Erfahrungen Kauf/Verkauf von älteren Saab (900 /9000) bzw. Teilen

turbo9000

Die dunkle Seite des Forums
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SAAB
9000 II
Baujahr
1992
Turbo
FPT
So,

aus gegebenem Anlass mache ich mal hier diese Thema auf, damit das aus anderen Bereichen raus gehalten werden kann.

Hier können Erfahrungen, die beim Verkauf von 900 / 9000 (auch andere) gemacht worden sind preis gegeben werden. Auch ausführlicherer Diskussionen über die Realität mancher Preisvorstellungen (im Gegensatz zu eigenen Erfahrungen) können hier gegeben werden.
 
So ich eröffne mal:
Da wird nicht viel passieren. Wenn man ernsthaft was verkaufen will, muss man sich schon die Mühe machen, das "Produkt" genau zu beschreiben und zu fotografieren.

=> Bitte ggfs. verschieben !
:laugh:
Genau das habe ich schon über 1 Jahr hinter mir, beim Verkauf meines 900 Turbo S CC (Italiener). Selbst mehrfache Bilder die gut den Zustand zeigten, konnten niemanden dazu bewegen den zu kaufen.
Ich hatte sogar die passenden Ersatzteile (Regulierungsmotoren für SW) dabei, um den wieder über die HU zu bringen....
Schlussendlich hat ein junger Fan alter Autos, zusammen mit einem Oldtimerschrauber, den mir abgekauft.
Alle Vorgänger von Interessenten, verhielten sich wie manche der User hier schon im Forum geschrieben haben.
Außerdem: Saabs und Saab-Teile sind keine "Schnelldreher". Wenn man jede Woche 15 Artikel verkaufen will, dann macht man besser auf Mercedes, BMW oder VW.

Darf ich nochmals lachen? Wenn ich andere Marken sehe, bei denen auch Oldtimer/Youngtimer existieren, werden zwar manche Ersatzteile händeringend gesucht...
Aber es gibt sie (im Gegensatz zu Saab) über bestimmte "Netze" innerhalb einer Fangemeinde. Zwar manchmal etwas teuer, aber sie sind vorhanden.
Jetzt habe ich noch Ersatzteile für einen 900er, die so nicht oder schwer beschaffbar sind. Ich will sie nicht teuer verkaufen, aber auch nicht zum Schleuderpreis.
Im Gegensatz zu anderen Marken, versuche ich diese schon seit über 6 Monaten zu verkaufen. Die nehmen mir Platz in der Garage weg und einige dürften nach langer Lagerung nicht mehr (richtig) funktionieren.
 
Die Problematik Deines Verkaufs hatten wir schon erörtert.
Das Hauptproblem sah ich im Text Deiner Anzeige und auch ein wenig in den Bildern des Wagens.
 
...Jetzt habe ich noch Ersatzteile für einen 900er, die so nicht oder schwer beschaffbar sind. Ich will sie nicht teuer verkaufen, aber auch nicht zum Schleuderpreis...
Das ist eben das Problem. Mehrfach genau die Erfahrung gemacht.

Eine 900er Motorhaube (ja, wirklich rostfrei) ist damals hier von mir bis 50 € runter gegangen. Nachdem dann nur do Scherzanfragen kamen, ob ich auch garantieren könnte, dass die Haube wirklich komplett Dellenfrei (also nicht die kleinste Delle) hat etc... habe ich die damals auf den Schrott geworfen.

Da wollen die Leute für 50 € auch noch eine Garantie, dass der Lackierer nur einemal mit Feinschmirgel anschleifen muss und direkt lackieren kann. Denn die 50 €, die der sich für das Ausbessern einer evtl. Delle nimmt, sind zuviel.

Das Beste ist, dass danach, wenn ich diese Geschichte erzähle immer ganz viele Leute sagen "ahh, habe ich nicht gesehen, hätte ich das gewusst......."
 
