Ich und meine Überraschungskatze

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19. Aug. 2011
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SAAB
9-5
Baujahr
1999
Turbo
LPT
Leute - ich muss euch eine Geschichte erzählen. Setzt euch hin, nehmt euch ein Bier. Aber stellt es ein wenig weiter weg, denn ihr könntet es umstoßen wenn ihr das lest. Am besten, ihr setzt euch schon mal in folgender Position hin: der Ellenbogen stützt sich am Tisch ab, die Hand liegt auf der Stirn oder stützt den Kopf. Wie ihr wollt. Dann könnt ihr schon mal beginnen, bedächtig den Kopf zu schütteln, das wird früher oder später sowieso passieren, ihr könnt also auch gleich damit anfangen. Je nach Temperament könnt ihr auch schon einige Ausrufe üben. Sowas wie: "wie kann man nur so blöd sein!" oder "Junge, ist der vielleicht naiv!" oder, um dem ganzen eine religlöse Komponente zu verleihen: "um Him-mels Willen!"

Es begann letzten Oktober, als ich am BMW meiner Frau die Winterreifen aufziehen wollte. Hinten rechts kam ich mit meinem Rangierwagenheber nicht drunter, also half ich mit dem Bordwagenheber nach. Wie ich so kurbelte, knirschte es, und der Gute war wieder in Grundposition. Voller böser Ahnungen nahm ich den Wagenheber wieder weg und sah die Aufnahme am Schweller verbogen. Oberdoppelriesenmist. Der Schweller war definitiv durch. Ein Haufen Geld war ohnehin in die Kiste geflossen, weil die "Kinderkrankheiten" an diesem Auto (E46) listenlang sind. Für mich als Selbstschrauber war klar: das wird nichts mehr - nicht mal mit den gesparten Werkstattkosten würde ich das Teil irgendwann auch nur in die Nähe der Wirtschaftlichkeit bekommen können. Das teilte ich dann auch meiner Frau mit - die war alles andere als begeistert, denn sie mochte den Brocken - klar, ein 320i Coupé ist ein schönes und fahraktives Auto. Außerdem war es das erste, das sie jemals auf sich zugelassen hatte. Logisch, dass sie dran hing. Aber als ich ihr die Rechnung aufmachte und auf gute 3000€ kam, wenn man die Teile bedenkt, die da noch fern als "typische" oder "Kinderkrankheiten" (ZMS, DISA, VANOS) am Horizont dräunten, sah sie auch ein, dass wir die Kiste loswerden mussten. Wir machten das nicht sofort - sie fuhr ihn noch den Winter durch. Als sich dann das Gummiprofil am Türeinstieg fahrerseitig löste (Kinderkrankheit - natürlich), war es vorbei. Ich klebte das Teil wieder hin und fuhr mit dem Teil erst mal zu einer Horde Fähnchenhändler, denn an privat verkaufen wollte ich nicht - mit solchen Rostschäden hätte ich keine ruhige Minute mehr gehabt, egal ob ich es dem Käufer gesagt hätte oder nicht. Die Preise, die die aufriefen, waren ein schlechter Witz im Vergleich zu dem, was wir investiert hatten. Aber gut, ab mit Schaden. Wenn ein neues Auto in besserem Zustand dabei raussprang, dann war mir das recht.
Spaßeshalber waren wir auch bei wirkaufendeinauto und ich werde dort gewiss nicht mehr vorstellig. Unfreundlicher Kerl, der nicht mal auf Fragen Antwort gab und mir sofort erklärte, dass der Motor wahrscheinlich Schrott sei, weil ich ein Öldruckproblem hätte - dabei war das die Ölstandskontrollleuchte, und die war kaputt (Kinder-... ach, ihr wisst schon). Naja. Wir verkauften ihn für 800€ an den Meistbietenden.
