Anleitung: Reparatur Zeituhr 95/96

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24. Okt. 2009
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Danke
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SAAB
Rostlaube
Baujahr
1988
Turbo
Ohne
ATTACH]
Heute: Wie repariert man defekte Uhren aus alten SAABs. Sollte für alle mechanischen VDO-Uhren gelten - also auch die in 99ern etc., selbst wenn sie anders aussehen.
Anfangszustand: Tot.
Schritt eins: Drei Muttern hinten ab. Die dritte sitzt unter der Plastik-Plombe - die einfach ab/aufbrechen, braucht ja keiner mehr.
Wenn das Gehäuse ab ist, sieht man das Problem: Eine Temperatursicherung. Letztlich Lötzinn mit Schmelztemperatur 120°. Der "obere" Kontakt ruht eigentlich in dem an der Spule und steht unter Zug. Temperatursicherungen sind aufwendig zu verarbeiten und erfahrungsgemäß nicht vollkommen altersbeständig. Als Reparatur wird deshalb eine Miniatursicherung verbaut, Platz ist genug. Dimensionierung 1A T - "normaler" Strom der Spule ist 0,04A; beim Einschaltvorgang auch mal 0,5A.
Bitte nix da drin ölen oder einstellen wollen! Die Unruh etc. läuft auf Edelsteinen, die mögen Öl gar nicht. Höchstens mit einem feinem Pinsel durch und den Dreck der Jahrzehnte ausfegen. Einzige Einstellung ist die Schraube für die Feinjustierung der Schnelligkeit - die sitzt zusammengebaut versteckt unter dem VDO-Sticker.
Optionales Optik-Programm: Chromblende vorsichtig aufbiegen und abnehmen, Rost auf dem "Glas" mit Displex etc. auspolieren, Rahmen entrosten und lackieren, evtl. noch "Nullstellung" der Uhr korrigieren (also das bei 12:00 beide Zeiger genau überlappen und nicht der Stundenzeiger leicht vorauseilt). Bei dieser Uhr war außerdem noch die Feder des Einstellrädchens defekt - also das Rad federte nicht zurück. Ist am Glas von innen an der Achse verschraubt, ausbauen und ersetzen.
Fertig für die nächsten 42 Jahre.

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Schön, daß du deine Reparaturerfahrungen hier reinschreibst :top: Danke dafür.
 
Wie hast du den die Chromblende aufgearbeitet?
 
Jetzt fehlt mir nur noch so eine Uhr. Ich habe unter dem Saab Plastik- Deckel nachgesehen, aber da ist nur gähnende Leere.
 
Jetzt fehlt mir nur noch so eine Uhr. Ich habe unter dem Saab Plastik- Deckel nachgesehen, aber da ist nur gähnende Leere.

Es gab da übrigens wohl zwei verschiedene Versionen, also auf der Suche aufpassen. Einmal mit weißen Zeigern, einmal mit Zeigern in Signalorange - jeweils MY-abhängig passend zu den restlichen Armaturen. Sonst aber vollkommen identisch.
 
Dein Bericht ist doppelt interessant:
1) Offiziell sind VDO und Kienzle erst nach 1991, nachdem beide Firmen von Mannesmann übernommen waren, unter einem Dach zusammengekommen. Ich vermute, daß vorher VDO die Dinger einfach von Kienzle als robuste Uhren zugekauft und mit dem Doppellogo versehen hat.
2) Daß dieses so verrostete Stück (war wohl Jahrzehnte sehr naß gelagert) wieder ohne kompletten Neuaufbau läuft, spricht für die Robustheit der Konstruktion und Ausführung.
Ich möchte nicht wissen, wie unter gleichen Bedingungen gelagerte elektronische Uhren, SID`s und sonstige lebenswichtige Elektronikteile dann aussehen, geschweige denn funktionieren würden.
Ich fürchte, die uns nachfolgenden Oldtimer-Sammel-Generationen werden dann nur noch Stehzeuge, aber keine Fahrzeuge mehr restaurieren können. Das verkauft uns die Industrie als "Fort(damit)schritt" !
 