Youngtimerkäufe sind oft Impulskäufe. Man möchte sich einen Jugendtraum erfüllen oder zurückholen, viele verbindet eine Emotion oder ein Erlebnis mit dem Auto. Natürlich gibt es auch einige, die einfach Hipstercoolness verströmen wollen. In jedem Fall ist es so, daß das Image gewichtiger sein kann als der Zustand. Das nicht ohne Grund immer wieder als Forumsgolf apostrophierte schwarze 900er-Turbo-Coupé ist eben die Quintessenz der Marke, zumindest für den zeitgeistigen Käufer (nicht zuletzt auch genährt durch öffentliche Wahrnehmung und Presse). Auf dem Titel vieler Saab-Publikationen findet sich genau dieses Auto. Dieses Fahrzeug ist daher auch für einen größeren Interessentenkreis zugänglich.

Die lange Einleitung führt jetzt endlich zur Problematik: Sobald man etwas davon abweichendes verkaufen möchte, engt sich der Kreis der potentiellen Käufer - ja, Interessenten - schon signifikant ein. Wenn es jetzt noch ein evtl. nicht einmal fahrbereites Fragment einer weniger populären Karosserievariante in einer dezentralen Gegend ist, dann ist Frust vorprogrammiert. Ich bin ein großer Freund skurriler Mobile, der goldene Sedan sollte mich von jeder Forumsgolfaffinität exkulpieren. Allerdings habe ich auch keinen Bock, mir (noch :biggrin: ) eine Wundertüte mit Restaurierungsbedarf unbekannten Ausmaßes auf den Hof zu stellen (was ich ohne Trailer ja nicht mal kann). Und das ist eben der Punkt: Die meisten wollen das nicht. Die wollen das Auto sehen, fühlen, riechen, eine Runde um den Block juckeln und, wenn der Funke überspringt, mit nach Hause nehmen. Die Enthusiasten, die in einer Ruine das spätere Goldstück erkennen können, sind selten. Zumal man dazu nicht nur Enthusiast, sondern auch mindestens Kenner/Könner und Selbstschrauber sein sollte. Ansonsten muß das Geld schon sehr locker sitzen, um in einen Wagen ein Mehrfaches des Marktwertes just for shits and giggles, wie der Däne sagt, zu versenken.

Massenkompatible Youngtimer werden auch tatsächlich zu marktwertgerechten Preisen an Liebhaber verkauft. Restaurationsobjekte sind eine Sache für sich. Inzwischen werden VW-T1-Fragmente aus Baggerseen gezogen und teurer verkauft als restaurierte 900er. Der blaue Turbo aus den Kleinanzeigen z. B. ist ein affengeiles Auto. Im aktuellen Zustand ist die Zielgruppe aber einfach nicht existent. Den müßte man mit Herzblut restaurieren, kriegt aber das Geld dann nicht wieder.
 
Die Problematik Deines Verkaufs hatten wir schon erörtert.
Das Hauptproblem sah ich im Text Deiner Anzeige und auch ein wenig in den Bildern des Wagens.
Klaus, die Anzeige hatte ich mehrfach innerhalb eines Jahres! geändert und neu eingestellt.
Bilder die nicht in der Anzeige erschienen sind (aus welchen Gründen auch immer; das mit den Bildern auf manchen Plattformen, ist auch ein häufiges Problem m.M. nach), lieferte ich auf Nachfrage per Mail nach.
Trotzdem keine Antwort, noch nicht einmal eine negative und gar warum der Kauf nicht zustande kam (dann könnte man das noch ändern z.B. fehlende neue HU)....
Aber nix davon...:frown:
 
Tipp für Privat-Autoverkäufer: Inserat bei eBay-Kleinanzeigen. Kann man 12 (oder waren es 20 ?!?) Bilder hochladen, das Inserat erscheint auch bei Mobile.
 