Während dieser Episode war ich sporadisch auf der Suche nach einem Nachfolger - ursprünglich wollte ich einen Subaru, denn ich brauche etwas mit Langzeitqualität, da ich etwa 30.000 Kilometer im Jahr fahre, aufs Abendgymnasium gehe und Teilzeitler bin. Meinen üblichen Plan (eine mängelbehaftete, aber grundsätzlich gute Kiste für einen dreistelligen Betrag kaufen, den Kaufpreis nochmal reinstecken und dann an einem zuverlässigen Auto Freude zu haben) konnte ich nicht durchziehen.
Nja - recht schnell fiel Subaru aus dem Raster, denn zum Kaufpreis kommt noch eine LPG-Anlage, da sah ich keine Möglichkeit. Autos mit LPG in diesem Preissegment waren selbst mir schon zu heiß, und bei dem einzigen, der für mich infrage kam (Toyota Corolla) meldete sich der Verkäufer nicht mehr - naja, wer nicht will...
Da ich einen Volvo fahre, hatte ich natürlich schon gute Erfahrungen mit Schweden gemacht - und wie ich mich auch nach V70I und 960ern umschaute, stolperte ich über Saabe, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Gefiel mir - ich bin schon ewig im Forum hier angemeldet, weil ich mir vor gut 10 Jahren beinahe mal einen 900I gekauft hätte. Bei dem waren aber die Antriebswellentunnel nicht mehr so toll, deshalb habe ich es gelassen. Mir fiel das erst wieder ein, als ich mich hier registrieren wollte und ein Account schon existierte.
Die Idee war jedenfalls geboren - ein Saab sollte es werden. Erst ein 900II, dann recht fix ein 9-3. Ich hatte auch Kontakt mit einem sehr netten Forenmitglied, der einen 9000 und einen 900II verkaufte. Leider hat es nicht geklappt.
Nun, sei es drum - auf Mobile hatte ich ein paar 9-3 gefunden, die ich mir anschauen wollte. Einer von denen stand in einer hessischen Großstadt - da ich in der Nähe Familie habe, verbanden wir den Besichtigungstermin mit einem Besuch. In der Anzeige stand "Topzustand". Reicht ja in diesem Preissegment eigentlich schon als absolute Abschreckung, ähnlich wie wenn "Rentnerauto" in der Beschreibung auftaucht. Aber ich bin schmerzfrei.
Wobei - von echten Rentnerautos halte ich Abstand: überall Kratzer und Dellen, die Kupplung runter, der Motor müde, der Innenraum pestet nach Alter und drei-Wetter-Taft. So stark, dass man nicht mal mit Wunderbaum Vanille dagegen ankommt. Aber ich schweife ab - ich schaute mir den Kleinen an. Im Topzustand war eigentlich nur die Handschuhfachverkleidung, die hatte nur kleine Kratzer. Zwei Mängel standen in der Beschreibung, die waren auch da, aber ich war trotzdem gewillt, das zu versuchen. Als ich startete, blieb das SRS-Licht an. Damit war es für mich klar, dieser wird es nicht. Da ich dem Verkäufer hinsichtlich Pflege absolut nicht über den Weg traute, und er mir dann noch eine Räuberpistole über die Airbags erzählte, (ist nur ein Fehler, kann man löschen lassen, kein Problem. Sagt jedenfalls mein absoluter Saab-Spezialist) war es endgültig vorbei. Er wollte ihn nämlich auch nicht zurücksetzen lassen, wenn es doch so einfach war. Airbags seien sowieso Luxus.
Nun gut, ich suchte weiter. Ein 9-3 in München war schon verkauft als ich anrief, aber einer stand noch in Heidelberg bei einem Fähnchenhändler. Den wollte ich mir dann besichtigen. Nach telefonischem Kontakt war klar, dass der Motor Geräusche macht, aber da HD nicht so weit weg ist, fuhr ich trotzdem hin. Auch, weil er meinte, dass er insgesamt drei Saabe hatte. Eines Samstags im August stand ich also auf der Matte und bekam den Schlüssel. Nach Überbrückung war klar, dass auch dieser 9-3 es nicht wird - entweder es war was mit den Pleuellagern oder mit der Kette - keine Chance. Schade, denn die Karosse war echt gut beieinander.