Das Uhrwerk an sich ist staub- und (in gewissen Maßen) wasserdicht gekapselt; daher der gute Zustand.
Kann dir beim Rest aber nicht wirklich zustimmen. Für mich das übliche nostalgische Gejammer…und ich bin die nachfolgende Generation. :redface:
Ich habe auch schon 30 Jahre alte Heimcomputer aus feuchten Kellern restauriert. Das ist nicht unmöglich und unter Umständen gar einfacher. Wenn bei mechanischen Teilen was defekt ist - viel Spaß, dass wird teuer.
Wenn moderne Elektronik weggerostet ist? Solange ein funktionierendes Exemplar da draußen vorhanden ist, lässt sich das alles billig nachbauen...
 
Ich habe meine Uhr vor ein paar Jahren von einem renommierten Uhrmacher-Fachbetrieb für ca. 100 Euro überholen lassen. Sie funktioniert seither zuverlässig. Allerdings sind die Laufzeittoleranzen in Phasen des Fahrbetriebs nicht ganz in den Griff zu bekommen (Abweichungen pro Woche bis zu 5 Minuten). Mir wurde das als unvermeidlich dargestellt.
 
Das die Uhren unterschiedlich schnell gehen ist glaube ich normal. Hängt wohl von unterschiedlichen Temperaturen +70/-15 ab. Ich denke einmal in der Woche justieren ist nicht tragisch.
liebe Grüße meki
 
Noch ein paar Fotos zum gleichen Tema;

clocknut.jpg


clockfuse.jpg


clockstick.jpg
 
Ich habe meine Uhr vor ein paar Jahren von einem renommierten Uhrmacher-Fachbetrieb für ca. 100 Euro überholen lassen. Sie funktioniert seither zuverlässig. Allerdings sind die Laufzeittoleranzen in Phasen des Fahrbetriebs nicht ganz in den Griff zu bekommen (Abweichungen pro Woche bis zu 5 Minuten). Mir wurde das als unvermeidlich dargestellt.

Die genannte Gangabweichung halte ich auch für normal. Ist bei meiner genau so.

Ciao!
 
Habe gerade Hinweis erhalten, dass die Bilder aus #1 weg sind - darum hier nochmal:
uhr_1.JPG uhr_2.JPG uhr_3.JPG uhr_4.JPG uhr_5.JPG
Vielleicht mag ein Mod das reparieren? :smile:

edit
erledigt - wenn auch spät :rolleyes:
Aber da gerade hierher verlinkt wurde, bin ich drauf gestoßen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
leider das Ergebnis des letzten großen Forums-Crashs. Danke, dass Du die Bilder noch hast!
 
leider das Ergebnis des letzten großen Forums-Crashs. Danke, dass Du die Bilder noch hast!
Nee, ganz meine Schuld - ich hatte die extern hochgeladen, weil die Bildersache im Forum damals (2012) etwas kompliziert war. Und weil ich eigentlich bei solchen Anleitungen gern hätte, das auch Menschen ohne Foren-Account die in voller Größe sehen können.
...leider sind sie dann wohl irgendwann gelöscht worden.

Aber ich hab ja von allem ein Backup. :biggrin:
 
Danke für die Anleitung und das erneute hochladen der Bilder, meine Uhr tickt wieder :top:
 
Danke, mich würde interessieren, wie ich die Uhr bei meinem 96er Zweitakter (1962) am einfachsten raus- und rein kriege. Habe in diesem Zusammenhang schon wahre Horrorstories gehört.

Uwe
 
Super Anleitung mal wieder, Kratzecke (auch wenn es schon wieder länger her ist aber beim Alteisen ändert sich da wenig).
Ich habe meine Uhr vor ca. 10 Jahren überholen lassen, da lief sie für viele Jahre problemlos. Jetzt geht sie innerhalb von 2 Wochen ca. 5 min nach. Vielleicht bin ich ja zu penibel aber mich nervt das. Heißt das jetzt wieder ausbauen und zu Revision bringen mit dem Risiko, dass ich das alle paar Jahre wiederholen darf?
Für Eure Meinungen und Erfahrungen bin ich wie immer dankbar.
Ciao!
 
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