Das ist eben das Problem. Mehrfach genau die Erfahrung gemacht.
und

Das Beste ist, dass danach, wenn ich diese Geschichte erzähle immer ganz viele Leute sagen "ahh, habe ich nicht gesehen, hätte ich das gewusst......."
betrifft zum Teil auch meine Esatzteile.
Nur mal das Beispiel Gepäckträger: Ich habe davon 4 Stk. (also die Träger für das Dach mit Regenrinne, von Thule), wovon zwar einer nicht mehr zu gebrauchen ist.
Aber alle passen nicht nur auf den Saab 900 CC bis Modelljahr 1993, sondern auch auf bestimmte Modelle von Volvo (z.B. dem 740/760, 940/960 Kombi oder Limo),
da Thule als Hersteller diese Träger für beide Hersteller in den Modelljahren hergestellt hatte.
Diese sind so nicht mehr zu bekommen.
Ebenso habe ich Teile dabei, die m.W. auch in die letzte Modellreihe der 99er passen, obwohl diese Teile später auch im 900er verwendet wurden.

Mal davon abgesehen: Es gibt (gab) viele Teile, die im 900er verbaut wurden, die auch im 9000er der ersten Jahre noch verbaut wurden und umgekehrt auch möglich sind (Sitze)....
 
Tipp für Privat-Autoverkäufer: Inserat bei eBay-Kleinanzeigen. Kann man 12 (oder waren es 20 ?!?) Bilder hochladen, das Inserat erscheint auch bei Mobile.
Hardy, da war meine Anzeige auch drin (mobile.de und damit in Ebäääh). E
Es geht dabei eher darum, dass die Grösse der Bilder nicht ausreicht, um Käufer hinreichend davon zu überzeugen,
dass das zu verkaufende Objekt sauber ist, gepflegt wurde, kaum Rost aufweist, keine grossen Beulen oder Dellen aufweist usw. usw.....
Ohne Besichtigung wohlgemerkt...
Damit kommen wir zum nächsten Problem beim Kauf eines PKW oder auch nur Teilen davon:
Der grosse Anfahrtsweg, ist für viele auch ein Hindernis (trotz schneller Verkehrsmittel ect.) um zumindest das Objekt der Begierde in Augenschein zu nehmen.
Wenn ich von einem Ende der Republik an das andere fahren muss, nur um zu sehen, dass nicht alles was der Verkäufer in seiner Anzeige geschrieben hat auch stimmt
und dafür 500 Km und mehr gefahren bin, 1 Frühstück und 1 Mittagessen draufgehen, bis ich wieder Zuhause bin.
Dann sollte es nicht verwunderlich sein, dass solche Interessenten nach der 2ten Fahrt,
davon Abstand nehmen und lieber auf ein "Schnäppchen" aus der Nähe hoffen und wenn das erst in 1-2 Jahren auftaucht....
 
Das ist nunmal leider Realität.

Es wird viel (von den Verkäufern) gelogen. Ich bin schon oft Autos (900er und 9000er) besichtigen gegangen. In der Beschreibung und von den Bildern standen die richtig gut da.

Bei manchen bin ich - das Auto nur von aussen gesehen - direkt wieder gefahren. Das war die reinste Frechheit. Da hat das Auto nicht im Geringsten den Bildern entsprochen. Direkt sichtbare Schäden, die auf den Bildern nicht da waren (Bilder waren wohl ein paar Jahre älter)....

Aber das alleine ist nicht der Grund, warum kaum noch Geld geboten wird. Die Leute wollen einfach ein "perfektes" Auto für wenig Geld. Und die, die heulen, wenn mal wieder einer geschlachtet wird sind selten diejenigen, die den kaufen würden und wieder auf die Straße bringen.

Wie gesagt, meine letzten Versuche hier (im Forum - da wo die Leute immer rumposaunen, dass man die Autos erhalten sollte und die natürlich auch Geld wert sind...) waren mehr als ernüchternd.

900 turbo 8V von 85 mit sehr wenig Rost (eigentlich kaum Rost). 500 € wollte niemand haben. Also wurde er geschlachtet.

9000 CC turbo 16V 170 tkm. Auch diesen wollte niemand haben.

9000 Griffin mit neuem Austauschmotor. Lack war nicht mehr der Beste, aber technisch 1A. 1000 € und keiner hat sich interessiert. Dafür Angebote für 600 € und noch 3 Monate auf meine Versicherung fahren (klar...).

Alle wurden geschlachtet und so wird es weiter gehen.....denn die traurige Realität: Es gibt mehr Geld, wenn die Karren geschlachtet werden (Beim 9000 CC z.B. hatte ich eine fast neuwertige Zündkassette, el. Ledersitze neue Bremsen rundum etc.....)
 