Ich sagte ihm also, dass ich mir die anderen beiden ansehen will - er führte mich zu einem 900II, den ich sofort mitnehmen könnte, bei dem es aber nicht funkte. Wegen zukünftiger Kinder will ich ein Auto mit vier Türen. Außerdem war der Preis recht ambitioniert und einige Details passten mir nicht recht in den Kram. So sagte ich ihm das auch und er meinte: "dann schauen wir uns halt den dritten an. Mit dem ist aber was besonderes - der stammt aus einer Erbmasse und der Brief fehlt. Ich habe ihn nur gekauft, weil der Motor gut läuft und ich diesen in den mit der guten Karosse einbauen wollte. Die Witwe kümmert sich aber um einen neuen Brief, wenn ich ihn verkaufe."
Ich dachte mir so: "WAS? Du Vogel - was willst du mir denn hier für eine Räuberpistole auft... - halt, der lügt nicht." Ich habe recht feine Antennen und bekomme oft mit, wenn mich jemand belügt. Und außerdem war ich ja vorgewarnt - Fähnchenhändler, ihr wisst schon.
Nun ja, wir liefen hin. Ganz hinten stand er. Dunkelblau. Und ich stutzte - das war kein 9-3. Ich lief drum herum, sah die riesige Delle hinten in der rechten Tür und dann die Heckklappe - es war ein 9-5. Den hatte ich mal so gar nicht auf dem Schirm. Ich bat trotzdem um die Schlüssel und ließ mich in den Ledersitz gleiten. Ich sah mich um, und die Entscheidung war gefallen. Der wollte zu mir. Aus-ge-rechnet der. Für mich haben Autos eine Seele. Und manchmal sucht nicht der Käufer sich das Auto aus, sonder sich das Auto den Besitzer. Ich wusste einfach, dass ich den haben wollte. Schon als ich einstieg, fühlte ich mich zuhause. Ich bat um Überbrückung, der Motor sprang sofort und seidenweich an, es gab keine Wolke, er nahm das Gas willig an... dann testete ich die Kupplung, die war in Ordnung - es war vorbei. Endgültig.
Ich wollte nicht, dass er das mitbekam, also spielte ich cool. "Gefällt mir ganz gut, aber die Papiere machen mir Sorgen. Ich will nichts überstürzen und werde erst mal mit meiner Frau darüber reden." - "Kein Problem, die Witwe ist übrigens gerade im Urlaub und kommt in zwei Wochen wieder. Dann kannste auch mit ihr selber reden." Der wusste, welche Knöpfe er drücken musste. Im Handschuhfach habe ich noch etliches zur Historie gefunden, die Story war einigermaßen stringent, auch wenn sich noch Fragen ergaben. Jetzt hieß es cool bleiben. "Ich hau dann mal wieder ab. Melde mich am Montag. Bis denn dann."
So stieg ich in mein Sommerauto (auch ein BMW, aber ein anständiger, ein E30) und fuhr nach Hause. Nachdenklich. "wenn ich die Kiste kaufe, hole ich mir so eine dermaßene Überraschungskiste ins Haus - 245.000 auf der Uhr und ich hab' nicht mal 'ne Probefahrt gemacht, das ist eine Katze im Sack par excellence. Das kann ich doch nicht... - Verflucht, jetzt hat die Kiste sogar schon einen Spitznamen! Überraschungskatze - musste das denn sein?!"
Es musste.
Meine Frau traf ich am Abend und ich erzählte ihr, was ich so vorgefunden hatte. Erst vom 9-3, dann vom 900 und schlußendlich vom 9-5. Da ich die Gelegenheit für einen Spannungsbogen hatte, erzählte ich ihr erst ganz nüchtern vom Auto und den Begleitumständen, dann gestand ich, dass ich mich verliebt hatte.
 
