleinen Stellen keine guten Erfahrungen gemacht. Ist alles nach einiger zeit wieder gerostet unter der Beschichtung. Ist beides aber auch eher ein "Hobbyprodukt". Ein wirklich guter Rostentferner ist HEDP oder auch Etidronsäure. Das ist in Schwimmbadreiniger Metall-Ex drin. Hatte 2014 eine Flasche von Lindblom gekauft. Lindblom gibt es leider nicht mehr. Andere Metall-Ex haben leider auch Chlor drin, was ich daher nicht nehmen würde. Aber reines HEDP 60% verdünnt mit Wasser ist genial. Hatte einige lose Teile damit entrostet und es wird wirklich rostfrei - auch in den Poren. Allerdings gibt es einen grauen Belag den ich noch mal abgestrahlt hatte. Am Unterboden ist das aber unbrauchbar, weil es dünn ist wie Wasser und 1-2 Stunden einwirken muss. Ob das Brantho 3in1 auch den Rost in den Poren aufhält? Ich werde es mir demnächst mal anschauen und ein paar Bilder machen.
 
Mit Bob habe ich Karosseriestellen vor dem Lackaufbau behandelt, wo sich so kleine Spimmen ausgebreitet hatten, und damit gute Erfahrung gemacht. Das war aber noch ein sehr alter Bestand, und wenn man dem Korrosionsschutzdepot trauen darf, dann ist da vor einiger Zeit die Rezeptur geändert worden und damit wohl auch einiges an Wirksamkeit verloren gegangen.
 
Noch ein Hinweis zu HEDP oder Etidronsäure wie es auch genannt wird: Wenn man es bei Eisen / Stahlteilen anwendet, dann enstehen dabei Bläschen am Metall. Ich vermute es ist Wasserstoff. Deshalb würde ich das nicht bei Fahrwerksschrauben machen, weil der Wasserstoff zu sogenannter Wasserstoffversprödung führen kann. Gleiches passiert bei galvanischer Verzinkung. Und deshalb sind wohl die Fahrwerksschrauben beim 9000 auch alle mit Zinklamellen beschichtet (Dacromet laut WHB) und nicht galvanisch verzinkt.
 
Im großen und ganzen eine schöne Anleitung... aber warum ziehst du die Schweißnähte nicht durch wenn du dir schon soviel arbeit machst.
 
Hallo!
Kurze Frage, was hast du denn gemacht um das "eingedrückte" Bodenblech Instandzusetzen?
1-jpg.140696

Links oben Sieht man ja das es Augenscheinlich eingedrückt ist...

Vielen Dank für die Antwort!!!
 
Musst Du von innen dran.

Teppich und Dämmmatte raus.
 
Aber hier scheint es vielleicht nur so, und es handelt sich einfach um den Knick der Seitenlinie, der in Bild 3 und dem 4.letzten aus einer anderen Perspktive dargestellt ist?
 
Hallo!
Kurze Frage, was hast du denn gemacht um das "eingedrückte" Bodenblech Instandzusetzen?
Links oben Sieht man ja das es Augenscheinlich eingedrückt ist...
Vielen Dank für die Antwort!!!

Da ist nichts eingedrückt am Schweller, sieht nur so aus. Der Bereich ist normalerweise von den Schwellerverkleidungen verdeckt - in dem Fall die Aero-Version. Die hatte ich abgenommen für die Aktion.
Und warum die Bleche nur eingepunktet sind? Weils der Freundliche Mitarbeiter aus der Mietwerkstatt gemacht hat. Da will man dann nicht zu viel meckern. Beim nächsten mal würde ich den Spalt komplett mit Schweißpunkten schliessen. Auf keinen Fall eine Nacht durchziehen, dabei wird es zu heiss und es verbrennt zu viel Lack drumherum - und auch die aufgeklebte Dämmmatte im Fußraum müsste man dann wohl großflächiger entfernen. Beim letzten Bild im zweiten post ist alles schon gestrahlt und man sieht nicht mehr wie stark angelaufen das Blech um die Punkte herum schon war.
 
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