Tja, so ist das halt. Der Trend zum Viert-Saab ist halt nicht so weit verbreitet. Und dann gibt's auch noch Konkurrenz: Andere Marken haben auch schöne Modelle ... Übrigens, diese Klagen gibt es z.B. bei den Alfisti auch: für 164er und 155er will auch keiner ernsthaft Geld bezahlen, dabei hat es da auch schöne und technisch interessante Ausführungen, V6, Allrad ...
 
Das Angebot ist halt weit höher als die Nachfrage. Dies regelt den Preis dann ganz klar ab.
Und warum sollte jemand eine halbgare Kiste nehmen, wenn es für ein paar Euronen mehr einen gut gepflegten Vollausstatter, oder gar eine Gasanlage mit dazu, gibt?
Normalerweise standen sich Voyager in den Portalen vor Jahren auch die Reifen platt. Meinen 'vollen' mit LPG hätte ich am ersten Tag dreimal verkaufen können - preislich gut zwei Scheine über ansonsten in Alter und LL vergleichbaren 'Einsteigermodellen'.

Es sind und kommen deutlich mehr durchschnittliche SAABs auf den Markt, als nachgefragt werden. Und wenn die Leute halbwegs bei Sinnen sind, finden nur die besten davon einen Käufer - nicht die billigsten!
 
Warum auf 900 u 9000 beschränkt.
Reicht nicht eine Jammerecke für Alle (Modelle) ?
Letztendlich ist das, was ich bis Dato hier lesen durfte, genau Das was hier(Forum) geschürt wird!

Es gibt immer einen der es billiger u besser bekommen hat, Spitzenreiter sind die, welche mit UK verlinken u letztendlich an deren Gewähr od Mentalität scheitern.
Ganze Autos, sind meist schon nach dem ersten Bild kaputt geredet, Besichtigt hat kaum einer.

Besonders schlimm sind Freizeithobbybegutachter, sie rauben einem mit Ihrem Halbwissen nicht nur den Nerv, sondern auch die wertvolle Zeit und den Sprit!

Ironie an!:...Wo also liegt das Problem 20 Bilder für eine Schraube zu machen, wenn diese letztendlich den Wert, dessen übersteigt. indem sie verbaut werden soll !
 
Und warum sollte jemand eine halbgare Kiste nehmen, wenn es für ein paar Euronen mehr einen gut gepflegten Vollausstatter, oder gar eine Gasanlage mit dazu, gibt?
Das ist sicher ein wichtiger Punkt, den ich mit dem VW-T1-Fragment oben auch ansprechen wollte. Der Preisunterschied zwischen einem "rundum-sorglos"-Wagen (wenn es sowas überhaupt gibt) mit H-Kennzeichen und einem Haufen Schrott ist einfach zu gering. Selbst ein richtig guter (900) Turbo kostet eben nur vierstellig. Das zahlt ein M100-Fahrer für seine Einspritzpumpe. ;-)
 
Tja, so ist das halt. Der Trend zum Viert-Saab ist halt nicht so weit verbreitet. Und dann gibt's auch noch Konkurrenz: Andere Marken haben auch schöne Modelle ... Übrigens, diese Klagen gibt es z.B. bei den Alfisti auch: für 164er und 155er will auch keiner ernsthaft Geld bezahlen, dabei hat es da auch schöne und technisch interessante Ausführungen, V6, Allrad ...
Das ist sicher ein wichtiger Punkt, den ich mit dem VW-T1-Fragment oben auch ansprechen wollte. Der Preisunterschied zwischen einem "rundum-sorglos"-Wagen (wenn es sowas überhaupt gibt) mit H-Kennzeichen und einem Haufen Schrott ist einfach zu gering. Selbst ein richtig guter (900) Turbo kostet eben nur vierstellig. Das zahlt ein M100-Fahrer für seine Einspritzpumpe. ;-)

Genau das ist der Punkt.