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Bitte hochscrollen. Ich musste den Beitrag spalten.



Ihre erste (und ganz natürliche) Reaktion: mir den Vogel zu zeigen. "Bist du ein Schnitzel? Von beiden Seiten bekloppt? Du kannst doch nicht ernsthaft darüber nachdenken, dir so eine Kiste zu holen! Was da alles schief gehen kann, und am Ende stehst du dann mit einem Bügel da, den du vielleicht nie fahren kannst - schlimmer noch, du findest dich vor Gericht wieder, weil du Hehlerware gekauft hast! Jeder Richter verknackt dich doch ohne Bewährung und gibt noch Extra was drauf, wegen galoppierender Dummheit!"

Ich konnte ihren Worten entnehmen, dass sie skeptisch war.

"Wenn das passiert, dann hab' ich's verdient. Aber ich sage dir was: in vielleicht einem oder anderthalb Monaten ist alles über die Bühne. Wetten."

Am folgenden Montag rief ich den Händler an - irgendwie bin ich übers Wochenende doch wieder annähernd zur Vernunft gekommen und sagte ihm, dass ich ihn nehme, nur noch warten wollte, bis die Witwe aus dem Urlaub zurückgekommen ist. Er meinte: "ich brauche den Platz, mir wäre es recht, wenn du ihn sobald als möglich mitnimmst. Kriegst auch meine Händlerkennzeichen. Kannst ihn jederzeit zurückgeben, sollte was schief laufen, aber ich bin mir zu 99% sicher, dass alles glatt läuft."
Ich so: "Boah - komm. - ja, ich komme nächsten Freitag mit meiner Frau und hole ihn." Fix mit einem Kollegen, bei dem ich noch etwas gut hatte, die Schicht getauscht und alles war vorbereitet.
Und so geschah es tatsächlich - ich fuhr mit meiner Frau, die die ganze Fahrt über den Kopf schüttelte, nach Heidelberg, warf die Kohle auf den Tisch (900 - immerhin noch ein dreistelliger Betrag. Und marktüblich hier in Baden-Württemberg für ein größeres Auto mit TÜV. Hatte übrigens einen Zusatz geschrieben, dass ich das Auto bei voller Kostenerstattung zurückgeben kann, sollte die Aufbietung fehlschlagen.) ließ Händlerkennzeichen und meine mitgebrachte Batterie installieren und fuhr zur Tanke. Ich ließ einen Zwanni reinlaufen (hey - vielleicht muss ich ihn ja doch zurückgeben), füllte ein bisschen Öl und Reifenluftdruck auf, dann ging es auf die Autobahn. Als meine Frau das Auto zum ersten mal gesehen hat, war ihr Skeptizismus nicht mehr ganz so stark. Sie mochte die Überraschungskatze. Ich stellte mich dem Auto vor, erzählte ihm wer ich bin, was es erwartet und so fuhren wir vier (Frau, ich, Volvo und die Katze) die 75 Kilometer nach Hause. Ohne Probleme. Das ganze Auto stellte sich als gesund heraus, das Fahrwerk war okay und die Bremsen waren neu. Wunderbar.
Zuhause angekommen wollte meine Frau zur Tür rein, um den Herd anzuschalten, denn es sollte Pizza geben, als ich sie zurückhielt. "wir haben die Händlerkennzeichen, komm, dreh' ne Runde um den Kirchturm."
Wir sind wirklich nicht weit gefahren, vielleicht fünf Kilometer. ( "Der hat Nebler?" - jepp, sogar Tempomat." - "Du Arsch!") Aber als sie ausstieg sagte sie: "Ich hoffe nicht, dass wir die Katze wieder abgeben müssen. Ich würde sie gerne jetzt schon mögen, aber ohne Papiere keine Liebe."

In den folgenden Wochen fing ich behutsam an, ein paar Kleinigkeiten, die auf meiner Liste standen, zu beseitigen. Hauptsache, es kostet nichts und wertet nicht übermäßig auf. ("Mir reicht's. Ich saug' jetzt die Katze" - "Damit der Händler ein sauberes Auto zum zweiten mal verkaufen kann, ich versteh' schon. Die Scheiben bleiben gefälligst genau so dreckig wie sie sind.")

Nun, während dieser Wochen stand mich mit der Witwe in losem Kontakt. Eines Tages, ich war gerade auf Arbeit, bekam ich eine SMS - erst wollte ich sie wegdrücken, weil ich das angehängte Foto für Spam hielt, aber dazu musste ich ja die Message öffnen - das Foto war von einem Fahrzeugbrief. Die Witwe fragte, ob das vielleicht der Fragliche sein könnte. Genauerer Blick - er war es. Ich bin bald umgefallen vor Freude.

Sie versprach mir, dass sie ihn sobald wie möglich zuschickt. Gestern lag er im Briefkasten. Jetzt fehlen nur noch Schein und TÜV-Bericht, (habe ich beim Händler gelassen, braucht man ja zum aufbieten), dann kann ich ihn zulassen. Mit viel Glück passiert das am Donnerstag. Und während ich hier jetzt die ganze Zeit geschrieben habe, warte ich auf DPD. Der hat nämlich Teile von Skandix für mich. Für die ganz große Inspektion. Ölwanne reinigen, neueste PCV und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Wenn alles glatt läuft, mache ich das alles nächsten Samstag.