Daher werden die Kisten dann auch oft geschlachtet. Und zwar nicht nur welche im "Haufen Schrott" Zustand. Zurecht. Ich denke der Peisunterschied zwischen Haufen Schrott und "nicht pefekt" ist hier das größere Problem. Der ist zu klein....
 
Das Angebot ist halt weit höher als die Nachfrage. Dies regelt den Preis dann ganz klar ab.

Jein. Wie viele GUTE Steilschnauzer gibt es denn auf dem Markt? Das werden in Deutschland jährlich vielleicht fünf Autos sein. Wieviele ernsthafte Interessenten für Nichtforumsgölfe gibt es? Ich denke schon, daß es auch mindestens fünf sein werden, vielleicht sogar drei mehr.
Das Problem ist nicht, daß Angebot und Nachfrage weit auseinanderklafften (beides geht gegen null und ist damit im Gleichgewicht... :rolleyes: ), sondern daß der Markt so klein ist, daß es keinen wirklichen Markt mehr gibt. Wenn es keinen Markt gibt, gibt es auch keine "Marktpreise". Ich habe bis jetzt jeden meiner Saabs so losbekommen, daß ich mit dem Ertrag zufrieden war. Oft weit jenseits dessen, was hier als "Marktwert" tituliert wurde. Ich habe aber teilweise anderthalb oder zwei Jahre warten müssen.
Wer einen leidlich guten 9000 CC sucht, der kann sich entweder eine halbgare Grotte kaufen und die selber fit machen, oder er kauft das einmal im Jahr auftauchende brauchbare Auto und zahlt dann das, was Verkäufer dafür haben will. Wer einen guten 9000 CC loswerden will, der muß auf den einen Typen warten, der unbedingt so ein Auto haben will und keinen Nerv hat, es selber zu machen - oder er muß es mit Gewalt über den Preis in den Markt drücken. Sprich verschenken. Oder schlachten oder vom Schrotti abholen lasssen, denn der endverbrauchte 9000cc will auch niemand.


Und warum sollte jemand eine halbgare Kiste nehmen, wenn es für ein paar Euronen mehr einen gut gepflegten Vollausstatter, oder gar eine Gasanlage mit dazu, gibt?
Normalerweise standen sich Voyager in den Portalen vor Jahren auch die Reifen platt. Meinen 'vollen' mit LPG hätte ich am ersten Tag dreimal verkaufen können - preislich gut zwei Scheine über ansonsten in Alter und LL vergleichbaren 'Einsteigermodellen'.

Es sind und kommen deutlich mehr durchschnittliche SAABs auf den Markt, als nachgefragt werden. Und wenn die Leute halbwegs bei Sinnen sind, finden nur die besten davon einen Käufer - nicht die billigsten!

Die Leute sind nicht bei Verstand. Sonst würden sich Neuwagen nicht so gut verkaufen. :cool:

Spaß beiseite: der Gebrauchtwagenmarkt ist aufgrund der Informationsasymmetrie zwischen Käufer und Verkäufer disfunktional. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich schon auf Akerlöf verlinkt habe, tue das aber gerne noch einmal. (Hier der Originaltext). Stark vereinfacht und verkürzt: der Durchschnittskäufer ist nicht in der Lage, zwischen guten und halbgaren Autos zu unterscheiden; also wird er nur den Preis eines halbgaren Autos bezahlen, weil er sonst in Gefahr liefe, zuviel für ein als gut beworbenes Autos zu bezahlen, das aber tatsächlich doch nur halbgar ist. Das führt dazu, daß Autos vom Verkäufer vor dem Kauf heruntergerockt werden, weil man das zuvor in den Unterhalt gesteckte Geld beim Verkauf nicht mehr reinbekommt. Am Ende gibt es dann fast nur noch Grotten auf dem Markt. (Anmerkung von mir: daß die Leute nur Grotten bezahlen wollen schließt aber unrealistische Zustandserwartungen nicht aus.)
900, insbesondere wenn keine schwarzen Vollturboscoupés oder -Cabrios sind, und vor Allem 9000 befinden sich noch in den Niederungen des schnöden Ge- und Verbrauchtautomarktes. Es gibt also auch hier deutlich mehr Grotten als gute Autos. Ergebnis: s.o.