Für alle, die es bis hierhin geschafft haben: vielen Dank. Und haltet mich nicht für blöd. Eigentlich bin ich sogar ein kleiner Schlaukopf. Aber manchmal kommt das Schicksal um die Ecke und der Kidd'l isch g'flickt, wie man hier sagt.
 
Super geschrieben und besten Dank dafür! :top:
Und euch eine gute Zeit mit der Überraschungskatze.
 
:top: Schöne Geschichte ... viele Spaß mit dem Neuerwerb.. und schau mal mal unter Stammtische... vielleicht findet Ihr ja mal den Weg an den ein oder anderen..
Gruß :hello:
 
......... Der wollte zu mir. Aus-ge-rechnet der. Für mich haben Autos eine Seele. Und manchmal sucht nicht der Käufer sich das Auto aus, sonder sich das Auto den Besitzer. ..........

:top: ....schön das ihr euch gefunden habt!! Viel Spaß beim Fliegen und immer genügend Asphalt unterm Profil
 
Tja, man erlebt es immer wieder, dass Saabs zufällig in die Familie kommen - oder sie sich aussuchen, wie Katzen halt.

Viel Freude also miteinander!

Gruß,
patapaya
 
Hat schon jemand nach Fotos gefragt? Also von Auto, wir sind ja in einem Auto-Forum ... :rolleyes:
Achja: allzeit gute Fahrt!
 
Ich ersuche hiermit höflich darum, diese Formulierung/Fazit zukünftig entsprechend verwenden zu dürfen.:ciao:
You made my day!:top:

Sei dir erteilt. :-D

Fotos? Von einem Stino-9-5? Na, meinethalben. Leider nur per Hoster, denn die Maximalgröße hier im Forum ist zu wenig. Sorry für die Werbung.
So erblickte ich ihn als erstes:


Das war nach der Überführung. Den ganzen Tag hat es geschüttet wie aus Eimern. Im Hintergrund steht mein BMW, in der Garage steht mein Trabant. Wer ein scharfes Auge hat: ja, das ist der Fallout-Boy auf dem Vaulvo. Ich habe ihn beklebt. Ist jetzt das Vault-Tec Maintenance-Vehicle.


Den Sitzen geht es mittlerweile durch Lederpflege deutlich besser.
 
:ciao:
Tolle Story, Danke.
Welcher Triebsatz ist denn verbaut? 2,3t?
 
Na, sag' ich doch immer: Nur wer wagt, der auch gewinnt! :top::top::top:
 
Lustige Geschichte, sehr schön geschrieben.

Viel Spaß und gute Fahrt mit dem Wagen!
 
Sehr schön, danke. Und viel Spaß mit der Katze.
 
Wahre Liebe ist durch nichts zu ersetzen :tongue:

Allzeit gute Fahrt und viel Spass hier im Forum
 
Gestern habe ich die Katz' markiert. Die erste Stunde deutsch geschwänzt und ab zur Zulassungsstelle, die nur Mittwochs länger offen hat. (übrigens: ziemlich nett, Schwänzen mit Ansage. Das wäre in der Regelschule sicher böse ins Auge gegangen. Aber auf dem Abendgymnasium sieht die Welt ganz anders aus. "Morgen wird's wohl später, so etwa um sechs, wenn ich Pech habe..:" Meine Deutschlehrerin, ganz lapidar: "Okay. Sie werden Ihren Grund haben.")

Ein Glück, ich kam grad zur rechten Zeit, denn nachdem ich meine Karte gezogen habe, kam ein ganzer Schwung Leute rein - ich bin dann erst mal eine rauchen gegangen und habe mich in den neiderfüllten Blicken gesonnt. Insgesamt habe ich etwa eine halbe Stunde die Damen belästigt, dann hatte ich alles. Ich verpasste nur die erste Stunde deutsch, die zweite konnte ich dann miterleben.
Nachdem ich dann meiner Englischlehrerin mit meiner erlesenen Akzentemischung auf die Nerven gefallen bin und meinem neuen Physiklehrer das Weltbild zerstört hatte, bin ich nach Hause gefahren und habe sofort die Kennzeichen montiert - stehen ihr.
Ich wollte eigentlich meine Frau ärgern und ihr eine SMS schreiben, dass ich gerade festgenommen wurde, aber ich habe es dann doch bei einem "Sind die Bullen schon da gewesen?" beim reinkommen belassen. Die SMS wäre wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen. Bin zwar ein Schelm, aber es gibt Grenzen.

Willensstark, wie ich nun einmal bin, wollte ich erst morgen eine Proberunde drehen. Am Samstag mache ich dann die ganz große Inspektion, mit neuer PCV, Ölwanne säubern und so weiter, aber nachdem meine Frau mich dazu zwang ("dann kannste ja morgen die Katze Gassi führen" - "okay, überzeugt!") bin ich heute schon damit auf Arbeit gefahren. Es ist eine Umstellung, in den letzten Wochen bin ich beinahe ausschließlich meinen BMW gefahren (klein, hart, laut) und muss mich jetzt erst mal mit dem "Schaukelschiff-Fahrwerk" anfreunden. Aber gerade ärgere ich mich ein wenig, weil ich jetzt nicht damit nach Heilbronx fahren kann - aber mit unbekanntem Ölrohr, altem Öl und Kat unter der Wanne will ich mich jetzt nicht in den Stau stellen.

So, ich muss - französisch ruft. Schönen Tag euch noch. :-)

P.S.: Maschine ist übrigens ein 2.0. Reicht für mich.
 
Ja, den 2,0er bekommt man auch dahin, dass er wirklich ausreichend zieht. :rolleyes:

Mache mal langsam und vorsichtig weiter. Das wird schon. :top:
 
Ich les' interessiert mit, und: die interessierten Exemplare finden schon auch noch ihren Ort. Es passt schon alles so, wie's ist :hello:
 
So - jetzt habe ich etwas Muße. Endlich mal ausschlafen. Und Thrash Metal hören, während ich schreibe/mich kreativ entmülle. I'm a simple man. :D

Die Katz hat sich mittlerweile gut eingelebt. Ich habe schon 1500 Kilometer aufgespult - völlig problemlos. Und mit jedem Tag mag ich das Kätzchen ein bisschen mehr. Ölwanne und PCV sind gemacht, morgen kommt eine Gasanlage rein. Laut Aussage des Werkstattmeisters wird das die letzte in einem 9-5 in Deutschland. Ich muss mich noch um ein paar Kleinigkeiten kümmern und das Radio nervt mich schön langsam, aber kommt Zeit, kommt Rat.
Da ich ein Autonarr bin, habe ich bis jetzt schon einige Marken gefahren und immer wieder traf ich auf Leute, die ihre Marke/ihr Modell als Gottes Geschenk an die Menschheit betrachteten. Ich habe die Sache immer mit Abstand betrachtet, denn bis jetzt gab es immer irgendwas.
Diesmal ist es anders.
Ich glaube, ich habe mein Auto gefunden. Das fiel mir jüngst auf - einer meiner Klassenkameraden mag seine Subarus mit fast religiösem (oder Golf II-haftem) Eifer. Und da er eine Koryphäe auf dem Gebiet des Automobils ist, musste er mir auch (mal wieder) erzählen, dass sein Subaru der Weisheit letzter Knall ist. Ich ließ ihn kurz labern, stieg beinahe in einen Grabenkampf ein (Zündkerzenwechsel am Boxer ist die Pest), ließ es aber und sagte zu ihm: "Junge - ich fahr nen Saab."
Ich würde jetzt gern schreiben, dass er nun den Wink verstanden hat und still war, aber das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Ich lief einfach kopfschüttelnd weg, als er mir meine Unterlegenheit vor Augen führen wollte, da meine Kiste (die ich eh nur noch maximal 200 Meter fahren kann, weil es ja keine Ersatzteile mehr gibt, da der Hersteller pleite ist) nur zwei angetriebene Räder hat, während es bei ihm mindestens 32 (mit hoher Dunkelziffer) sind.
War mir egal.
Auch mein Fahrstil hat sich verändert - ich bin immer noch zügig unterwegs, aber deutlich souveräner. Woher das kommt, weiß ich nicht, aber ich fühle mich wohl. Das schlägt sich auch im Spritverbrauch nieder: ich liege im Schnitt gerade bei 9,2 Litern und werde den auch vielleicht noch etwas drücken können. Mein Spitzenwert war jedenfalls schon 8,6.
Gewiß, in dem ganzen Ding steckt auch ein Haufen Psychologie: nach der emotional aufgeladenen Vorgeschichte ist das kaum anders möglich - dass ich auch noch ein kerngesundes Auto erwischt habe, tut sein Übriges (Danke an dieser Stelle an J., den verstorbenen Vorbesitzer. Nett von dir, auf dein Auto aufzupassen). Aber da ist noch mehr - Saab war ja schon immer für Individualisten und ich bin einer. Die Ironie, dass ich jetzt doch wieder in eine Schublade passe, goutiere ich gerne mal.
Außerdem hat es auch mit der Szene, so wie ich sie jetzt kennenlernte zu tun - ich bin hier angemeldet und auf Facebook in zwei Saab-Gruppen und überall ist der Proll- und Schrottvogelfaktor erfreulich niedrig. Das sieht z.B. in BMW-Gruppen doch deutlich anders aus.