Im Klassikerbereich sieht das etwas anders aus. Da findet tatsächlich eine preisliche Differenzierung statt. Dummerweise haben viele Käufer dennoch nicht mehr Ahnung von Autos als zuvor. Deshalb hängen sie sich an "Kennzahlen" wie der Anzahl der Vorbesitzer oder dem Kilometerstand auf... und zur Sicherheit muß es ein Scheckheft geben. Die Kilometer sagen aber absolut nichts über den tatsächlichen Zustand aus, wie ein Vergleich von Plüschtier und Veronica nachdrücklich zeigen könnte. Oder der Vergleich mit dem jahreswagenzuständlichen 430.000km-S8 im Bekanntenkreis...
Wer jetzt ein gutes Auto hat, das aber nicht in die Suchraster "wenig Kilometer, aus erster Hand" paßt, für den reduziert sich der potentielle Käuferkreis noch weiter.

Mir persönlich sind beim Autokauf die Kilometer herzlich egal. Ich lege aber Wert auf eine zumindest leidlich nachvollziehbare Historie. Ein Scheckheft muß nicht sein; aber Wartungs- und Reparaturnachweise in Form von Werkstattrechnungen sind schön. (Die Tatsache, daß alle Autos, die ich länger als 500km fahre, lückenlos dokumentiert sind hat beim Verkauf meiner eigenen Autos übrigens auch immer sehr geholfen, bzw war oft sogar der Hauptgrund, daß ein Verkauf zustandekam.)
Manchmal weiche ich davon ab: zum 9-5 gibt es beispielsweise nur Rechnungen vom Vorvor- und Vorvorvorbesitzer, aber keine aus der Zeit, in der das Auto beim Verkäufer war. Dafür kenne ich den Verkäufer seit einigen Jahren, weiß daß er etwas von Autos versteht und sich um seine Autos zu kümmern pflegt, und ich wußte sogar von den kleinen Problemchen, die er mal damit hatte, lange bevor ein Verkauf überhaupt zur Diskussion stand. Kurz: Papier wurde hier ersetzt durch gewachsenes Vertrauen. Ist aber für den Gesamtmarkt auch unpraktikabel. Man kann nicht jeden kennen.
Wir bewegen uns bei Altsaabs aber mittlerweile in Bereichen, in denen der technische Zustand deutlich hinter die Karosserie zurücktritt. Wenn die Karosserie rostfrei bzw rostarm ist, dann kann die Technik komplett durch sein, es wird unterm Strich dennoch das billigere Auto bleiben. Diese Beurteilung erfordert aber wiederum zwingend eine eingehende persönliche Besichtigung und etwas Sachverstand - oder eben wieder viel Vertrauen in den Verkäufer...
Im dreistelligen Preisbereich kann ich auf all das auch verzichten, einfach weil das finanzielle Risiko so gering ist; aber offensichtlich ist rationale Risikobewertung keine Stärke der Bevölkerungsmehrheit. (Anders ließe sich die gegenwärtige Terrorhysterie auch nicht erklären, aber das ist ein ganz anders Thema.)

Fazit:
- wer einen Saab verkaufen will braucht Zeit, ansonsten muß er über den Preis konkurrieren.
- wer über den Preis konkurriert, konkurriert mit Grotten, und muß folglich auch mit deren oftmals durchwachsenem Käuferkreis auskommen.
- wer ein Auto zu einem angemessenen Preis und in einer angemessenen Zeitspanne verkaufen will, der jat Pech.
- wer ein guten Saab zeitnah kaufen will, der muß jeden Preis zahlen, den der Käufer des einen im Betrachtungszeitraum auftauchenden guten Autos aufruft.
- wer einen guten Saab kaufen will, aber nichts dafür bezahlen, der muß sich durch die Flut der Grotten quälen, bis er ein an sich brauchbares Auto von einem entnervten Verkäufer unter Zeitdruck findet.
- wer ein gutes Auto in einem angemessenen Zeitrahmen finden möchte und die Qualität nicht selber beurteilen kann, der hat Pech.