Manchmal kommen Leute zu mir, die von mir wissen wollen, was sie sich für ein Auto kaufen sollen. Früher hatte ich da eine Liste mit Modellen, die man sich anschauen kann. Die habe ich dann runtergerasselt und dann haben sie doch einen Golf oder A4 oder (ganz selten) einen Astra gekauft. Würde mich jetzt einer fragen und ich hätte Lust darauf, auch nur einen Funken Hirnschmalz aufzuwenden, wäre Saab aber nicht dabei. Paradox, nicht wahr? Aber so ist das. Aus meinem kleinen Mikrokosmos heraus beurteilt, kommt man entweder zu Saab oder eben nicht. Die meisten Leute, die ich so kenne, finden die Katze zwar toll, aber kämen letzten Endes nicht damit zurande, glaube ich. Ich kann es nicht in Worte fassen, aber ich vermute, dass man so ein Auto nicht nur als Transportmittel begreifen kann, sondern Verantwortung übernehmen und Herzblut reinstecken muss, um wirklich damit glücklich zu werden. Bei mir ist das glücklicherweise vorhanden.
Außerdem braucht man, um einen Saab zu reparieren, anscheinend sehr gute Englischkenntnisse - ist mir jedenfalls aufgefallen. Das WIS kann man zwar auch auf deutsch stellen, aber es sind wohl nicht allzu viele Saab im deutschsprachigem Raum unterwegs - in GB und den USA sieht die Welt anscheinend deutlich anders aus. Da auch die Schweden meist gut englisch sprechen, ist das die Sprache der Wahl. Und hier bin ich froh über click& clack, the tappet brothers , die mich in automotive englisch fit gemacht haben. Ich habe etwa 400 Podcasts à la 50 Minuten von denen - und um die 200 schon gehört. Ein rasselndes Hitzeschutzblech kann ich mittlerweile schon aus drei Kilometern Entfernung diagnostizieren. Und ob der Fahrer cream rinse verwendet - aber genug der Insider, was ich vorher schon halb wusste, wird langsam zur Gewissheit, die Kleine bleibt lange bei mir. Ich habe zwar nicht mehr viel Hoffnung, aber vielleicht kann ich sie dieses Jahr noch sandern. Was ich auf jeden Fall noch machen muss, ist das Bypassventil und in dem Zuge auch die Vakuumschläuche (werden grün) und das Thermostat. Wenn ich eh schon in der Nähe bin...
Als Fernziel will ich die Türen der Beifahrerseite wechseln (Irgendjemand hat sich mit einem Poller angelegt) und dann überlege ich mir, ihr die Krallen zu schärfen. Vielleicht mit einer Noob stage I oder mit Hirsch. Aber ich will den Motor nicht hinrichten - hat schließlich schon 246.500 runter. Und das ist auch eher die Kür, mit der Leistung bin ich (noch) zufrieden und ob das mit LPG so einfach umsetzbar ist, ist halt auch noch die Frage.
Ich halte euch auf dem Laufenden - sofern ihr wollt. :-)
 
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