Kurz: die Marktsituation ist eigentlich für Käufer- wie Verkäufer derzeit gleichermaßen unbefriedigend. Kein Wunder, es gibt ja keinen funktionierenden Markt.
Eine Lösung dafür gibt es nicht. Aber man kann seine eigenen Erwartungen anpassen, dann ärgert man sich auch nicht darüber.
 
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Hmm, doch: Problem ist ja die Intransparenz, die muss man versuchen aufzulösen. Im Jungwagenmarkt gibt es ja so Sachen wie das "DEKRA Siegel", wo ein (möglichst unabhängiger) Prüfer sich das Fahrzeug anschaut und begutachtet, und zwar nicht nur die HU-relevanten Sachen, sondern einen umfangreichen Katalog an Technik, Karosserie und Systemen. Wenn das so detailliert läuft wie bei einer Leasingwagen-Rückgabe, dann ist das schon aussagekräftig. Das Siegel kostet natürlich auch was, gibt einem Käufer aber durchaus Sicherheit, was das angebotene Auto hat oder nicht hat. Da kommt man dann nicht an und sieht auf den ersten Blick ein Auto mit Hagelschaden, der in der Anzeige "vergessen" wurde.

Im älteren Gebrauchtwagen-Segment wo wir zu Gange sind wird sowas kaum mehr angeboten und viele Dinge bleiben trotzdem Ansichtssache - und vor allem eine Frage des Knowhows: Welcher Grill und welche Stoßstangen waren in dem Baujahr noch mal die korrekten ?!? Ist eine Nachrüstung von Airflow-Planken jetzt gut weil schön oder schlecht weil nicht original ? Aber ich finde, daraus bezieht das Ganze ja auch einen Reiz.

Mehr Transparenz lässt sich aber (meiner Meinung nach) durchaus herstellen durch Thread wie den "Schon besichtigt". Schön wäre es also, wenn man den Titel ernster nehmen würde und tatsächlich nur was schreiben, wenn man das Auto schon gesehen hat. Bilder aus der Kristallkugel helfen leider nicht wirklich weiter (obwohl ich immer wieder verblüfft bin, welche Details andere User in den oft schlechten Bildern aufgefallen sind).
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Jungwagenmarkt gibt es ja so Sachen wie das "DEKRA Siegel"...

Steht doch jedem Kaufinteressenten frei mit einem Gutachter anzutanzen. Soll er halt selber zahlen, warum ich? :hmmmm:
Demnächst darf ich dann noch die Überführungsfahrt zum neuen Standort, die Ummeldung, die neuen Kennzeichen und die ersten 10 Tankfüllungen übernehmen, oder was?
Nee nee, da muß Kaufinteressent auch mal Initiative und Brieftasche zeigen, bin doch nicht das Kaschperle für "Interessenten".
Dann steht die Bude trotzdem n Jahr und der nächste meckert warum das Gutachten so alt ist...ne ne ne ne...das mache ich definitiv nicht mit.
Ich stelle ja schon ne Hebebühne zum Besichtigungstermin zur Verfügung...irgendwann muß mal Schluß sein.
 
Die Leute sind nicht bei Verstand. Sonst würden sich Neuwagen nicht so gut verkaufen. :cool:

Netter Scherz.

Im Preisbereich >25 Kiloeuro liegt der Anteil der gewerblichen Erstzulassungen doch schon weit jenseits der 80%. Diese Autos werden geleast, gefahren und zurückgegeben und sind Bestandteil der Kalkulation der Preise der Unternehmen. Oft spielt da der (irrsinnige) Listenpreis kaum mehr eine Rolle, da wird nur auf die Raten geguckt.

Im Preisbereich darunter holt sich die auto-ahnungslose Privatkundschaft gern einen neuen Klein- oder Kompaktwagen, der anfangs ggfs. teilfinanziert ist und dann über 10 Jahre und zum Teil erheblich länger runtergefahren wird. Warum auch nicht ? In diesem Autosegment ist die Technik mittlerweile ausgereift und trotzdem noch nicht so elektronik- und steuergeräteverseucht wie bei den "Premium"-Angeboten.
 
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